Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
Patrouillen wegen ein paar Rebellen eingeführt haben. Das war gelogen.«
»Das nennt man nicht lügen, das nennt man Politik. Sollte etwas Gravierendes passieren, werde ich behaupten, dass es der Fehler der Abtrünnigen war, um die Machthaber Neudachrens davon zu überzeugen, dass es sich nicht um einen organisierten Angriff gegen ihre Mitbürger handelt.«
Statt die Straße zu nehmen, die zur Brücke führte, ging Oda zur Küche, die an eine Mauer der Botschaft gebaut war und sich im Freien befand. Er grüßte freundlich die drei Asix, zwei Frauenund ein Mann, die in aller Ruhe die Arbeiten ausführten, die man ihnen aufgetragen hatte. Im Haus des Clans hätte ein Asix allein die Arbeit in der Küche wesentlich schneller erledigt.
Sie tauschten ein paar Höflichkeitsfloskeln aus; dann bot man den Shiro Tee an, den sie gern akzeptierten.
»Leider können wir euch nichts zu essen anbieten, Shiro Adaï«, entschuldigte sich die jüngere der beiden Frauen. »Das ist für die Sitabeh.«
»Sie essen Futter für Hunde?«, fragte Oda, indem er bewusst den Ausdruck für Fleisch verwendete, der unter den Asix gebräuchlich war.
»Nein, heute ist es ihnen nicht gelungen, Leichenteile zu kaufen. Das hier ist Nahrung für Menschen, aber wir bereiten sie genauso ungern zu, wie wir es für den alten Botschafter Coont gemacht haben.«
Oda und Suvaïdar lächelten verständnisvoll. Die Asix hatten ihre ganz eigene Art, einem Shiro gegenüber Unzufriedenheit auszudrücken, ohne sie dabei zu kränken. Und genauso verhielten sie sich Fremden gegenüber.
»Ich würde mich freuen, wenn ihr mir erzählen könntet, was ihr während der Arbeit beobachtet habt«, sagte Suvaïdar. Sie wusste, dass die Asix den Charakter ihrer Arbeitgeber gnadenlos zerpflücken würden, weil sie ein aufmerksames Publikum hatten. Und tatsächlich: Alle drei erzählten von allen möglichen Dinge, die sie zusätzlich kommentierten.
Als sie fertig waren, richteten sie ihre runden Augen erwartungsvoll auf die beiden Besucher.
»Danke, ihr habt uns sehr geholfen«, sagte Suvaïdar.
»Habt ihr Weisungen für uns?«
»Wenn ihr etwas hört, das euch wichtig erscheint«, antwortete sie, »kommt nach Gaia und sagt uns Bescheid. Wir heißen ...«
»Wir wissen, wer ihr seid, Shiro Adaï.«
»Ach ja, ich habe ganz vergessen, dass ihr immer alles wisst, ehe die anderen davon erfahren. Übrigens, wenn ihr Kinder habt, schickt sie in das Haus des Clans. Und noch etwas. Es kann sein, dass es hier zu Kämpfen zwischen den Außenweltlern und einigenjungen Shiro kommt, die der Akademie anvertraut sind. Ihr dürft auf gar keinen Fall eingreifen. Sagt das bitte auch den anderen.«
»Aber die Soldaten haben Waffen, die von Weitem treffen! Sie werden die Shiro mühelos töten!«
»Wenn ihr eingreift, wärt ihr auch betroffen. Also haltet euch heraus. Das ist kein Rat, das ist ein Befehl.«
»Und wenn die Soldaten uns angreifen?«
»Das ist etwas anderes ...«, begann Suvaïdar, doch Oda unterbrach sie in schneidendem Tonfall:
»Pass auf, Asix, dass du nicht in eine Situation gerätst, die den Soldaten einen Grund liefert, dich anzugreifen, denn solltest du überleben, werde ich dich zum Training in den Fechtsaal einladen. Ich kenne eure kleinen Listen, wenn ihr euch einer Weisung entziehen wollt. Denkt daran: Ich habe drei Halbkinder.«
Alle drei lachten laut, und Suvaïdar schaute ihren Bruder schief an. Es hatte sich also doch darum gekümmert, seine Kinder kennenzulernen, die er mit den Asix hatte ...
Sie hüllten sich in ihre Mäntel und bedeckten das Gesicht bis auf die Augen. Nachdem sie sich von den Asix verabschiedet hatten, die immer noch kicherten, gingen sie in Richtung Brücke.
»Lass uns rekapitulieren, was wir erfahren haben«, begann Oda, wobei er unter seinem Mantel an den Fingern abzählte: »Der Botschafter hat sich mit den ›Weißen Augen‹ gestritten. Das muss der stolze und selbstzufriedene Kapitän sein, und er ist es auch, der die Oberhand hat. Soener hat von einer Asix-Frau drei Kinder, die er nur unter strengen Sicherheitsvorkehrungen besucht. Er ist überzeugt, dass niemand davon weiß, aber das ist ein Irrtum: Ida Soener und ein paar Händler, die hier seit mehreren Jahren wohnen, wissen davon. Nicht zu vergessen die Asix in Niasau.
Der Gastwirt des Hotels und mehrere große Händler haben sich gegen die Anwesenheit der Soldaten aufgelehnt, aber Rasser ist nicht eingeschritten. Er ist sehr übellaunig, und vor Kurzem hat er seine
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