Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
leid, aber sie haben uns aufgefordert, nur Hundefutter aufzutischen. Sie haben es in großen Mengen mit an Bord gebracht. Warum, weiß ich nicht, denn ich habe noch keinen einzigen Hund an Bord gesehen. Und nun müssen sie das ganze Zeugs selbst aufessen. Man hat versucht, ihnen zu erklären, dass man Menschen kein Hundefutter auftischen kann, aber sie haben es nicht verstanden. Sollen wir Menschennahrung für euch holen?«
Oda gab mit einer heftigen Geste – er bewegte den Kopf von unten nach oben – zu verstehen, dass dies nicht nötig sei. Beim Anblick der Speisen konnte er einen gewissen Ekel nicht verhehlen. Schaudernd betrachtete er seinen Teller, auf dem ein Stück kaum gegartes Fleisch lag, aus dem ein blutiger Saft sickerte, der die Gemüsebeilage durchtränkt hatte.
Die anderen Gäste jedoch schienen die Speise zu schätzen. Kapitän Aber hob sogar sein Glas, um den beiden Damen seine Glückwünsche dafür auszusprechen, dass sie solche Delikatessen mit an Bord gebracht hätten.
»Ihre Hoheiten möchten nichts essen?«, fragte er dann die Shiro.
»Wir sind keine Hoheiten«, verbesserte Suvaïdar ihn ein zweites Mal, und Oda fügte erklärend hinzu:
»Wie die Asix Ihnen bereits gesagt haben, essen wir für gewöhnlich ...«, er suchte das richtige Wort in der Universalsprache, fand es aber nicht und endete damit, dass er wortwörtlich aus dem Gorin übersetzte: »… keine Kadaverstücke.«
Die erste Ehefrau Rassers hob die Augen vom Teller und führte die Hand an den Mund.
Professor Li griff taktvoll ein.
»Sie wollen uns damit sicher zu verstehen geben, mein Herr, dass sich auf Ihrem Planeten alle Menschen strikt vegetarisch ernähren, oder? Fisch essen Sie, soviel ich weiß, Fleisch hingegen erfüllt Sie mit Abscheu, nicht wahr?« Er schaute Oda fragend an, der zustimmend nickte.
»Das ist doch lächerlich! Zweifelsohne ein idiotischer Aberglaube«, warf Kapitän Aber herablassend ein.
Dem Botschafter blieb der Bissen, auf dem er gerade kaute, fast im Halse stecken. Oda war durch die Beleidigung des Kapitäns stark angespannt und griff bereits zum kurzen Messer, um den Mann herauszufordern, wie die Regeln es vorsahen.
»Oda, nein!«, rief Suvaïdar.
Als Oda sich trotzdem erhob, fand sie genau die richtigen Worte, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. In der Hochsprache sagte sie:
»Das ist nur ein Sitabeh, Oda! Da ist Hopfen und Malz verloren. Man duelliert sich nicht mit einem Tier.«
Oda drehte sich zu Suvaïdar um und schaut sie mit einem Blick an, der deutlich machte, dass er sie verstanden hatte. Dann atmete er tief durch, um seine Selbstbeherrschung wiederzuerlangen. Dem Offizier kehrte er den Rücken zu. Seine ganze Aufmerksamkeit galt Professor Li, der sich nun an Kapitän Aber wandte:
»Wie ich gehört habe, essen Sie kein Schweinefleisch. Auch Katzen- und Schlangenfleisch steht bei Ihnen nicht auf dem Speiseplan. Stimmt das, Kapitän?«
»Das sind widerwärtige Tiere!«, rief Aber angewidert aus.
Arsel bestätigte dies durch eifriges Kopfnicken.
»Wirklich? Haben Sie sie denn probiert?«
»Natürlich nicht! Man isst doch in einer zivilisierten Welt kein Dreckszeug«, erwiderte der Kapitän. Dabei blickte er von oben herab auf den Professor, der von einem peripheren Planeten stammte. Dort nahm man es offenkundig nicht so genau, was das Nahrungsmittelgebot anbelangte.
»Aber wie können Sie dann behaupten, dass es sich um widerliche Tiere handelt?«
»Professor, Sie wollen doch nicht wirklich die Gebote der heiligen unitaristischen Religion und die zivilisierte Welt auf ein und dieselbe Stufe mit dem Aberglauben barbarischer Welten stellen?«
»Das würde ich mir niemals erlauben. Ich möchte hier nur anmerken, dass alle Esstraditionen sich auf alten Gewohnheiten gründen, und nicht selten spielen dabei Verknüpfungen mit externen Zufälligkeiten, wie etwa das Klima oder die Anwesenheit einer pathogenen Substanz, eine gewichtige Rolle. Was auf einigen Planeten akzeptiert wird, wird auf anderen als ekelhaft empfunden.«
»Wie ist es dazu gekommen, dass Sie Vegetarier sind?«, schaltete der Botschafter sich ein und warf dem Kapitän einen geißelnden Blick zu. »Handelt es sich dabei um eine Art Religion, wie wir sie auch bei den Armutssekten finden, die alkoholische Getränke und luxuriöse Kleidung ablehnen? Oder stehen philosophische Gründe im Vordergrund? Ich weiß, es gibt eine Philosophie, die Respekt vor jeder Form des Lebens verlangt. Ich erinnere mich aber nicht
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