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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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hatte, möglichst noch zu entschärfen. Aber den Rat in einer laufenden Sitzung zu verlassen war ein schweres Vergehen. Außerdem hatte sie sich für einen Redebeitrag eingetragen.
    Als sie an der Reihe war, kniete sie sich auf das Kissen vor den Repräsentanten des Clans und begann: »Ich habe um das Wort gebeten, weil ich euch informieren möchte, was sich in den letzten Tagen, die ich in der Außenwelt zugebracht habe, ereignet hat.«
    Sie erzählte kurz von ihren Abenteuern auf Wahie und berichtete dann, wie die Spezialkräfte Oda einen Besuch abgestattet hatten. Bevor sie weitere Schlüsse daraus ziehen konnte, rief eine ihr unbekannte Saz Adaï: »Irgendjemand muss den Außenweltlern Informationen zugespielt haben.«
    Suvaïdar wartete ab, bis das Gemurmel sich gelegt hatte. Dann fuhr sie fort:
    »Auf welche Weise haben sie sonst erfahren, wer die biologischen Kinder Haridars waren? Zwei von ihnen, die hier auf dem Planeten waren, sind getötet worden, und die beiden, die nicht hier lebten, konnten sich gerade noch einer Festnahme entziehen.«
    »Was die beiden Erstgenannten betrifft, ist die Sache einfach«, intervenierte Eronoda Bur to Sevastek. »Sie haben sicher ihre Namen in der Universität oder bei der Arbeit hinterlassen.«
    »Glaubst du? Aber woher wussten die Sitabeh den Namen des Clans, zu dem Haridar gehörte? Und wie haben sie Micha’l und Sorivas Huang gefunden? Und auf welche Weise haben sie sie dazu gebracht, sich nach Niasau zu begeben?«
    »Zweifellos dank eines geschwätzigen Asix«, antwortete Eronoda.
    »Bur to Sevastek, du redest zu viel, und du suchst nach Entschuldigungen, obwohl niemand dich angeklagt hat.«
    Die Bemerkung kam von Fior Gantois, der Alten des Clans von der Hand-Inselgruppe, die am weitesten entfernt wohnte. Dass sie die lange Reise persönlich auf sich genommen hatte, ließ erkennen, wie besorgt der Rat war. Fior Gantois war eine ausgezeichnete Kämpferin und leitete den wohl schwierigsten Clan auf Ta-Shima – die Mitglieder lebten verstreut auf Fischerbooten und in Pfahlbauten – äußerst effektiv.
    »Die Asix kennen die Clans, denen wir angehören, aber nicht die biologischen Abstammungen«, bemerkte die Sadaï trocken. »Nein, es kann nicht sein, dass ein Shiro ihnen Informationen zugespielt hat. Und falls doch, hoffe ich, er hat es aus Dummheit getan, ohne darüber nachzudenken. Andernfalls wäre es Verrat.«
    Sie nannte keinen Namen, schaute aber Eronoda Bur an.
    »Einige Clans haben wichtige Kontakte zu den Außenweltlern«, fuhr sie fort. »Müsste ich feststellen, dass sie sich dabei mit der Mentalität der Fremden infiziert haben, könnte es sein, dass ich jeglichen Handel mit ihnen untersage. Sollte sich überdies herausstellen, dass irgendjemand gegen den Shiro-Codex verstoßen hat, indem er unsere Landsleute für seinen eigenen finanziellen Vorteil hintergangen hat, könnte ich mich noch zu sehr viel schwerwiegenderen Maßnahmen entschließen.«
    »Aber Sadaï, ich habe nicht ...«, begann Eronoda.
    Tsune unterbrach sie barsch. »Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt?«
    »Doch, Sadaï.«
    Fior Gantois zog schließlich eine Schlussfolgerung: »Ich habe niemals geglaubt, dass Haridar Sadaï die beiden jungen Huangs mitgenommen hat, um mit ihnen den alten barbarischen Botschafter zu besuchen. Es gab überhaupt keinen Grund dafür, und niemand hat gesehen, wie die beiden mit ihr über die Brücke gegangen sind. Selbst wenn es bei ihr purer Zufall gewesen sein sollte – die Tatsache, dass die beiden anderen Kinder Haridars, die in der Außenwelt lebten, ebenfalls Probleme hatten, ist mehr als suspekt.«
    »Huang Adaï«, meldete sich jemand zu Wort, »hattest du Micha’l und Sorivas den Befehl erteilt, über die Brücke nach Niasau zu gehen?«
    Alle drehten sich zu Odavaïdar um, der Saz Adaï Huang, die verneinte.
    Mit einem Gefühl des Unbehagens wurde Suvaïdar bewusst, dass Odavaïdar während der ganzen Diskussion kein einziges Mal das Wort ergriffen hatte, obwohl es hier um vier Personen aus ihrem Clan ging. Auch während der nächsten Stunden blieb Odavaïdar fast bewegungslos sitzen, als würde das, worüber hier gesprochen wurde, sie überhaupt nichts angehen.
    Erstaunt über diese Haltung konnte Suvaïdar nicht umhin, abund zu in Odavaïdars Richtung zu schauen. Doch wenn ihr Blick dem der Alten begegnete, wandte diese sich sofort ab. Angesichts der unergründlichen Miene Odavaïdars fiel Suvaïdar deren Spitzname wieder ein: Den »alten

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