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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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jüngere Frau grundlos geschlagen – wenn es denn überhaupt gute Gründe gibt, eine erwachsene Person zu schlagen. Aber ich verstehe nicht, dass sie sich das hat gefallen lassen.
    Dieser Professor für Anthropologie weigert sich, Imi zu sehen, die Raumfahrtbegleiterin, die mit ihm an Bord des Raumschiffes die Hängematte geteilt hat und jetzt ein Kind von ihm erwartet.
    Die junge Frau, die mit Rasser die Matte teilt, nennt sich Elide, aber das ist ein Geheimnis, und sie darf nicht so genannt werden. Das verstehe ich nun überhaupt nicht. Sie haben einen Kindernamen, so wie wir, den sie ihren intimen Partnern geben? Wenn das der Fall ist, warum ist sie dann in die Küche gegangen, um es dem Personal zu erzählen?«
    »In religiösen Familien verliert die Frau den Namen ihres Clans, wenn sie heiratet«, entgegnete Suvaïdar, »und nimmt den Namen ihres Mannes an. Wenn also jemand mehrere Frauen hat, haben alle denselben Namen. Man nennt sie erste, zweite oder dritte Ehefrau Rasser ... Allein schon die Tatsache, weiterhin den Vornamen zu verwenden, wie Ida Soener es tut, zeugt von Nonkonformismus. Es den Asix zu erzählen, war eine Art Rebellion. Doch ich weiß nicht, wie uns das nützen könnte.«
    Suvaïdar musste Oda haarklein erklären, was die Begriffe »Ehefrau« oder »heiraten« bedeuteten. Ein wenig genervt fragte sie ihn dann: »Aber du hast doch zwei Jahre in der Außenwelt zugebracht. Hast du denn gar nichts begriffen?«
    »Ich habe in diesen zwei Jahren studiert. Deshalb hat man mich ja dorthin geschickt, oder?«
    »Aber hast du nichts über den Planeten und die Menschen dort gelernt?«
    »Nein. Warum hätte es mich interessieren sollen? Das sind doch nur Sitabeh.«
    Suvaïdar atmete tief durch und zählte im Geiste bis zehn, bevor sie antwortete: »Fassen wir zusammen: Ich bin sicher, dass Kapitän Aber der Mann der Spezialkräfte ist. Das bedeutet, selbst wenn Rasser offiziell der Chef ist, ist es Aber, der das letzte Wort hat. Und dieser Mann ist ein gefährlicher fanatischer Nationalist.«
    »Man könnte den Asix sagen, dass sie ihm eine Tasse Cormarou-Saft servieren sollen.«
    »Glaubst du, das ist eine Shiro-Methode?«
    »Was soll’s? Er ist Außenweltler, kein menschliches Wesen.«
    »Sie werden einen anderen schicken«, sagte Suvaïdar. »Es wäre besser, ein Mittel zu finden, sie unter Kontrolle zu halten.«
    An der Brücke trafen sie auf eine bewaffnete Shiro-Gruppe. Sie trugen keine Mäntel, aber die Gesichter waren von der Fechtschutzmaske verdeckt. Es waren Schüler von Riodan Lal. Suvaïdar musterte sie aus den Augenwinkeln. Die meisten von ihnen waren sehr jung, und es bestand kaum Hoffnung, dass sie ruhig blieben. Sie würden auf die kleinste Provokation reagieren.

17
    Die nächsten Wochen
vergingen ohne weitere Zwischenfälle. Suvaïdar hegte die Hoffnung, dass die noch verbleibenden drei Monate bis zum Wechsel der Jahreszeit ohne Vorfall vorübergehen würden. Vor Beginn der Unwetter verließen die meisten Asix ihre Arbeitsstellen, um zu ihren Clans zurückzukehren oder sich zur Erntearbeit einzufinden. Auch die Schüler von Riodan Lal würden dann die Brücke überqueren. Und die Soldaten würden wieder mehr mit ihren eigenen Landsleuten zu tun haben. Wenn es nach Suvaïdar ging, könnten sie sich genauso gut auch untereinander töten.
    Oda war abberufen worden, um die Installation eines neuen Turbinensystems der Elektrizitätswerke zu überwachen, und aus Einfachheitsgründen schlief er direkt am Deich. Von einem Tag auf den anderen fand sich Suvaïdar oft allein wieder. Schon deshalb, so fand sie, wäre es eine gute Idee, dem Botschafter einen weiteren Besuch abzustatten, denn er schien Interesse daran zu haben, mehr über Ta-Shima zu erfahren. Sie erzählte ihm, dass die jungen Shiro, die mit ihren armseligen Säbeln durch die Straßen von Niasau patrouillierten, lediglich aus Imponiergehabe heraus agieren würden.
    Rasser nickte. »Ich habe es die Männer wissen lassen, die Patrouille laufen. Zum Glück konnte ich durchsetzen, dass das zur Verstärkung hinzugekommene Kontingent aus ausgewählten Raumflugmännern besteht. Ein Kollege aus dem Ministerium für Raumfahrt, ein Freund von mir, hat die Männer ausgesucht. Ich hatte mit jedem ein Gespräch, und ich habe allen die Situation erklärt. Sie werden nicht in das Asix-Viertel nahe der Brücke eindringen, darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Aber wenn sich an der Spitze der Patrouille einer dieser fanatischen Getreuen befindet  

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