Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
Vom Netzwerk:
habe gelesen, dass vor dem Exodus Maschinen für die Ernte eingesetzt wurden«, sagte ein Klassenkamerad Laras und hob erschöpft seine Sense.
    »Was denn für Maschinen?«, erkundigte sich erstaunt ein anderer.
    »Und wozu haben sie gedient?«, fragte wieder ein anderer. »Es scheint mir sehr viel mühsamer, eine Maschine zu bewegen als zu mähen.«
    Sie plauderten noch ein wenig; dann verebbte das Gespräch. Die Arbeit ging den ganzen Tag über, abgesehen von zwei kurzen Essenspausen. Das Essen brachten diejenigen auf die Felder, die zu jung oder zu alt für die harte körperliche Arbeit waren. Die Shiro, Heranwachsende und Kinder gleichermaßen, schauten neidvoll auf die Asix, die kräftig und untersetzt waren, gut gewachsen und mit kurzen, gebogenen Beinen. Zwar waren sie alle Teil ein und derselben Gruppe, aber die Asix hängten die anderen rasch ab, was die Arbeitsleistung betraf, und zeigten keine Ermüdungserscheinungen.
    Eine Zeitlang schaute Lara jedes Mal, wenn sie den Kopf hob, auf die nackten Rücken zweier Asix-Klassenkameradinnen, deren weiße Haut unempfänglich war für Bräune, weil sie von einem feinen dunklen Fell bedeckt war. Die Asix-Jungen hingegen musterten mehr oder weniger verstohlen die Brüste der Mädchen, die zwar noch klein, aber bereits sichtbar waren.
    Im Gegensatz zu ihren Shiro-Artgenossen durften die jugendlichen Asix dieses Jahr am Fest der drei Monde teilnehmen. In wenigen Tagen schon würde Lara sie um ihre Frühreife beneiden. Im Augenblick aber dachte sie an das, was die Jestak-Ärztin ihr gesagt hatte: Die Asix lebten nicht so lange wie die Shiro; deshalb begann ihr Erwachsenendasein früher.
    Als das Mittagessen gebracht wurde, ließen alle sich völlig ausgebrannt dort zu Boden fallen, wo sie gerade standen. Aus großen Tonkrügen tranken sie gierig frisches Wasser und aßen so viel Gemüsetarte, als hätten sie tagelang nichts in den Magen bekommen.
    »Nimm von dem hier, das ist gut.«
    Song Valdez reichte Lara freundlich lächelnd ein Stück Tarte. Er arbeitete mit ihr zusammen, denn er unterstand einem Tutor aus dem Huang-Clan. Lara blickte ihn überrascht an, denn es war nicht üblich, dass jemand wie er so zuvorkommend war. Sie streckte die Hand aus, nahm die Portion und bedankte sich.
    Benlec, ein hübscher Junge in Songs Alter, der durch seinen athletischen Körper und weiße, regelmäßige Zähne auf sich aufmerksam machte, lachte und sagte:
    »Song ist hässlich und noch dazu unsympathisch. Er hat Angst, dass ihn kein Mädchen zum Fest der drei Monde einladen wird. Deshalb peilt er die Lage.«
    »Na ja, mir kann es egal sein«, sagte Lara. »In diesem Jahr bin ich noch zu jung für das Fest.«
    »Song arbeitet schon für das nächste Jahr vor. In diesem Jahr hat er ohnehin keine Chancen.«
    Song lief rot an und zischte:
    »Sei still, du genetischer Irrtum!«
    »Ha! Und bei dir hat jemand sich geirrt, als er ›Shiro‹ ins Register geschrieben hat.«
    Die Jungen gingen aufeinander los, doch ehe es zum handfesten Streit kommen konnte, stellten die anderen sich zwischen die beiden.
    »Beruhigt euch!«, rief jemand. »Die Trockenzeit beginnt. In ein paar Tagen habt ihr alle Zeit der Welt, euch zu prügeln. Trefft euch im Fechtsaal, wie alle anderen zivilisierten Menschen.«
    »Also gut. Wir treffen uns im Fechtsaal in der ersten Nacht nach Eröffnung der Akademie«, erklärte Song.
    »Das wird eher die zweite Nacht«, warf Wang ein. »Es sind mindestens schon acht Duelle vorgemerkt. Auch ich bin bereits eingetragen, und Dainï ebenfalls.«
    »Du hast Dainï herausgefordert? Ich dachte, ihr wärt dicke Freunde. Wann immer möglich, trainiert ihr zusammen.«
    »Ich duelliere mich nicht mit Dainï«, sagte Wang. »Wir treten beide gegen Cort an. Dainï ist für zwei Kämpfe eingetragen, Lara und ich für jeweils einen.«
    »Was hast du dir dabei gedacht, Lara?«, fragte Song besorgt. »Cort wird dich in Stücke hauen. Er ist nicht nur stärker und besser als du, er ist auch brutal und kann seine Schläge nicht kontrollieren.«
    »Ich weiß. Aber er hat mich beleidigt, und Wang und Dainï ebenfalls. Außerdem muss man manchmal auch dann kämpfen, wenn man keine Chance hat. Das wird eine üble Viertelstunde, aber ich kann mich dem nicht entziehen.«
    »Er hat dich beschimpft?«
    Wang erzählte die Geschichte aus dem Umkleideraum.
    »Cort in seiner ganzen Herrlichkeit!«, rief Benlec. »Er hat es also geschafft, dass sich alle Anwesenden mit ihm duellieren. Ich glaube, ich

Weitere Kostenlose Bücher