Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Gesetz Der Woelfe

Titel: Das Gesetz Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronika Rusch
Vom Netzwerk:
diesem Festmahl fielen die drei Feierabendcroissants bei Rita nicht mehr groß ins Gewicht. Elise nahm sie würdevoll entgegen, verschluckte jedes mit einem einzigen Haps und begab sich danach auf ihren Beobachtungsposten neben der Küchentür. Man konnte ja nie wissen. Clara saß mit Willi an einem Tisch am Fenster und trank ein Glas Prosecco. Sie hatte Willi wohlweislich ihre Sprayaktion verschwiegen und auf seine nachdenkliche Frage hin, weshalb Barletta wohl so lange gewartet hatte, um sie dann doch noch zurückzubringen, nur vage mit den Schultern gezuckt. »Hauptsache, sie ist wieder da, nicht?«
    Willi nickte. »Natürlich. Aber komisch ist es trotzdem. Es muss doch einen Grund für diesen plötzlichen Meinungsumschwung gegeben haben, irgendeinen Anlass?«
    Clara nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Glas und schüttelte den Kopf, ohne Willi anzusehen. »Ich denke, wir haben ihn vielleicht ein wenig überschätzt. Der ist nicht besonders planvoll«, meinte sie obenhin.
    Doch Willi kannte Clara zu gut. Er sah sie forschend an: »Du verschweigst mir doch was!«
    Clara hob die Brauen, »Quatsch, was denn?« Sie konnte jedoch nicht vermeiden, dass ihr die Röte in die Wangen stieg. Eine bei ihr recht ausgeprägte körperliche Reaktion, die sie schon des Öfteren verflucht hatte.
    Willi schüttelte den Kopf. »Manchmal frage ich mich schon, wie du als Anwältin so erfolgreich sein kannst. Du bist die mieseste Lügnerin, die ich kenne.«
    »Also, hör mal!«, gab Clara empört zurück. »Ich kann sehr gut lügen. Fast perfekt, würde ich sagen.« Sie unterstrich die Verteidigung ihres so schmählich unterschätzten Lügentalentes mit einem ihrer Funkelblicke.
    »Ach, tatsächlich?« Willi grinste und begann, sich seine Feierabendpfeife zu stopfen.
    »Ja, tatsächlich, bloß klappt das leider nicht so gut bei Freunden, weißt du.« Clara verzog schmerzlich das Gesicht.
    »Leider? Da würde ich eher Gott sei Dank sagen.« Willi hielt ein Streichholz über den Pfeifenkopf. Durchdringender Tabakgeruch stieg auf.
    Clara seufzte. »O. k. Ich erzähl’s dir. Aber auf deine Verantwortung. Gib nicht mir die Schuld, wenn du nachträglich noch Magenschmerzen bekommst«, warnte sie, dann begann sie mit genüsslichen Seitenblicken auf Willis zunehmend entsetzter werdende Miene mit ihrer Schilderung.
    Am Ende schüttelte Willi den Kopf und meinte resigniert: »Ich glaube, so genau wollte ich es gar nicht wissen.«
    »Wenn du Kinder hättest, dann hättest du diese Erfahrung schon früher gemacht«, tröstete ihn Clara und leerte ihr Glas.
    Willi sah nachdenklich zum Fenster hinaus, während er seine Pfeife paffte. »Glaubst du, es ist jetzt vorbei?«, fragte er.
    Clara sah ihn an. Ihr Unbehagen, das sie seit Elises Rückkehr so erfolgreich unterdrückt hatte, kehrte augenblicklich zurück. Dann zuckte sie mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Aber könnte doch sein, oder?« Sie wollte, dass es vorbei war.
    »Arno glaubt das nicht«, fuhr Willi fort und stocherte in seiner Pfeife herum.
    »Arno Pöttinger?« Wann hast du denn mit ihm darüber gesprochen?«, wollte Clara erstaunt wissen und bekam Gewissensbisse, weil sie ihn noch nicht selbst angerufen hatte. Ihm hätte sie doch zuerst erzählen müssen, dass Elise zurück war.
    »Er hat heute Mittag angerufen. Du warst gerade in einem Gespräch.« Willi sah sie ernst an. »Er hat gemeint, du sollst extrem vorsichtig sein. Gerade jetzt, wo alles in Butter scheint.«
    Clara lachte unsicher. »Der Arno sieht mal wieder Gespenster. Warum kann er sich nicht mit mir freuen?« Sie schüttelte eigensinnig den Kopf: »Barletta hat mir Elise zurückgebracht. Das hätte er nie getan, wenn ich ihn nicht eingeschüchtert hätte, oder wie siehst du das?«
    Willi sah sie zweifelnd an. »Ist dir eigentlich schon einmal der Gedanke gekommen, dass es vielleicht gar nicht Barletta war, sondern sein Kumpel oder dessen Frau, der es nach deiner Sprayaktion einfach gereicht hat? Oder aber er hat dir Elise zurückgebracht, um dich in Sicherheit zu wiegen, und er plant in der Zwischenzeit etwas ganz anderes …«
    Clara biss sich auf die Lippen und wandte den Blick ab. Sie hatte Willi noch immer nichts von den genauen Umständen ihrer Unterredung mit Barletta erzählt und von ihrem ersten Eindruck, womöglich alles noch viel schlimmer gemacht zu haben. Als dann Elise zurückkam, war sie geneigt gewesen, das Ganze als Hirngespinst ihrer angespannten Nerven abzutun. Doch so ganz wollte es ihr nicht

Weitere Kostenlose Bücher