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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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schon mal im Dschungel?«
    Oda dachte an die Volljährigkeitsprüfungen, aber es schien ihm nicht opportun, hier und jetzt davon zu erzählen. Die Fremden kannten so etwas nicht. Außerdem hatte er einmal seinen Studienkollegen gegenüber Andeutungen über die Prüfungen gemacht, was sehr unterschiedliche Reaktionen zur Folge gehabt hatte: Entweder hatte man ihn der Lüge bezichtigt, oder man hatte ihn verschreckt angestarrt.
    Er warf Suvaïdar einen raschen Blick zu, mit dem er sie bat, an seiner Stelle auf die Fragen zu antworten. Er selbst wollte das Panorama genießen und die Freude auskosten, endlich zurückzukehren. Die vergangenen zwei Jahre waren für ihn sehr unangenehm gewesen.
    Die anderen starrten deutlich weniger zufrieden auf ihren Zielort. Auch Suvaïdar, die vor langer Zeit ihrem Planeten den Rücken gekehrt hatte und überzeugt gewesen war, nie wieder einen Fuß auf diesen Boden zu setzen, fühlte sich unwohl.
    Mit einem Mal tauchte die Hochebene unter ihnen auf, der bewohnte Bereich Ta-Shimas. Es handelte sich um eine Halbinsel, deren Küste aus spitzen Felsen bestand, gegen die riesige Wellen rollten. Vom Rest des Kontinents war sie fast auf der gesamten Breite durch eine Bergkette getrennt. Die Berge waren hoch und steil und mit glitzernden Gletschern bedeckt.
    »Das ist das Corosaïgebirge, das Kristallcollier«, sagte Lars Ivradian. »Die Berge halten nicht nur die Wolken ab, die sich in der Regenzeit über der Hochebene auftürmen, sie bilden auch eine Barriere, welche die Ökologie des terrestrischen Typs von der des einheimischen Typs abgrenzt.«
    Im Westen verwandelten sich die Berge in flache Hügel, die ein langes schwarzes Band bildeten, von dem Rauchspiralen aufstiegen.
    »Sind das Brände?«, fragte Ivradian.
    »Nein«, antwortete Suvaïdar, »es ist der Bereich, in der dieVegetation beider Ökosysteme, die einheimische und die terraformierte, aufeinandertreffen und um die Vorherrschaft kämpfen. Jedes Jahr fressen die Viehherden terrestrische und einheimische Pflanzen, die für ihren Stoffwechsel geeignet sind. Die Förster laufen hinter dem Vieh her. Sie sammeln ein, was übrig bleibt und noch von Nutzen sein könnte. Den Rest verbrennen sie. Was Sie dort sehen, sind die Feuer, die von den Förstern zu diesem Zweck gelegt wurden.«
    »Das ist faszinierend«, kommentierte der Professor, der sich interessiert zeigte. »Aber ist diese Methode nicht viel zu langwierig und kompliziert? Wenn Sie den ganzen Planeten terraformieren würden, hätten Sie diese Art von Problemen nicht mehr.«
    »Ja, das stimmt, aber es würde so viel Energie kosten, wie ganz Ta-Shima in einem Jahrhundert verbraucht.«
    Kapitän Aber, der bisher auf Planeten gelebt hatte, auf denen die Energie praktisch unerschöpflich war, lächelte überlegen und murmelte irgendetwas vor sich hin, das kein Mensch verstehen konnte, allenfalls die anwesenden Asix. Überaus höflich richtete er dann eine Frage an Oda:
    »Was heißt eigentlich ›unterentwickelt‹, Shiro Adaï?«
    Im Westen gingen die Hügel in die sumpfige Ebene von Sovesta über. Dort strömten das Delta des Gaia-Flusses und der große Wasserlauf zusammen, der an der anderen Seite der Wasserscheide verlief.
    »Da sehen Sie die Sümpfe«, sagte Ivradian. »Mehrmals im Jahr werden sie von den Gezeiten überflutet. Selbst für die einheimische Tierwelt, die sich dorthin wagt, ist diese Gegend zu unwirtlich. Und die Menschen haben ausschließlich die Hochebene besiedelt.«
    Bei der zweiten Rotation flog das Raumschiff hinlänglich tief, damit die Passagiere die drei Städte erkennen konnten: Gaia, das am Fluss lag, Gorival im Norden am Vorgebirge, wo es die großen Viehzuchtstationen gab, und schließlich Nova Estia im östlichen Bereich. Dort befanden sich die Minen und die wenigen Industrieansiedlungen. Wer zum Arbeiten dorthin geschickt wurde, musste dies als Bestrafung empfinden.
    Die Fischer der Hand-Inselgruppe hatten jedoch noch eine vierte Siedlung gebaut; von einer Stadt konnte man nicht sprechen. Den größten Teil des Jahres verbrachten sie auf ihren Fischerbooten weit draußen auf dem Meer. Nur wenn die Orkane wüteten zogen sie sich in ihre Häuser zurück, die in der gesamten Inselwelt auf Pfählen gebaut waren. Dann nämlich trugen die Strömungen Plankton in die andere Hemisphäre; Fischschwärme folgten ihrer Nahrung und entfernten sich von der Hochebene. Ihnen zu folgen, machte keinen Sinn.
    Im Südwesten unweit Gaias sah man nun Niasau, das die

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