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Das Gesetz des Irrsinns

Das Gesetz des Irrsinns

Titel: Das Gesetz des Irrsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Kühn
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die Meinung, jemand, dem nichts nachgewiesen werden kann, der in Ehren gedient hat, dem kann die Charge nicht abgesprochen werden, auch wenn er an untergeordneter Stelle Verwendung findet.
    Aber viele sind zu schnell, zu oft befördert worden, auch in der Etappe – wenn der neue Einsatz nicht ihrer Eignung entspricht, muss in dem Fall nicht zurückgestuft werden? Sind noch nicht ganz sechzig, in den verdienten oder unverdienten Ruhestand können sie nicht versetzt werden in dieser Schicksalsstunde der Nation, in diesem Kampf um Sein oder Nichtsein, die müssen also zum Einsatz gelangen – aber an der Front?! Womöglich dem erreichten Rang, der Charge gemäß? Ein vormaliger Bahnhofskommandant als Führer eines Bataillons, das wäre ja Meuchelmord an seinen Männern! Also soll er Dienst tun in einer Einheit, die von einem Hauptmann oder Leutnant geführt wird?
    Göring schaltete sich wieder ein: Das geht, das muss gehn, er hat Generälen der Etappe klargemacht, dass sie nun Aufgaben übernehmen müssen, die nicht ihrem Rang entsprechen, hat damit Widerspruch und Zustimmung gefunden, und so hat er auch mal einen General auf Posten gestellt.
    Hat der sich nicht gleich erschossen? Ist doch eine Degradierung schlimmster Sorte: ein General, der Posten stehn muss, so einer kann sich doch nur eine Kugel in den Kopf jagen, oder er kommt in die Klapse.
    Doch, doch, es geht. Göring wusste von einem Dreiergrüppchen zu berichten, allesamt Etappenoffiziere, die einen Granatwerfer durch die Wälder spazieren trugen, es blieb denen auch gar nichts andres übrig. Es wäre überhaupt zu überlegen, ob man nicht Offiziers-Stoßtrupp-Kompanien zusammenstellen soll.
    Nein, also nein, nur ja keine Offiziersbataillone! Wenn die sich, an Trommelfeuer und so nicht gewöhnt, in die Büsche schlagen – das hätte verheerende Wirkung auf flankierende Einheiten von 18 - oder 17 -jährigen!
    Freilich, noch ist keine Einheit von Etappenoffizieren gebildet und eingesetzt worden, aber die Frage steht im Raum, schwebt über dem Kartentisch, morgens um vier, und die Amerikaner am Rhein, bald auch am Po, die Russen zwischen Weichsel und Oder, doch die Diskussion über die weitere Verwendung zahlreich zurückkehrender Etappenoffiziere setzt sich fort.
    Ja, die Grundfrage stellt sich auch bei Frontoffizieren – allein schon der Fall Student! Der General hat sich vielfach bewährt, auch bei der Befreiung Mussolinis droben am Gran Sasso, aber: Student redet so langsam, so furchtbar langsam, dass Göring schon mal gefragt wurde, was die für einen Doofen im Einsatz haben, der hat ja einen Klaps weg. Letzthin soll auch noch eine Kopfverletzung dazugekommen sein, na ja, das würde alles erklären. Aber Nachwirkungen der Kopfverletzung sind nicht zu erkennen, es ist nur so, er redet langsam, so furchtbar langsam.
    Den Führer erinnert das an seinen Fehrs, den neuen Diener aus Holstein. Wenn dem etwas gesagt wird, der braucht Minuten, bis er kapiert und agiert, ein ganz sturer Bock, aber letztlich macht er seine Sache ausgezeichnet.
    Bleibt nur die Frage, was man mit dem General Student anfangen soll, der wirklich unerträglich langsam redet. Göring würde dem mit Handkuss eine Fallschirmjägereinheit anvertrauen; Student hat immer schon gesagt, wenn auch langsam, ganz langsam: Wir springen mitten in die Feinde hinein.
    Also an seinem Mut ist nicht zu zweifeln, aber der spricht so furchtbar langsam, sagt Hitler.
    Göring muss das eingestehen, betont aber, dass Student ein Steher ist; so langsam wie der redet, so langsam reagiert der auf feindlichen Druck, der bleibt stehen, wo er hingestellt wurde, der weicht nicht und wankt nicht, ein Steher in der Stunde der Not.
    Wenn der nur nicht so langsam sprechen würde, befindet der Führer, dem liest man die Langsamkeit ja vom Gesicht ab. Dagegen der Hausser, ist ja ein Pfiffikus, der mit seinen pfiffigen Äuglein, mit dem Gesicht einer Spitzmaus.
    Ja, sagt Jodl, ein sarkastischer, witziger Mann.
    Und der Führer ergänzt, der hat ein Fuchsgesicht.
    Und Keitel: Ja, der ist sehr schlagfertig.
    Mag ja sein: Spitzmaus, Fuchs, mag ja alles sein, so Görings Einwurf, aber eine kleine Zehe von Student ist mehr wert als der ganze Hausser.
    Was der Führer ein wenig in Frage stellt.
    Doch Göring: Sprechen tut Student vielleicht noch langsamer als in früheren Jahren, durchaus möglich, aber er würde den mit Kusshand, ja mit Kusshand für die Fallschirmjäger übernehmen, einer wie Student wird dringend gebraucht,

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