Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gesetz des Irrsinns

Das Gesetz des Irrsinns

Titel: Das Gesetz des Irrsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Kühn
Vom Netzwerk:
meiner Ägide? Soweit geht die Freundschaft nun doch nicht! Trotzdem – man soll nichts unversucht lassen. Ich werde Hinkel beauftragen, sich über die Lage bei der Reiter- SS zu erkundigen. Sobald wir Genaueres wissen, ruf ich zurück.
    In der Tat, er rief Sperber nach einer knappen Stunde an. Fehlanzeige! rief er. Die Reiter- SS hat in Russland schwere und schwerste Verluste erlitten, zurzeit erfolgt Neuaufstellung in Kroatien. Anschließend sollen die Einheiten der Heeresgruppe Süd zugeordnet werden. Ist zu weit weg, die Reiterstaffeln können wir abschreiben. Aber wir könnten polnische Ulanen reaktivieren, soweit sie den Feldzug überlebt haben. Außerdem weist Hinkel auf die neu formierte Wlassow-Truppe hin. Soll über ein erhebliches Kontingent an Kavalleristen verfügen. Durchweg sehr gute Reiter, heißt es. Was ein Russe vom Land ist, der wächst ja gleichsam auf dem Pferderücken auf.
    Sperber hielt es für wenig wahrscheinlich, dass General Wlassow schon während der Aufbauphase seiner Truppe sechstausend gute Pferde samt Reitern oder sechstausend Reiter samt Pferden zur Verfügung stellen könne, man werde in größerem Umfang auf das Heer zurückgreifen müssen, dazu bedürfe es allerdings der Unterstützung durch den Herrn Reichsminister. Dem Vernehmen nach soll es berittene Aufklärungsstaffeln geben, im Einsatz vor allem an der Ostfront – die könnten eventuell herangezogen werden.
    Goebbels: Da ließe sich ja auch leicht Ersatz schaffen – Militärradfahrer haben sich speziell bei der Aufklärung bewährt. Nach Gestellung der Pferde muss halt auf Fahrräder umgesattelt werden.
    Der Produktionsleiter hielt das für einen hervorragenden Vorschlag, gab jedoch zu bedenken, dass abrufbare Kontingente an berittenen Kampftruppen kaum dem Bedarf bei den Dreharbeiten entsprechen dürften.
    Dann muss auf den Tross zurückgegriffen werden! Sieht sowieso elend aus, was sich da breitmacht! Deutsche Soldaten auf Panjewagen mit Pferden – Hinkel hat sich mit Recht beschwert, für die Wochenschau gibt das nichts her, schließlich stellen wir uns als moderne Armee dar.
    Im Tross gelangen aber nur Zugpferde zum Einsatz. Die eignen sich kaum zu Kavallerie-Attacken.
    Dr. G.: Wenn Tausende von Pferden und Reitern gleichzeitig zum Einsatz gelangen – wer kann schon Pferde der hintersten Linien im Auge behalten? Also, er wird Generaloberst Jodl im Führerhauptquartier anrufen – das Heer soll Pferde stellen, zusätzlich.
    In einem der Vorgespräche hat Sperber allerdings herausgehört, dass erheblicher Widerstand zu erwarten ist. Wegen der reduzierten Kontingente an Treibstoff werde die Entmotorisierung der Ostarmeen weithin eingeleitet. In Anbetracht dieser Entwicklung sei das Heer dringender denn je auf Pferde angewiesen, auch als Gespanne für die Artillerie. Unter den obwaltenden Bedingungen, so bekam er zu hören, könne kein Pferd abgegeben werden, kein einziges!
    Man kann, man soll, man wird! Es gibt schließlich Prioritäten! Harlan soll die sechstausend Pferde kriegen! Schalten Sie sich da gleich mal ein, Sperber! Lassen Sie die Drähte glühen!
    Als Produktionsleiter eines zivilen Projekts habe er bei der Militärbürokratie schlechte Karten. Staatssekretär Terzenbach würde sicherlich eher Gehör finden.
    Dr. G.: Noch sinnvoller dürfte letztlich sein, wenn Hinkel sich einschaltet. Als SS -Gruppenführer wird er den Gesprächspartnern schon den nötigen Respekt einflößen.
    Und Hinkel telefonierte. Die Aufzeichnungen seiner Gespräche müssen hier nicht vermittelt werden, es genügt, festzuhalten, dass er zuerst an zivile Instanzen verwiesen wurde, an Heimat-Pferdeparks, an Veterinärstationen. Dort war allerdings nichts zu holen. Das Gros der Pferde muss demnach im Osten abgezogen werden, vorrangig bei der Heeresgruppe Nord. Falls die Nachschubtruppe nicht ausreichend Pferde stellen kann, müssen notfalls Gäule der Artillerie ausgespannt werden.
    Und wie sollen die Pferde nach Pommern verbracht werden?
    Hinkel wendete sich an Transportdienststellen, die winkten ab: Keine Kapazitäten frei, militärische Transporte belegen sämtliche noch vorhandenen Verkehrsmittel. Bleibt also nur Landmarsch: Die Pferde müssen in riesigen Marschstaffeln dem Drehort zugeführt werden.
    Zwei Tage später nahm man Abstand auch von der Lösung Ost. Ein heller Moment des Generalquartiermeisters: In Dänemark liegt die Verpflegungsstärke von Pferden bei immerhin zehntausend. Selbst wenn mehr als die Hälfte abgezogen

Weitere Kostenlose Bücher