Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
zurückzunehmen.«
»Ich kann nicht.« Seine Exzellenz schien auf heißen Kohlen zu sitzen. »Nicht ich bin für diese Dummheit verantwortlich, glauben Sie mir. Könnten Sie denn nicht Ihrerseits Ihren jungen Leuten befehlen, sich ruhig zu verhalten? Wenn es in den nächsten Monaten keine weiteren Scharmützel oder Störungen gibt, hoffe ich, dass Neudachren diese Anordnung wieder zurücknimmt.«
»Sie sind also ausdrücklich dazu verpflichtet worden.« Suvaïdar zwang sich zu einem Lächeln, das ein heimliches Einverständnis ausdrücken sollte. »Der Ehrenkodex der Shiro ist zwingender als ein geschriebenes Gesetz. Es ist an uns Erwachsenen, solche fatalen Vorfälle zu unterbinden. Könnten Sie denn nicht wenigstens dafür sorgen, dass Ihre Soldaten nur in den Vierteln kontrollieren, in denen sie selbst wohnen? Wenn das der Fall wäre, könnte ich darauf einwirken, dass die jungen Shiro sich auf den Bereich an der Brücke beschränken, in denen ausschließlich Asix leben.Wenn Ihre Soldaten mit ihren Waffen nicht in die Asix-Viertel gehen und Sie auf diese absurden Passierscheine verzichten – eine Verfügung, die übrigens den Prinzipien von Freiheit und Demokratie widerspricht, die die Föderation deklariert –, könnten wir unschöne Vorfälle vermeiden.«
»Welche Art von Vorfällen befürchten Sie?«
»Probleme zwischen Ihren Soldaten und den jungen Shiro, die nicht so geduldig und friedliebend sind wie die Asix. Wir sind von Natur aus jähzornig und dazu erzogen, auf Aggressionen mit Gewalt zu reagieren, und sei es nur verbal. Uns ist die Ehre wichtiger als das Leben, und wenn es zu Zusammenstößen kommt, wird es Verwundete geben, wahrscheinlich sogar Tote.«
»Wenn Sie so wenig am Leben hängen, warum machen Sie sich dann so große Sorgen über den Tod von zwei oder drei Hitzköpfen? Sehr viel mehr wird es nicht geben. Wenn sie erst einmal begriffen haben, dass sie gegen Plasmagewehre und Laserstrahlen nichts ausrichten können, werden sie sich den Soldaten nicht mehr entgegenstellen.«
»Die Shiro? Ich mache mir keine Sorgen um die Shiro, nur um diese kleine Gruppe von Rebellen.«
»Sie wollen doch nicht etwas sagen, dass Sie sich um meine Soldaten sorgen? Keine Angst, denen wird nichts passieren.«
»Da bin ich mir nicht so sicher. Die mächtigsten Waffen nützen nichts, wenn derjenige, der sie bedient, langsamer als sein Gegner ist. Doch in der Tat mache ich mir weniger Gedanken um eure Männer. Mich treibt um, dass die Asix unter Ihren Männern leiden, und das können wir auf keinen Fall zulassen.«
»Ich verstehe Sie nicht. Das Los der jungen Leute Ihrer eigenen Rasse ist Ihnen gleichgültig, stattdessen sorgen Sie sich um Ihre Diener?«
»Es sind keine Diener, auf jeden Fall nicht für uns. Niemand lässt sich von anderen bedienen«, sagte Oda, und Suvaïdar fügte hinzu: »Es ist eine Frage des Sh’ro-enlei. Haben Sie schon mal davon gehört?«
»Ja. Das ist eine Art Ehrenkodex, falls ich es richtig verstanden habe. Aber ich sehe den Zusammenhang nicht.«
»Für jemanden, der hier nicht geboren wurde und unsere Erziehung nicht genossen hat, ist das schwer zu verstehen. Wir sind sehr dünnhäutig, wenn es um etwas geht, das das Sh’ro-enlei betrifft.«
Rasser schien verlegen zu sein und vermied es, sein Gegenüber anzuschauen. Nach einigen Sekunden betretenen Schweigens murmelte er:
»Ich kann Ihnen versprechen, dass der Passierschein abgeschafft wird. Aber was die Patrouillen betrifft, hat es wohl Raufereien in der Bar gegeben, die gerade eröffnet hat, und weitere Vorfälle ähnlicher Art.«
»Ich habe davon gehört. Aber waren das nicht Raufereien, in die ausschließlich Soldaten verwickelt gewesen sind?«
Der Botschafter lief rot an. Suvaïdar beobachtete aufmerksam das Farbenspiel in seinem Gesicht. Er muss unter Bluthochdruck leiden, dachte sie. Warum lässt er sich nicht behandeln? Ach ja, er gehört ja der Armee an. Sollte sich herausstellen, dass es um seine Gesundheit nicht zum Besten steht, würde er riskieren, dass man ihn zum Rücktritt bewegt.
»Ich glaube nicht, dass ich bei den Patrouillen irgendetwas machen kann«, sagte er. »Aber ich bin felsenfest überzeugt, dass es keine großen Probleme geben wird.«
Obwohl er von »felsenfest überzeugt« gesprochen hatte, zitterte seine Stimme vor Unruhe.
Ohne zu antworten, verabschiedete sich Oda mit einem höflichen Gruß und ging mit seiner Schwester hinaus. Er flüsterte ihr zu: »Es ist nicht wahr, dass sie die
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