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Das Gesetz des Irrsinns

Das Gesetz des Irrsinns

Titel: Das Gesetz des Irrsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Kühn
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Mannes von 69 , umgeben von jüngeren Männern, die zum Teil vorzeitig gealtert sind, innerlich, doch er wird sie aufrütteln, wird dafür sorgen, dass selbst bei Zweiflern der »Glaube bombenfest« wird.
    Wobei ihn Jungfer Rose unterstützen wird, auch wenn eine Hiobsbotschaft der anderen folgt, oder eher:
weil
eine Hiobspost der anderen folgt: »Die Stadt gefallen, jene ausgeliefert / Hier Kleinmut, dort Verrat« und das Schreckgespenst von der Unbesiegbarkeit des Empereur.
    Erinnerungen an die Belagerung der Stadt schon zur Zeit des Alten Fritz, aber diesmal wird nicht »hundsföttisch kapituliert«, selbst wenn Nachschub von Brot und Pulver wegen hohen Seegangs ausbleiben sollte. Entscheidend sei letztlich, dass die Bürgerschaft dem Entschluss treu bleibt, »die Stadt zu halten bis zum letzten Hauch«. Oder: »Das letzte Bollwerk mit aller Macht zu halten.« Und »wenn’s Bomben hagelt«, wenn die Feindesmacht zur Übermacht wird, so muss man bereit sein, sich »unter Kolbergs Trümmern zu begraben«.
    So aber denkt ein Nettelbeck nicht, schon gar nicht im Bund mit Major Gneisenau: »Wenn rings um ihn die Bomben krachen«, so pfeift er »Freut euch des Lebens«. (Heute würde er pfeifen: »Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern« oder: »Davon geht die Welt nicht unter.«) Er denkt und spricht so: Lieber die Lunte werfen in den Pulverturm der Stadt und sie damit vernichten, als sie »dem Feind in die Hand zu liefern«. Schließlich hat Stadtkommandant Gneisenau das Gelübde getan, »den Fall der Stadt« nicht zu überleben, ja »auf den Trümmern Kolbergs, den Degen in der Faust, zu fallen«. Auch die Offiziere in der Stadt haben erklärt, öffentlich, dass sie »ausharren wollen bis zum letzten Mann«.
    In einer enthusiastischen Suada des Rektors der städtischen Lateinschule wird schließlich Leonidas gepriesen, der drei Tage lang einer feindlichen Übermacht trotzte, zuletzt seine Männer und sich selber opfernd, um sein Sparta vor den persischen Invasoren zu schützen. Angefeuert von diesem Beispiel, will auch in Kolberg »
jedermann
sein Letztes« geben »und fallen, wenn es sein muss«. »Ja, das woll’n wir!« Dazu ist auch Roses Mutter entschlossen, »und wenn sie mir das Häuschen überm Kopf zusammenschießen«. Aber: »ein Volk in Waffen« wird schließlich siegen, ruft Gneisenau in seiner Schlusszeile und reicht Nettelbeck die Hand. Der Vorhang fällt.

    Lieber Borowski, wir vom FA stehen unter dem Eindruck, ja weithin unter dem Schock des schweren Terrorangriffs vergangene Nacht. Viereinhalb Stunden im Keller!
    Laut Bericht der Feuerleitstelle Zoobunker wurde der Angriff eingeleitet durch einen Masterbomber, der in etwa 5000 Metern Höhe kaskadenartige Traubenleuchtbomben abwarf, die das Stadtgebiet weithin aufhellten. Sodann wurde mit grünen Markierungen der Einflug gelenkt, wurde mit roten Leuchtkörpern der Angriffsschwerpunkt umgrenzt. Zum Einsatz gelangten Stabbrandbomben, Phosporbrandbomben, Sprengbomben, Minen. Erheblicher wehrwirtschaftlicher Schaden sowie starke Häuserschäden.
    Mehrere U-Bahn-, S-Bahn- und Straßenbahnlinien sind blockiert. Trümmerhalden auf Straßen und Gehsteigen, dazu Hausrat, bereit zum Abtransport in Ausweichquartiere. Ständig muss man vor Bombenopfern ausweichen, oft bis zur Unkenntlichkeit versengt oder von herabschlagendem Mauerwerk grob entstellt. Die Feuerwehrbuben im Alter von 15 , von 14 , bisweilen von 13 , die – zumeist ohne Handschuhe – Leichen am Straßenrand aufreihen müssen, sie arbeiten bis zur totalen Erschöpfung.

    Fortsetzung des Berichts, einige Stunden später. Auch wenn mehrere Viertel vorerst ohne Wasser sind, ohne Gas, ohne Strom – das Reichspostministerium kann uns weiterhin durchschalten, auch zum Diensttelefon von Dr. G.
    Als wäre vergangene Nacht nichts weiter geschehen, rief Produktionsleiter Sperber erneut an beim Prop.min. Es ging um Pferde! Sechstausend Pferde braucht Harlan für Kampfszenen zwischen preußischer und französischer Kavallerie. Für die Preußen werden vor allem Schimmel verlangt, zumindest in den ersten Reihen: weiß ist gut. Für die Franzosen eher Rappen: bös ist dunkel.
    Wie aber an sechstausend Pferde kommen? Die lassen sich nicht von Gestüten abholen, dort sind letztlich nur Zuchthengste, Zuchtstuten verblieben. Der Produktionsleiter sah nur eine Möglichkeit: Mitwirkung der Reiter- SS .
    Goebbels: Da wird sich Himmler garantiert querlegen! Reiter- SS als Komparserie in einem Film unter

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