Das Gesetz des Irrsinns
wird, so dürfte es berittenen Einheiten leichtfallen, auf Truppenräder umzusteigen. Es gibt in der dänischen Etappe ohnehin einen Präzedenzfall: ein Panzergrenadier-Regiment auf Fahrrädern.
Geheime Reichssache!
Mein Reichsführer! Der von Amtschef IV gehegte Verdacht, Görings Forschungsamt leite nicht, wie vertraglich vereinbart, sämtliche Überwachungsergebnisse und Meldungen weiter an das RMVP sowie an uns vom RSHA , vielmehr werde ein Teil der Unterlagen auf direktem Wege von der Schillerstraße in die Schorfheide übermittelt, dies hat sich mittlerweile bestätigt.
Die Übermittlung von Meldungen erfolgt in Direktverbindung zwischen dem Dienststellenleiter der Fernsprech-Erfassungsstelle der Forschungsstelle A, Major der Luftwaffe Walter Roggenkamp, und dem Persönlichen Adjutanten des Reichsmarschalls, dem Oberleutnant der Luftwaffe Uwe Borowski. Der Kontakt wird aufrechterhalten durch einen Kurier, den Kradfahrer Frank Hubalek, Oberfeldwebel der Luftwaffe.
Zu Roggenkamp: Er hatte vor der Machtergreifung bei der Reichspost gearbeitet als Spezialist im Schalten sogenannter Fangschleifen, mit denen anonyme Anrufer in Wiederholungsfällen gestellt und dingfest gemacht wurden. Roggenkamp klinkte sich demnach – mit Genehmigung des beschwerdeführenden Fernsprechteilnehmers – in den jeweiligen Telefonanschluss ein, vorrangig dem eines ranghohen Parteigenossen, der (zumeist kommunistischen) Störanrufen ausgesetzt war, dies vielfach verbunden mit Beleidigungen, ja Bedrohungen. Bei einem Gespräch mit Amtsleiter FA , Clemens Prinz von Hessen-Nassau, dies anlässlich eines Empfanges, zeigten sich Übereinstimmungen in Interessen und Intentionen; als verbindend erwies sich vor allem die zeitweilig gemeinsame Tätigkeit bei der Fernaufklärung der Luftwaffe. So kam es zur Einstellung des Roggenkamp im sogenannten Forschungsamt.
Anmerkung zur Person. Roggenkamp bezeichnet sich selbst als Sohn der Eifel. Er stammt aus dem Luftkurort Nideggen auf dem ersten Höhenzug der Nordeifel. Seit vielen Jahren frönt er einer etwas seltsam anmutenden Leidenschaft: er untersucht historische Kellergewölbe im Städtchen. In seiner Freizeit, auch während des Urlaubs, verschafft er sich Zugang zu alten Kellern, dies entweder in Ruinen, dann ungefragt, oder in bewohnten Häusern, dann unter Vorwand.
Gern trägt er in geselliger Runde seine Begleitgeschichten vor. Etwa von Spinnen, deren Nester in verlassenen Kellern an Zweimeter-Spinnfäden von den Gewölben hängen, Spinnen mit fünf Zentimeter langen Beinen. Auch traktiert er seine Zuhörer gern mit Wörtern wie Korbbogen, Wölbefläche, Halbtonne, einhüftige Segment-Tonne. (Ich verweise auf seine Beiträge in den Heimatblättern des Geschichtsvereins Nordeifel.)
Des weiteren weiß er zu berichten, dass Gewölbekeller nicht nur als Wein- oder Rübenkeller gedient hatten, sondern, in Kriegszeiten, auch der Verteidigung, was sich an schießschartenartigen, »mit Maßquadern bewehrten Fenstern« erweise.
Zu Borowski: Bei einer der (raren) Dienstvisitationen in der Luftwaffenschule Wittstock kam Reichsmarschall Göring auch mit ihm als einem der Lehrgangsoffiziere ins Gespräch. Borowski scheint dem hohen Besucher imponiert zu haben durch das Motto: Landgraf, werde hart! So ließ er bei sportlichen Übungen Rekruten mit einer Ladung Ziegelsteine in den Tornistern gegen die Eskaladierwand anrennen.
Was den hohen Besucher im Gespräch mit Borowski überzeugte: Die mit Entschiedenheit vorgetragene Ablehnung einer Schwerpunktverlagerung von der Reichsluftverteidigung hin zur Luftunterstützung von Bodentruppen, sprich: zum Munitionseinflug wie zum Proviantnachschub für eingeschlossene Truppen sowie zum Abtransport von Verwundeten. Je mehr Luftunterstützung, Luftversorgung an der Erdfront, desto geringer der Spielraum für operative Einsätze der Luftwaffe. Sie habe primär jedoch
offensive
Aufgaben zu erfüllen!
Dies, knapp und klar vorgetragen, wurde honoriert durch joviales Schulterklopfen des Reichsmarschalls. Was von der Bekundung höflichen Interesses zur Anstellung führte: Borowski war vor der Militärdienstzeit Kunstlehrer. Er hatte 1935 seine Stelle verloren, von einem Schüler zur Anzeige gebracht wegen Abspielens englischer Tanzplatten. Borowski tauchte unter in der Kunstbuchabteilung der Preußischen Staatsbibliothek, meldete sich sodann freiwillig zur Luftwaffe, um nicht vom Heer eingezogen zu werden. Er gelangte zum Einsatz auf dem Feldflugplatz nördlich
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