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Das Gesetz des Irrsinns

Das Gesetz des Irrsinns

Titel: Das Gesetz des Irrsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Kühn
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Schwester, aber sie hat sich geweigert, die bettlägrige Mutter zu versorgen – Ausflüchte, nichts als Ausflüchte! Jetzt hängen wir fest. Was sagt die deinige zu all dem?
    Engagiert sich weiterhin in der NS -Volkswohlfahrt. Geht und fährt rum, sammelt Textilien. Werden zwar immer holzhaltiger, dennoch. Sehr viele retten bei Bombenangriffen nur, was sie grade auf dem Leibe tragen. Brauchen dringend Hilfe, also sammelt sie weiter. Wird aber immer schwieriger. In der Stadt wird ihr alles aus den Händen gerissen. Es fehlt an allen Ecken und Enden.
    Ja, und die allgemeine, na sagen wir: Geschäftsgrundlage?
    Hübner zieht aus der Innentasche seiner Windjacke ein Papier, entfaltet es: Flugblatt, beschlagnahmt, wird zu den Akten genommen. Ein Kartenausschnitt: dicke schwarze Pfeile führen südlich und nördlich an Aachen vorbei Richtung Rhein, über Stolberg hinaus.
    Sind die wirklich schon so weit?!
    Könnte was dran sein: Dienststelle Stolberg schweigt, scheint bereits geräumt zu sein. Hoffentlich konnten die alle Unterlagen mitnehmen.
    Und was hat der Ami sonst so zu vermelden?
    Naja, das Übliche. »Das Ende des Krieges ist nah … Deutschland ist besiegt … Kriegsverlängerung ist Kriegsverbrechen …« Ach ja, und die Generäle Bradley & Patton wollen Weihnachten in Berlin feiern … Gezeichnet Generalmajor J. Lawton Collins, »der blitzschnelle Joe«. Angeber …! Großmaul …!
    Hübner faltet das Blatt zusammen, steckt es ein.
    Reimann: Wenn der Ami erst mal in Aachen steht, kann es schwuppdiwupp gehn. Wenigstens bis zum Rhein.
    Wie auch immer – die Stimmung im Lande scheint zu kippen. Anwürfe, Vorwürfe – muss im Einzelnen nicht wiedergegeben werden. Höchstens: subversive Anspielungen auf einen US -Filmtitel:
Hangmen also die!
Scheinbarer Werbezettel als Flugblatt! Soll in Aachen auffälliges Echo gefunden haben.
    Reimann ist auch eine Äußerung aus dem Raume Moers zu Ohren gekommen: Bei der gegenwärtigen Frontlage müssten »Goldfasane« aufpassen, dass sie nicht ein paar in die Fresse kriegen.
    Hübner, noch leiser: Manches sähe mit Blick auf die eigene Zukunft eventuell besser aus, wäre letzthin der Antrag auf Rückversetzung in den allgemeinen Polizeidienst nicht abschlägig beschieden worden.
    Aha, Rückfahrkarte …?

    Eigentlich schade, Herr Liebeneiner, dass wir jetzt nicht beisammensitzen können wie seinerzeit im KddK, und wir besprechen das Projekt in aller Ruhe, wenn auch unter veränderten Vorzeichen.
    Ich stehe vor einem Problem, konzeptionsmäßig. Marga Epstein und Werner Hübner bereiten sich in der Filmerzählung vor auf die gemeinsame Fahrt per Dienstrad nach Krefeld. Von diesem Punkt an fällt es mir schwer, die Epstein zum Reden zu bringen. Den Hübner höre ich, die Stimme des Vorbilds Schulenburg im Ohr, wie aber reagiert die Jüdin? Tränenersticktes Stammeln …? Murmeln, dem Verstummen nah …? Ich finde hier, trotz diverser Schreibansätze, (noch) nicht den rechten Ton.
    Erst recht bei der extrem beengten Radfahrt: ich kann mir noch nicht so recht vorstellen, was in einer derartigen Konstellation zur Sprache kommt. Ich habe mir ernsthaft überlegt, ob ich nicht eine stumme Rolle anlegen soll: der Frau hat es die Sprache verschlagen … Was sich ja so einigermaßen nachvollziehen ließe, erst recht aus dem noch geringen zeitlichen Abstand zum Geschehen. Während die Epstein im Kontakt mit dem Schupo noch den einen oder anderen Satz hervorzubringen imstande war, reißt an dieser Stelle der Filmerzählung gleichsam der Faden, ich höre nur den Hübner. So bitte ich um Nachsicht, wenn ich, wenigstens im »draft«, Leerstellen lasse für Dialoganteile der Epstein. Für mich ist, wie schon angemerkt, erst mal entscheidend, dass der »plot« sich stimmig entwickelt.

    »Hübner, Staatspolizei, Außendienststelle Krefeld. Weisen Sie sich aus! … Ein Koffer, ausgerechnet ein Koffer! Sollen wir vielleicht mit einem Koffer nach Krefeld fahren, auf dem Fahrrad?! Und auch noch saumäßig schwer, das Biest! … Siebenundvierzig oder fünfzig Kilo, wo ist da letztlich der Unterschied?! Du bist hier auf dem Lande, du weißt, was ein Zentner ist! Ein Zentner! … Die Hälfte, höchstens die Hälfte kommt mit. Und zwar im Rucksack, verstanden? Den kriegt man zur Not auf dem Gepäckträger verzurrt … Schluss mit dem Geflenne, packen Sie um! Höchstens zwanzig Kilo, über den Daumen gepeilt … Und in der Handtasche – was ist da drin? … Sie sind angewiesen worden, sich das Schild

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