Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gesetz des Irrsinns

Das Gesetz des Irrsinns

Titel: Das Gesetz des Irrsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Kühn
Vom Netzwerk:
dem Filmprojekt seien ihm bereits zwei, drei Schreiben zugegangen, und er habe sich weidlich geärgert über die auch von den Herrschaften in Zivil gedankenlos benutzten Abkürzungen. Er habe sich erlaubt, neben jeder Abkürzung an den Rand zu schreiben: Stummelwort! Habe sich zusätzlich der Mühe unterzogen, Abkürzungen jeweils auszuschreiben. So heiße die zur Kontrolle und internen Überwachung der Massenkomparsen herangezogene Einrichtung nicht GFP , sondern Geheime Feldpolizei. Gänzlich unakzeptabel sei zudem die Abkürzung einer gleichfalls eingeschalteten Einrichtung wie der »Wehrmachtspresse- und Propaganda-Abteilung im Wehrmachts-Führungsstab«, unhöflich abgekürzt zu WP r. Er bitte darum, künftig auf derartige Verstümmelungen zu verzichten, selbst wenn damit ein leicht erhöhter Schreibaufwand verbunden sei. Damit zur Sache!
    Intern war Jodl von GFM Keitel angewiesen worden, erneut Truppen für Dreharbeiten zum K-Film aus der HKL herauszulösen und in Marsch zu setzen. Daraufhin hat Jodl, seine bayerische Wortkargheit überwindend, Dr. G. mit rückhaltloser Offenheit die Lage an der Ostfront zu beschreiben versucht, in der Hoffnung, ja Erwartung, damit die Anforderung einer Fronttruppe stornieren zu können.
    Ich hebe zu internem Gebrauch einige Stichworte und Angaben hervor. Im Winter 43 / 44 wurde faktisch die gesamte deutsche Südfront zerschlagen, ging die Dnjepr-Linie verloren, ebenso die Krim. Die deutschen Kräfte werden in wachsendem Ausmaß überflügelt, umfasst, zerschlagen.
    Folgte die russische Sommeroffensive vor einem Vierteljahr. Dabei wurden dreißig Heeresdivisionen vernichtet, also fast die gesamte 4 . Armee, zudem große Teile der 9 . Armee, der 3 . Panzerarmee. Es fehlen Reserven, es fehlt Luftunterstützung.
    Die Sowjetarmee nähere sich durch eine Frontlücke von mehr als 450 Kilometern der Reichsgrenze – eine Lücke, die weithin verursacht sei durch Verrat und Fahnenflucht bisher verbündeter rumänischer und bulgarischer Verbände. In Anbetracht dieser alarmierenden Entwicklung werde jeder Mann gebraucht. Es wäre derzeit ein Ding der Unmöglichkeit, Brigaden von der Front abzuziehen für ein Filmvorhaben, auch wenn es in seiner Ausrichtung durchaus zu begrüßen sei und nach Fertigstellung und Verbreitung sicherlich beitragen werde zu erhöhter Kampfmoral auch an der Heimatfront.
    Genau darauf arbeiten wir hin, so Goebbels, und genau dafür brauchen wir erneut Truppen – diesmal für einen geringeren Zeitraum. Es handle sich um Nachaufnahmen, mit denen eine absolut notwendige Akzentuierung gesetzt werde, die das Gesamtwerk auch in künstlerischer Hinsicht abrunde.
    Jodl bot daraufhin die Gestellung einer weiteren Brigade der Wlassow-Truppe an. Die Befreiung Russlands vom Bolschewismus stehe derzeit nicht mehr obenan auf dem Programm des Generals Andrej Wlassow, somit wäre erweiterte Einbeziehung dieser Hilfstruppe bei den Dreharbeiten durchaus zu rechtfertigen.

    Geheime Reichssache. Absolut vertraulich.
    Diese Anweisungen, lieber Uwe, sind diesmal formal notwendig, auch unter Freunden, denn: Der Führer persönlich hat sich in Sachen D r G / VH eingeschaltet, dies mit einem Anruf, der aus dem nunmehr (und bis auf weiteres) hiesigen FHQ u erfolgte.
    Zur Vorgeschichte: Der Führer hat sich in seinem (rasch wieder mit Fensterscheiben versehenen) Arbeitsraum der Reichskanzlei ein erneutes Rohschnittmuster des Films vorführen lassen. Besonderen Respekt zollte er für Harlans Findigkeit und Zähigkeit, die Reichskrone, die bereits Karl der Große getragen hatte, als Requisit einzubeziehen; das mit Edelsteinen dicht besetzte Original war aus der Schatzkammer Wien nach Neubabelsberg überführt worden, begleitet von anderthalb Dutzend Bewachern. In einer kurzen Filmsequenz machen auch Zepter und Reichsapfel (ebenfalls die Originale!) deutsche Königsmacht sichtbar. Zustimmung, ja Begeisterung beim Führer; seither nimmt er Anteil an der weiteren Entwicklung der staatspolitisch vorrangigen Spitzenproduktion.
    Und gleich noch eine Vorbemerkung: Es entspricht Görings Richtlinien bei der Gründung des FA , entspricht somit unserem Ehrenkodex, dass wir den Führer grundsätzlich nicht anschleifen – was der Reichspost technisch möglich wäre, auch bei Sonderleitungen. Ein Staatsoberhaupt zu überwachen, eine derart bodenlose Unverschämtheit blieb und bleibt allein dem Reichssicherheitshauptamt überlassen. Doch wie sich zeigt, fliegt sowas letztlich auf.
    Auch mit Blick auf

Weitere Kostenlose Bücher