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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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Außenweltler als »Schreiberstadt« bezeichneten, mit dem Astroport. Im Moment herrschte Ebbe, und das Ganze hatte Ähnlichkeit mit einer Insel, die über eine Landbrücke aus Sand mit dem Festland verbunden ist. Bei Flut konnte sich hier alles schnell in einen Kanal verwandeln. Außerdem konnte man die Bögen der Brücken erkennen, die die einzige Verbindung mit dem Rest des Kontinents bildeten.
    Die Passagiere aus der Außenwelt waren verstummt. Verglichen mit der restlichen bewohnten Fläche des Planeten war Schreiberstadt klein. Verglichen mit dem riesigen Dschungel jedoch, der feindlich und beunruhigend für alle war, die es seit Jahrhunderten gewohnt waren, in terraformierten und urbanisierten Welten zu leben, war Schreiberstadt sogar winzig klein.
    »Was für Tiere leben denn im Dschungel?«, fragte ein Passagier.
    Der Erste Offizier antwortete: »Ungeheuer aller Art. Fast alle sind extrem gefährlich, wie man mir erzählt hat. Ich persönlich habe Schreiberstadt nie verlassen, und seit meinem ersten Besuch habe ich mich fast immer innerhalb des Astroport-Geländes aufgehalten. Ich finde, für das Wenige, das der Planet zu bieten hat, lohnt die Mühe nicht, sich einer Serie von Impfungen und einer Quarantäne zu unterwerfen.« Er hielt kurz inne, fuhr dann fort:
    »Auf jeden Fall beherbergt der Dschungel alle Arten von wilden Tieren, nicht nur die großen Fleischfresser, die einem Albtraum entsprungen sein könnten. Auch kleinere, nicht so gefährliche Kreaturen haben dort ihr Zuhause. Sie lauern ihrer Beute auf, indem sie sich in Erdlöchern verbergen. Ich glaube, die gesamteTierwelt ist im Dschungel reich vertreten. Die einzige Ausnahme bilden Vögel und Insekten, nicht wahr?«, fragte er und wandte sich direkt an Oda. Der nickte.
    »Das ist ja hochinteressant!« Professor Li hatte irgendwo etwas darüber gelesen, fand es aber immer sehr viel spannender, die Informationen aus erster Hand zu bekommen. »Folglich haben die Pflanzen kein analoges System zur Bestäubung entwickelt, oder?«
    »Die einheimischen Pflanzen nicht. Aber in der Hochebene wachsen welche, die terrestrischen Ursprungs sind. Zu Beginn hat man sie von Hand bestäubt. Eine Horde Kinder, mit Pinseln ausgerüstet, hat sich dieser undankbaren Arbeit angenommen. Vor ein paar hundert Trockenzeiten ist es dann gelungen, für die Bestäubung geeignete Tierarten bei uns heimisch zu machen, vor allem Bienen, aber auch Schmetterlinge.«
    »Was meinen Sie mit ›vor ein paar hundert Trockenzeiten‹?«, fragte der Professor nach.
    »So zählen wir hier die Jahre. Als zu Beginn eine Dürre herrschte, stieg die Sterblichkeit so rasant an, dass viele Kinder ihr erstes Lebensjahr nicht vollenden konnten. Seitdem ist es üblich zu sagen, dass jemand eine oder zwei Trockenzeiten überlebt hat. Heutzutage bedeutet das ganz einfach ein Ta-Shima-Jahr, das im Verhältnis zum Standardjahr um ein Viertel länger dauert.«
    »Sie haben darüber gesprochen, dass die Sterblichkeit rasant anstieg. Aber heute ist das nicht mehr der Fall, oder?«, hakte Arsel nach.
    »Seit die Hochebene terraformiert wurde, leben unweit der besiedelten Bereiche kaum noch gefährliche Tiere«, antwortete Suvaïdar. »Zudem ist es uns gelungen, den Launen des unwirtlichen Klimas die Stirn zu bieten, auch wenn die Orkane, die den Wechsel von der Regen- zur Trockenzeit ankündigen, immer wieder ein Abenteuer sind. Mittlerweile haben die Trockenzeiten keine Hungersnöte mehr zur Folge. In den ersten Jahren auf Ta-Shima starben noch viele Menschen, geschwächt vor Hunger.«
    Bei der nächsten Umrundung bereitete sich das Raumschiff auf den Landeanflug vor. Die Bahn des Astroports war vollkommen leer; deshalb war es nicht mehr erforderlich, in der Umlaufbahnzu verweilen und die Be- und Entladungsoperationen mit Landefähren zu bewerkstelligen.
    Man forderte die Passagiere auf, sich bis zum nächsten Sirenensignal in ihre Hängematten zu begeben. Dann machte die gesamte Besatzung sich an die Arbeit. Auf der Hansa 27 war kein automatisches Steuerungssystem mehr in Betrieb, seitdem man Raumschiffe vom Boden aus mit einem Lichtstrahl empfangen und bei der Landung unterstützen konnte. Früher wurde das alles per Hand gemacht.
    Kommandant N’Tari, ein ausgezeichneter Pilot, senkte die riesige Maschine ab, als wäre sie federleicht. Ihm zur Hand gingen der Erste Offizier und Ivari Tadaki. Wieder heulte die Sirene auf und kündete davon, dass die Maschine gelandet war. Das Raumschiff stand fest auf

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