Das Gesetz der Vampire
aus.«
Er schüttelte den Kopf. »Das ist nicht nötig, Stevie. Ich habe dich gern bei mir. Ich wundere mich lediglich immer noch, dass du meine Nähe erträgst. Dass ihr alle mich akzeptiert und in eurer Mitte nicht nur aufgenommen, sondern willkommen geheißen habt, nach allem, was ich euch angetan habe.«
Die Vampirin trat dicht an ihn heran und legte überaus sanft eine Hand an seine Wange. »Ashton, wie Sean vorhin bereits sagte: In dir ist nichts Böses; nur die üblichen Fehler, Schwächen und Anwandlungen von Selbstsucht, die wir alle haben. Wie sollten wir dich da nicht willkommen heißen, nachdem du nun mal ein Vampir geworden bist. Was geschehen ist, als du das Gesetz noch nicht kanntest, zählt nicht. Und was meine persönlichen Verluste betrifft, so sind die mein Problem, das ich schon noch bewältigen werde.«
Sie lächelte, zog seinen Kopf herab und küsste ihn in einer Weise, die Ashtons letzte Zweifel über ihre Motive beseitigte. Er erwiderte ihren Kuss ebenso innig. Und wessen Bett dasjenige einmal gewesen war, auf das sie sich gleich darauf sinken ließen, spielte nicht mehr die geringste Rolle.
***
Als die Vampire am nächsten Abend bei dem Gebäude eintrafen, in dem PROTECTOR residierte, dehnten sie alle ihre hypersensiblen Sinne aus, um festzustellen, wie viele Leute sich in welchen Räumen der Detektei aufhielten.
»Sie haben alle Jäger zusammengezogen«, stellte Ashton ausdruckslos fest. »Fünf sind mit Shepherd im Konferenzraum, die andern haben sich an strategisch günstigen Punkten verteilt, von denen aus sie uns ohne Schwierigkeiten abschießen könnten.«
»Wir werden sie ausschalten«, entschied Sean.
»Ich erledige das«, bot Ashton an. »Ich kenne mich im Gebäude schließlich bestens aus.«
»Bist du dir sicher, dass du das wirklich tun willst?«, fragte Gwynal. »Es kann auch jemand von uns übernehmen.«
Ashton atmete tief durch. »Aber niemand ist dafür qualifizierter als ich. Ich schaffe das schon.«
»Daran haben wir nicht den geringsten Zweifel, Ashton«, sagte Sean. »Aber die Menschen dort drinnen waren immerhin viele Jahre lang deine Kollegen und Freunde.«
»Damit komme ich schon klar, Sean.«
Er nickte ihm zu und machte sich auf den Weg. Er benutzte den Haupteingang, bewegte sich dabei jedoch so schnell, dass der Wachmann im Foyer nichts anderes wahrnahm als dass die Tür wie von einem Windstoß bewegt auf und zu schwang. Kaum hatte er diesen Gefahrenpunkt passiert, bewegte er sich nur noch schwebend unter der Decke fort, um die Lichtschranken zu umgehen, mit denen jeder Eingang versehen war.
Die ersten Attentäter ortete Ashton auf der Galerie im Hauptbüro, durch das jeder Besucher eintreten musste. Die Galerie beherbergte die aktuellen Akten sowie Fachliteratur und zog sich an allen vier Wänden entlang. Shepherd hatte dort acht Jäger postiert und ihnen sicherlich genaue Instruktionen gegeben, wer von ihnen welchen Vampir aufs Korn nehmen sollte. Da die Galerie einen zweiten Zugang über den Archivkeller besaß, wählte Ashton diesen Weg, um ungesehen hinauf zu kommen und befand sich dadurch unmittelbar hinter einem der Attentäter: Jim Forrester.
Er lag mit einer Armbrust halb verdeckt von einem Regal auf der Lauer und hatte den Eingangsbereich des Büros im Visier. Ashton empfand wieder einmal einen Anflug von Verbitterung. Er trat neben Forrester, der ihn dadurch zwar bemerkte, aber nicht aufsah, weil er ihn für einen der anderen Jäger hielt.
»Alles klar hier oben«, sagte Forrester leise. »Sobald die Blutsauger durch die Tür kommen, sind sie Geschichte.«
»Genau das haben wir uns auch gedacht«, antwortete Ashton leise.
Forrester fuhr herum, und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Ashton hielt ihm den Mund zu, bevor er einen Warnruf ausstoßen konnte und nagelte mit einem Knie die Hand mit der Armbrust am Boden fest.
»Tut mir leid, Jim, aber du wirst jetzt eine Weile schlafen und erst in fünf Stunden wieder aufwachen«, suggerierte er ihm. Forrester erschlaffte augenblicklich, wobei seine tiefen Atemzüge zeigten, dass er tatsächlich schlief.
Ashton nahm ihm die Armbrust und die Pistole mit den Silberkugeln ab und wandte sich dem nächsten Heckenschützen zu. Durch seine überlegenen Fähigkeiten als Vampir fiel es ihm sogar ausgesprochen leicht, sie der Reihe nach auszuschalten. Nachdem er alle auf der Galerie ins Reich der Träume geschickt hatte, widmete er sich den vier Jägern, die im Gang zwischen dem Hauptbüro und dem
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