Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
sein«, antwortete Benlec. »Dagegen war das Mähen die schlimmste Fronarbeit. Ich bin in deiner Schuld, Yocoo.«
»Wirklich? Und glaubst du, diese Schuld am Fest der drei Monde begleichen zu können?«
»Ich weiß nicht«, lautete die zögerliche Antwort Benlecs. »Das würde dein Guthaben zusätzlich erhöhen. Aber in Ordnung – ich nehme dich beim Wort. Wir treffen uns beim Fest. Ich warte ungeduldig auf den Moment, in dem meine Schulden mir bis zum Hals reichen.«
Yocoo ging hochzufrieden davon, ein breites Lächeln auf den Lippen.
Die Ankunft dreier erwachsener Shiro setzte dem Treiben und dem Geplauder abrupt ein Ende. Der Chef-Landwirt und zwei seiner Gehilfen waren ebenso wie die jungen Leute mit Staub bedeckt und wirkten todmüde. Sie warfen ihre Kleidung in die Ecke, gingen unter die Duschen und stiegen anschließend ins Becken, wobei sie die anderen mit einem höflichen Murmeln begrüßten. Die Jungen schwiegen respektvoll, während die drei Männer über das bereits Geschaffte diskutierten und dann über die Arbeit sprachen, die noch bevorstand.
»Wir brauchen mindestens noch eine Woche, bis wir fertig sind.«
»Machen wir uns keine Illusionen, so viel Zeit haben wir nicht. Aber das ist kein Grund zur Sorge. Es ist jedes Jahr das Gleiche. Immer gibt es immer irgendetwas, das nicht rechtzeitig reif wird und verloren ist. Aber wir haben Vorräte für fünf Monate, und die Trockenzeit hat noch nie länger als vier Monate gedauert.«
»Wir müssen uns jetzt den drei Getreidefeldern, den Obstplantagen im Westen und den Obstgärten jenseits der Ziegenherden zuwenden. Die machen mir am meisten Sorgen, denn wir brauchen allein schon fast zwei Stunden, um dorthin zu kommen. Für wann sind sie geplant?«
»Ich habe es nicht im Kopf. Da muss ich im Haus nachsehen.«
»Wenn ich unterbrechen dürfte ...«
Die Männer drehten sich zu Wang um. Ihre Mienen ließen erkennen, dass es einen guten Grund für seine Einmischung gab.
»Geplant ist, dass wir morgen dorthin gehen«, sagte Wang.
»Ihr? So wenige?«
»Ich bitte um Entschuldigung, Shiro Adaï, aber es sind nicht mehr alle hier. Einige Asix sind bereits gegangen, und ein Dutzend Shiro ist noch bei der Arbeit.«
»Und wie kann es angehen, dass du schon fertig bist? Du siehst nicht gerade wie ein Muskelprotz aus.«
»Ich hatte Hilfe.« Wang wies auf Dainï, die bis zu den Schultern im Wasser steckte.
Einer der Shiro runzelte die Stirn. »Habt ihr etwa die Asix dazu gedrängt, einen Teil eurer Arbeit zu übernehmen?«
»Nein, wir selbst haben es ihnen vorgeschlagen – nur denen, die unsere Freunde sind«, sagte Dainï. Ihr Stimme war höflich, aber fest. »Keiner von ihnen hat uns darum gebeten, das versichere ich euch.«
Lara fiel auf, dass die Asix, die in Anwesenheit von Shiro stets den größtmöglichen Respekt bekundeten, überhaupt keine Angst zeigten. Im Übrigen schien es vollkommen unpassend, sich vorzustellen, dass ein Shiro über einen heranwachsenden Asix eine jener Strafen verhängte, die junge Shiro oft einstecken mussten.
Wie auch immer, die Anwesenheit der Landwirte hatte dem Badespaß ein Ende gesetzt. Einer nach dem anderen stieg aus dem Becken und trocknete sich ab. Einige kehrten im Dunkeln nach Gaia zurück, andere entschlossen sich, die Nacht auf dem Bauernhof zu verbringen.
»Du hast dich Yocoo gegenüber sehr diplomatisch verhalten«, sagte der einzige Asix in der Gruppe zu Benlec.
»Diplomatisch?«
»Weil du ihr gesagt hast, dass du gern mit ihr zum Fest gehst. Man kann nicht gerade sagen, dass Yocoo eine Schönheit ist!«
Benlec blieb verdutzt mitten auf der Straße stehen.
»Aber ich habe die Wahrheit gesagt! Mir haben die Asix-Mädchen schon immer gefallen. Sie sind so ruhig und freundlich, auch wenn die meisten kräftiger sind als wir. Außerdem liebe ich den Geruch ihrer Haut.«
Die anderen Shiro stimmten zu. Sie alle waren von einer Asix-Pflegemutter aufgezogen worden und verbanden den würzigen Duft der Haut mit dem Gefühl von Zärtlichkeit und Zuneigung.
»Die Asix sind aber auch sehr schön«, bemerkte Lara.
»Aber ihr, die Shiro, seid schöner«, meldete sich ein junger Mann zu Wort und schaute sie mit seinen runden Augen an.
Lara musterte ihren Gesprächspartner, der derb und kräftig war, mit kurzen Beinen und Muskelpaketen, und verglich ihn mit den schlanken, langenbeinigen Jugendlichen ihrer Rasse. Doch sie hatte keine Lust mehr zu widersprechen. Offensichtlich wollte der Junge, ein netter Asix,
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