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Das Gesetz des Irrsinns

Das Gesetz des Irrsinns

Titel: Das Gesetz des Irrsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Kühn
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Kurzfassung des Abhörprotokolls eines Telefonats zwischen Dr. G. und Oberst Mommertz, in Stellvertretung des Generalintendanten des Heeresverpflegungsamtes. Sein Vorgesetzter hatte keine Zeit für solch ein Gespräch – die Verwaltung schwindender Ressourcen erfordert offenbar ein wachsendes Deputat an Dienstzeit.
    Von Dr. G wurden nach knapper Begrüßung in scharfer Form Probleme der Verpflegung der bei Gotha nach und nach eintreffenden, durchweg fußkranken, desolaten 493 . Infanteriedivision angesprochen. Wo bleibt die verbindlich zugesicherte Versorgung?! Die übliche Ausrede, die Transportwege seien gekappt, könne in diesem Fall nicht geltend gemacht werden: Nach einer erheblichen Zahl von Fehltreffern erfreue sich der Bahnhof Gotha noch bester Gesundheit.
    Herr Minister, zur Transportlage kann ich mich nicht näher äußern, ich kann generell nur sagen: Die Versorgungslage verschärft sich. Aus Dänemark lässt sich mit einsetzender Räumung nichts mehr abziehen.
    Dann soll man das Zeug im Osten holen. War doch mal die Rede davon: Lodsch wird zerniert, freiwerdende Nahrungsmittel werden umgeleitet.
    Im Umland von Lodsch fouragiert neuerdings die Rote Armee. Ersatz für Lodsch lässt sich bei weiterhin planmäßig zurückgenommener HKL derzeit nicht festmachen.
    Da sollte sich Ihr Chef mal mit dem OKH in Verbindung setzen und die Heeresführung zu einem Gegenstoß motivieren. Und man holt rein, was bei Dreigleichen gebraucht wird.
    Herr Minister, gewonnenes Gelände muss dem Feinde generell wieder überlassen werden. Ich darf zudem daran erinnern, dass im Osten bei Frontbegradigungen, Frontverkürzungen, Frontrücknahmen weisungsgemäß alles, aber auch wirklich alles zerstört wird, was dem Feind in irgendeiner Form nützlich sein könnte. Ein Gegenstoß wäre unter diesem Aspekt sinnlos, mittlerweile ist jeder von unserer Truppe verlassene Landstrich leergefressen. Um es deutlich zu sagen: Das Heer hat durch Kahlfraß weite Gebiete zur Wüste gemacht.
    Und wenn ein Teil der Truppenverpflegung im Nordabschnitt abgezweigt wird?
    Absolut unmöglich! Bei der Heeresgruppe A musste der Verpflegungssatz III um ein weiteres Viertel gekürzt werden. Die Versorgungslage ist insgesamt erschütternd geworden. Bei zurückmarschierenden Verbänden fehlt es sogar an Pferdefutter. Zu allem Überfluss macht sich auch noch Munitionsmangel geltend. Es hat sich eine in mehrfacher Hinsicht unbefriedigende Lage ergeben. Der Zustand der Truppe lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nur als bejammernswert bezeichnen.
    Sie werden doch wohl nicht die Humanitätsleier anstimmen wollen! Wenn die Männer nicht genug zu beißen kriegen, kann ihre Kampfverbissenheit nur wachsen. Stalingrad hat gezeigt, wie lang eine Truppe auch ohne Nachschub ausharren kann. Da dürfte sich in der Hg. Nord eine Reduzierung des Nachschubs zugunsten der 493 wohl durchsetzen lassen. Anschließend kann durch Sonderzuteilungen ja ein gewisser Ausgleich geschaffen werden.
    Mommertz wies darauf hin, dass die Transportkapazität für Munitions-, Geräte- und Betriebsstoffzufuhr viel zu gering geworden sei, dass es hier generell und permanent zu Engpässen komme, dass infolgedessen zusätzliche Transportaufgaben einfach nicht mehr bewältigt werden könnten. Die Versorgung der kämpfenden Truppe habe den alleruntersten Grenzwert erreicht.
    Grenzwert, Sie sagten Grenzwert? Reichlich vager Begriff! Die Truppe soll den Gürtel, das Koppel ein Loch enger schnallen, eine Zeit lang.
    Mommertz: Das Koppel sitzt generell schon auf dem letzten Loch. Und auf dem pfeift die Truppe.
    Nicht gerade eine positive Aussage, aber ich schätze schlüssige Formulierungen. Die stellen aber nicht die Lösung dar. Legen Sie sich bei Ihrem Chef ins Zeug. Ich erwarte binnen kürzester Frist einen überzeugenden und verbindlichen Vorschlag zur Beseitigung der Engpässe. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Wir sprechen uns wieder.

    Zu vermelden: ein SOS von Produktionsleiter Sperber bei UFA -Produktionschef Liebeneiner.
    Produktionsbedingungen verschlechtern sich rapide! Vierzig Prozent weniger Hilfskräfte, Arbeiter, Techniker für die anstehenden Leonidasszenen. Und vor allem: Von vornherein steht zu wenig Rohfilm zur Verfügung! Die kürzlich erfolgte Anforderung von Rohfilm wurde beantwortet mit dem Hinweis auf Bombenschäden bei Agfa wie bei Perutz. Sperber sieht in Anbetracht der Notlage nur diese eine Möglichkeit: Liebeneiner soll, dem Gebot der Stunde folgend, einem der

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