Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
Haken. Das lockige Haar eines Asix schaute aus den Betttüchern hervor.
»Wer ist das?«, wollten die Soldaten wissen.
»Eine Frau«, antwortete Oda knapp.
Das war eine Sprache, die die Soldaten verstanden. Sie nickten und verließen die Kabine.
Etwas später kam der Kommandant vorbei, verbeugte sich höflich und entschuldigte sich für die Störung. Er habe gehört, dass eines seiner Besatzungsmitglieder sich nicht wohl fühle und eine der Shiro-Damen, eine Ärztin, sich um ihre Versorgung und Pflege kümmere.
Suvaïdar bestätigte dies, und der Kommandant bedankte sich herzlich bei ihr.
»Ich werde das Gefühl nicht los«, sagte er, »dass in dieser Nacht sehr viel passiert ist. Dass sich gleichzeitig zwei ungewöhnliche Dinge ereignet haben, kann kein Zufall sein. Keri ist ein überaus wertvolles Besatzungsmitglied. Ich hoffe, sie hat sich bald wieder erholt. Kann ich sie sehen?«
»Natürlich.«
N’Tari näherte sich der Hängematte und betrachtete erst verblüfft, dann wütend das geschwollene Gesicht des jungen Mädchens.
»Da bist du aber schlimm gestürzt! Das ist gestern Nachmittag passiert, nicht wahr?«
Keri nickte.
»Und seitdem bist du hier in der Obhut der Ärztin, stimmt das?«
Wieder nickte Keri. N’Tari lächelte sie an und tätschelte liebevoll ihre Hand. Dann drehte er sich zu den Shiro um und erklärte:
»Wenn es Ihnen lieber ist, werde ich jemanden beauftragen, Ihnen die Mahlzeiten hierherzubringen.«
Suvaïdar bedankte sich, entgegnete jedoch, dies sei überflüssig. Man solle die normale Routine beibehalten. Dann lächelte sie den Kommandanten an und verbeugte sich vor ihm.
Kommandant N’Tari, der Ta-Shima oft genug besucht hatte, um diese Geste einordnen zu können, verneigte sich ebenfalls. Dann verließ er die Kabine. Sein breites Lächeln ließ zwei Reihen strahlend weißer Zähne sehen.
*
»Ich habe zwar keine Beweise, aber das kann kein Unfall gewesen sein, Exzellenz«, behauptete Kapitän Aber mit Nachdruck. »Der Gedanke, dass alle fünf ganz plötzlich – ohne ersichtlichen Grund – beschlossen haben, sich das Leben zu nehmen, noch dazu auf so barbarische Weise, ist absurd. Deshalb müssen wir davon ausgehen, dass ein Verbrechen begangen wurde. Es ist sicher, dass man die fünf Männer loswerden wollte.«
»Solange wir keine Fakten haben, die Ihre Hypothese untermauern, sprechen wir ganz offiziell von einem Unfall, bis das Gegenteil bewiesen ist«, entgegnete der Botschafter. »Man könnte sich beispielsweise durchaus vorstellen, dass es den Männern gelungen ist, unter den Augen des Zolls irgendwelche Rauschmittel mit an Bord zu bringen.«
»Exzellenz, Sie glauben doch nicht ...«
»Was ich glaube « , Rasser betonte das Wort, als würde er es zweimal unterstreichen, »hat überhaupt keine Bedeutung. Ich möchte nur unbedingt einen Zusammenstoß mit den Einheimischen vermeiden, bevor wir Ta-Shima erreicht haben. Verstehen Sie mich nicht falsch. Wenn Sie mir irgendeinen Beweis liefern,der Ihre Annahme stützt, würde ich veranlassen, dass die verdächtigen Personen festgesetzt und der Justiz von Neudachren überstellt werden. Aber im Moment ... Wen haben Sie in Verdacht? Die gesamte Besatzung und die Passagiere von Ta-Shima? Und wo wir schon dabei sind, wie sieht es mit dem Kommandanten aus oder gar mit meiner eigenen Tochter?«
»Es versteht sich von selbst, dass ich Ihre Tochter nicht verdächtige!«
»Wie lautete noch einmal Ihre Behauptung über die Gleichheit der Rechte, was Gesetz und Religion betrifft? Ich fand das höchst interessant. Ich wiederhole: Bis das Gegenteil bewiesen ist, gehen wir von einem Unfall aus. Und wenn es sich als zutreffend erweisen sollte, dass ein Verbrechen begangen wurde, dann stehen wir alle unter Verdacht. Auch Sie und ich. Ich möchte mein neues Aufgabenfeld nicht mit Streitereien mit den Einheimischen beginnen. Außerdem habe ich die Absicht, die drei Shiro offiziell einzuladen, mit mir zu speisen. Sie werden ebenfalls dabei sein, Kapitän. Ich zähle auf Ihre gute Erziehung in Ihrer Eigenschaft als Offizier. Mir ist zu Ohren gekommen, dass man den drei Shiro mit absoluter Höflichkeit zu begegnen hat.«
*
»Was wollen sie von uns?«, wollte Tichaeris von Suvaïdar wissen und schaute mit Interesse die Karte an, auf die mit einer leuchtenden Emulsion die Initialen A. R. aufgedruckt waren. Je nach Lichteinfall wechselten die Initialen die Farbe und versprühten einen angenehm leichten Duft.
»Sie laden uns ein, mit
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