Das Gesetz des Irrsinns
Schauspielerin bereit, mit Hitler ins Bett zu gehen, doch er warf sich auf den Fußboden und forderte sie auf, ihm Tritte zu versetzen. Das überraschte und befremdete sie, auf keinen Fall wollte sie so etwas riskieren beim Reichskanzler des Großdeutschen Reiches. Doch er bestand, sich auf dem Boden windend, darauf, von ihr getreten zu werden, dies unter der wiederholten Erklärung, er sei es nicht wert, mit ihrer göttlichen Erscheinung in einem Zimmer zu weilen, müsse dafür bestraft werden, und er bezichtigte sich diverser Verfehlungen in durchaus selbstquälerischer Weise. In seiner suggestiven Art bestand er weiterhin darauf, von der schönen Frau getreten zu werden. Sie konnte schließlich nicht anders, als seinen Bitten, seinen Aufforderungen Folge zu leisten und den weiterhin auf dem Hotelzimmerboden liegenden Führer zu treten. Was ihn sichtlich erregte. Er bat um weitere Tritte, wiederholte mehrfach, dies sei weitaus besser, als er das verdiene, und er forderte sie auf, härter zu treten. Je öfter das geschah, desto größer wurde seine Erregung, bis –
Bleibt noch daran zu erinnern, wie es im Fall Müller weiterging: Alkohol und Morphine. Zusätzlicher Auslöser innerer und äußerer Turbulenzen: ein jüdischer Liebhaber mit Wohnsitz Paris. So sah sie ihren Namen bald nicht mehr auf Besetzungslisten neuer Filmproduktionen. Auch fühlte sie sich beschattet – gewiss nicht zu Unrecht. Ihr Sturz sodann aus dem Fenster im ersten Stock der Villa in Dahlem. Sie soll erheblich angetrunken gewesen sein; auslösend jedoch die rasche Annäherung eines schwarzen Dienstwagens der Gestapo. Wenige Tage nach dem Sturz verstarb sie im Krankenhaus.
Soweit, in gebotener Zurückhaltung wiedergegeben, der Tabubruch seitens der SS -Führung. Oder, um einzugrenzen: Eines Tabubruchs, der mit Billigung oder stillschweigender Duldung des sicherlich ins Vertrauen gezogenen Reichsführers- SS erfolgt sein dürfte.
Ganz klar und ganz entschieden sei hier festgestellt und festgehalten:
Dies war und ist nicht unser Stil!
Soweit die Präambel zu den folgenden Auszügen aus dem Abhörprotokoll, in dem unser Führer zu Wort kommt.
Vorab noch ein Wort zum Technischen: Solange uns die Reichspost den Anschluss Goebbels freischaltet, haben wir keinerlei Einfluss darauf,
wer
ihn auf der Dienstleitung anruft. So kann ich nur festhalten: In der Erfassungsstelle leuchtete an Pult 3 das rote Lämpchen auf, der Erfasser schaltete die Klinke, schliff sich ein, ließ das Stahltongerät anlaufen. Er hätte in diesem Sonderfall höchstens stenographieren oder stichwortartig mitschreiben dürfen, aber es ist nun mal geschehen.
Der Führer zeigte sich zwar nicht als zornentbrannt, erwies sich in seinen Äußerungen jedoch als äußerst temperamentvoll. Jodl hätte eigenmächtig gehandelt! Typisch: Handelt einer aus der Generalität eigenmächtig, geht das unter Garantie schief. Wlassow-Brigaden für die Nachaufnahmen Richtung Dreigleichen in Marsch zu setzen – absoluter Fehlgriff! Russische Kriegsgefangene unter dem langen Lulatsch von Wlassow, ausgerechnet
die
sollen die übermächtige napoleonische Truppe darstellen?
Der Wlassow-Meute habe ich nie recht getraut, da kann ihr General noch soviel Charme aufbringen. Sie können sich darauf verlassen, Goebbels: Wenn diese Söldner der Roten Armee in die Fänge geraten, die werden mit Stumpf und Stiel ausgemerzt, mit Stumpf und Stiel! Da sollen die nicht das Privileg haben, kurz vor dem unrühmlichen Abgang aus der Weltgeschichte an Ihrem Prestigeunternehmen beteiligt gewesen zu sein. Kommt nicht in Frage, Goebbels, kommt nicht in Frage!
Dr. G. flocht ein, gemäß Jodls Anweisung sei bereits eine weitere Wlassow-Brigade in Marsch gesetzt, werde bald den Raum Gotha erreichen. Harlan werde auf die spektakulären Einsätze der zum großen Teil exzellenten Reiter auch kaum verzichten können.
Na schön, aber nur als Randerscheinung, Goebbels, nur als Randerscheinung! Das Hauptkontingent der geordnet aufmarschierenden napoleonischen Truppen muss von Unsrigen gestellt werden! Nur durch eine Truppe des Heeres kann der Aufmarsch gegen die Schar der Preußen zu mitreißender Darstellung gelangen. Er habe im Invalidendom vor Napoleons Sarkophag gestanden und sei erneut erfüllt gewesen von Hochachtung für jenen Heerführer. Selbstverständlich übertrage sich diese Hochachtung rückwirkend auf die napoleonische Armee; das wiederum verbiete es ultimativ, eine Einheit der Grande Armée von russischen
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