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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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die von zwei alten Pferden gezogen wurden, die langsam die Becken umrundeten. Hin und wieder bekamen sie eine Möhre, um sie ein wenig anzutreiben.
    Aus einem dritten Becken holte Suvaïdar die saubere Wäsche heraus und hängte sie zum Trocknen unter ein Vordach. Als sie damit fertig war, wurde der Himmel schon blass.
    Am Abend ging sie in Begleitung von Oda über die Brücke nach Niasau. Im Asix-Viertel, das sich unmittelbar hinter der Brücke erstreckte, war es ruhig, zu ruhig. Wo waren nur die Kinder, die jetzt vom Training in der Akademie in Gaia zurückkehren mussten? Sie hätten auf der Straße herumrennen oder spielen müssen. Doch sie sahen nur einige Jugendliche, die von der Arbeit kamen, und die Alten, die hier lebten, hatten in den Häusern zu tun. Überall geschlossene Türen, ganz anders, als es in Gaia üblich war.
    »Asix?«, rief Oda leise, und die nächstbeste Tür wurde geöffnet.
    Durch den Türspalt sah man, wie ein altes, misstrauisches Gesicht auftauchte, dessen Ausdruck sich sofort veränderte, als es die Shiro erblickte. Der Alte grüßte sie respektvoll und lächelte sie an, während er sie mit einer einladenden Geste bat, ins Haus zu kommen. Sofort schloss er die Tür hinter ihnen wieder.
    Sie gingen die drei Stufen hinab, die in den Gemeinschaftsraum im Untergeschoss führten. Hier war es angenehm frisch. Sie setzten sich auf eine Matte und nahmen eine Tasse mit dem leichten, anregenden Aufguss entgegen, den die Ta-Shimoda »Tee« nannten und von dem sie bei jeder Gelegenheit Unmengen tranken. Zuerst sprachen sie über Belanglosigkeiten; dann erkundigte Suvaïdar sich höflich nach Neuigkeiten aus dem Clan ihres Gastes und seiner engsten Familie.
    Sie wusste gut, dass der Asix ihr ohne Umschweife sagen würde, was sie wissen wollte, wenn sie ihn einfach reden ließ, wie es seine Art war. Und tatsächlich, nach ein paar Sätzen über die jüngsten Geburten und die Arbeiten, die die Jungen für die Sitabeh verrichteten, erklärte der Alte:
    »Wir haben mehrere Kinder, Shiro Adaï, und haben das Glück, eine große Familie zu sein, aber wir haben uns gedacht, dass es besser wäre, sie für einige Zeit in das Haupthaus des Clans nach Gaia zu schicken.«
    »Wegen der Soldaten? Hat es irgendwelche Vorfälle gegeben?«
    »Das nicht, Shiro Adaï, aber sie brüllen in ihrer Sprache herum, und manchmal drohen sie uns mit ihren Waffen, wenn wir sie nicht verstehen. Manchmal kommen sie einfach in die Häuser und nehmen sich Dinge, oder sie verhalten sich unseren Frauen gegenüber so, als wäre gerade das Fest der drei Monde, und sie hätten eine Daïbanblume geschenkt bekommen.«
    Suvaïdar schaute sich um und stellte fest, dass die spartanische Einrichtung der Ta-Shimoda hier auf die Spitze getrieben war. Abgesehen von einer Matte gab es nur noch ein Regal mit Schalen und einige wenige Lebensmittel.
    Sie warf dem alten Asix einen fragenden Blick zu. Das Gesicht des Asix legte sich in kleine Fältchen, als er durchtrieben lächelte und die Antwort auf die nicht gestellte Frage gab:
    »Man hat einen Teil der Vorräte versteckt und den Rest nach Gaia gebracht. Mehr brauchen wir nicht. Einige der jungen Frauen haben beschlossen, ihre Arbeitsverträge nicht mehr zu erneuern. Nach und nach werden sie nach Hause zurückkehren, wenn die Verträge ausgelaufen sind.«
    »Und was sagen die Außenweltler dazu?«
    »Was sollen sie dazu sagen? Sie haben die Löhne erhöht, um die Leute zum Bleiben zu bewegen.«
    Auf der Straße trafen Suvaïdar und Oda nur eine einzige Patrouille, und die Soldaten warfen ihnen einen geistesabwesenden Blick zu. Dafür fragten sie sie nach ihrem Passierschein.
    »Die müssen neu auf dem Planeten sein«, bemerkte Oda. »Sie haben noch nicht begriffen, dass auch wir Ta-Shimoda sind.«
    Ohne weitere Probleme erreichten sie die Botschaft. Suvaïdar bat den Wachsoldaten, sie anzukündigen. Während der Mann in sein Kommunikator-Armband sprach, schaute sie sich um.
    »Was für ein ärmliches Konsularbüro«, murmelte sie. »Es passt zu einem Planeten, dem die Regierung von Neudachren offensichtlich nur geringe Bedeutung beimisst. Ich verstehe immer noch nicht den Sinn von dem, was auf Wahie passiert ist. Wenn man an das lächerliche Aufgebot von Männern und Mitteln denkt, hätte das Ganze für eine Holovid-Serie herhalten können. Aber die Spezialkräfte müssen einen ihrer Männer hier haben. Es sind zweifellos sie, die hinter dieser lächerlichen Patrouillengeschichte und der Sache mit

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