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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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...«
    Er hatte zuletzt leiser gesprochen, um seinen Worten zusätzliches Gewicht zu verleihen, wobei er einen schnellen Blick über die Schulter geworfen hatte.
    Auch er hat Angst vor den Spezialkräften, stellte Suvaïdar überrascht fest. Dennoch war er auf seinem Planeten ein einflussreicher Mann, und seine erste Ehefrau – wie Soener seiner Asix erzählt hatte – kam aus einer Familie, aus deren Reihen viele Regierungsmitglieder stammten. Was mochte er als bedrohlich empfinden?
    Die beiden Ehefrauen Seiner Exzellenz gesellten sich zu ihnen. Sofort wechselte der Botschafter das Thema und stellte Fragen über die Gesellschaft Ta-Shimas. Suvaïdar antwortete ausführlich, versuchte aber jede Anspielung auf Themen zu vermeiden, die seine Neudachrener Mentalität in irgendeiner Weise schockieren könnten.
    Die Monate, die der Botschafter auf Ta-Shima verbracht hatte, hatten ihn körperlich und seelisch gezeichnet. Er schien müde und weniger selbstsicher zu sein. Auch seine beiden Frauen hatten unter dem Aufenthalt gelitten. Für sie war Ta-Shima ein Vorposten der Zivilisation in einer barbarischen und feindlichen Welt. Ihr Lebensstil war sehr viel schlechter, als sie es gewohnt waren; es fehlte ihnen an allem, womit sich die Damen in der Hauptstadt das Leben angenehmer machen konnten: Schönheitssalons, Boutiquen, Theater und nicht zu vergessen ein reiches und vielfältiges soziales Leben.
    Elide wirkte eingeschüchtert. Eine unvermittelte Geste ihres Mannes, und sie rückte sofort ein Stück von ihm ab. Suvaïdar erinnerte sich daran, was die Asix ihr erzählt hatten: Der Botschafter hatte sich während seiner Wutanfälle mehr als einmal an seiner jungen Frau vergriffen, hatte sie aus nichtigen Gründen geschlagen und sich hinterher sofort bei ihr entschuldigt. Er hatte sie angefleht, ihm zu verzeihen und hatte ihr hoch und heilig versprochen, so etwas werde nicht wieder vorkommen.
    Die junge Frau tat Suvaïdar leid, aber sie konnte nicht begreifen, weshalb sie so etwas hinnahm und sich damit begnügte, zu weinen und sich von den Asix-Zimmermädchen trösten zu lassen.
    Am deutlichsten verändert hatte sich die erste Ehefrau Rassers. Die kräftige Matrone hatte Pfunde verloren, ihre Gesichtshaut war welk geworden, und bei jedem noch so kleinen Geräusch fuhr sie heftig zusammen.
    Nach jedem ihrer Besuche in der Botschaft ging Suvaïdar in die Küchen, um ein paar Worte mit den Asix zu wechseln. Deshalb richteten die Asix, die gerade abkömmlich waren, es jedes Mal so ein, dass sie sich mit Suvaïdar treffen konnten. Der jüngste der Jungen reichte ihr übereifrig eine Tasse Tee, ein anderer stellte ihr einen Teller mit frischem Obst hin oder süße, klebrige Reispastete, welche die Ta-Shimoda als Leckerbissen schätzten. Sie blieben, um mit ihr zu plaudern und ihr zu erzählen, was in der Zwischenzeit passiert war.
    Eine überaus präzise Informationsquelle war ein junger Mann, der sozusagen als Mädchen für alles arbeitete. Weil er sich hier und da geschäftig mit einem Putztuch oder einem Eimer in der Hand zu schaffen machte, gehörte er für die Außenweltler praktisch schon zum Inventar. In seiner Anwesenheit unterhielten sie sich in aller Ruhe, ohne sich auch nur im Geringsten vorstellen zu können, dass der junge Asix womöglich die Universalsprache verstand.
    »Misstrauen sie dir nicht?«, fragte Suvaïdar ihn. »Ich möchte nicht, dass du Ärger kriegst.«
    »Ay, Shiro Adaï, dein Interesse schmeichelt mir. Nein, sie misstrauen mir nicht. Warum sollten sie sich auch vor mir in Acht nehmen? Die Asix sind dumm, das wissen doch alle Außenweltler.«
    Er lächelte wie ein Engel, mit großen, runden Augen, treuherziger denn je zuvor.
    »Umso besser, wenn sie das denken. So kommt es ihnen gar nicht erst in den Sinn, dich für die Armee zu rekrutieren oder dich mit Gewalt an Bord eines Raumschiffes zu bringen, damit du gesundheitsschädliche Arbeiten auf einem weit entfernten Planeten verrichtest. Aber sag, wovor genau hat die ältere Mattenteilerin des Botschafters eigentlich Angst?«
    »Vor uns, meine Dame.«
    »Warum denn?« Suvaïdar war erstaunt. »Habt ihr etwas gemacht, dass ihr einen Grund gibt, sich zu fürchten?«
    »Nein, aber sie ist überzeugt, wir könnten uns plötzlich aus den Ketten befreien und gefährlich werden.«
    Was für Dummheiten, sagte sie sich. Dann dachte sie an den Chefmechaniker an Bord des Raumschiffes und an Win. Ja, für die Sitabeh konnten Asix in der Tat zu einer Gefahr

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