Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
und aufrechtzuerhalten. Ich bin mir bewusst, dass Ihnen das womöglich absurd vorkommt nach allem, was vorgefallen ist, aber ich versichere Ihnen, dass meine Regierung diese bedauerlichen Vorfälle beklagt.«
Ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte er wieder Habachtstellung eingenommen, und auch sein Tonfall war offizieller geworden. Einen Moment hielt er inne; dann sprach er mit leiserStimme weiter, nicht ohne sich zuvor verstohlen umgesehen zu haben:
»Es gibt einige Unversöhnliche, ich möchte fast sagen, Fanatiker, die es aus prinzipiellen Gründen gern sehen würden, dass es zu einer sofortigen Annexion kommt. Doch ich garantiere Ihnen, dass dies nicht gegen Ihren Willen geschehen wird. Glauben Sie nicht selbst, dass die Bevölkerung glücklich wäre, vom Wohlstand und Fortschritt der einhundertsiebenundzwanzig Planeten profitieren zu können, wenn Sie demokratische Wahlen organisieren?«
»Demokratische Wahlen? Was verstehen Sie darunter?«
»Das liegt doch auf der Hand. Wahlen, an denen ausnahmslos alle Bewohner teilnehmen. Ich habe den Eindruck, dass es immer die Shiro sind, die Entscheidungen treffen.«
Suvaïdar sah ihn mit schief gelegtem Kopf nachdenklich an.
»Das würde nicht funktionieren«, erklärte sie.
»Wieso nicht? Das ist auf allen Planeten ein universelles Prinzip.«
»Asix!«, rief Suvaïdar leise, ohne sich umzuwenden. Sofort öffnete sich die Tür, und zwei Mitglieder des Personals erschienen, ein Mann und eine Frau.
»Gibt es ein Problem, Shiro Adaï?«, fragte die Frau beunruhigt.
»Nein, kein Problem«, antwortete sie langsam auf Galaktisch, damit Rasser sie auch verstehen konnte. »Aber ich möchte, dass ihr mir eine Frage beantwortet. Seine Exzellenz meint, dass es gut für uns wäre, wenn wir uns der Föderation anschlössen. Er möchte gern wissen, was wir von der Idee halten.«
»Was soll ich antworten, Shiro Adaï?«, fragte der Mann. »Dass es gut wäre? Oder schlecht?«
»Du musst nicht die Dame fragen«, sagte der Botschafter genervt. »Ich möchte wissen, was jeder hier auf diesem Planeten darüber denkt, egal ob Shiro oder Asix.«
Der Mann trat unruhig von einem Bein auf das andere und schaute Suvaïdar fragend an, die ihm kurz erklärte, was eine Wahl sei.
»Das ist eine riesige Zeitverschwendung«, bemerkte die Frau und wandte sich Rasser zu. »Warum ist es nötig, überall hinzugehen und Millionen Menschen um ihre Meinung zu fragen? Es reicht doch, dass du den Rat fragst, und seine Mitglieder werden dir eine Antwort geben.«
»Und wie denkt ihr selbst darüber?«
Allmählich schien Rasser die Geduld zu verlieren.
»Wenn die Shiro sagen, dass wir der Föderation beitreten sollen, dann tun wir das.«
»Aber es ist doch nicht gesagt, dass die Shiro untereinander einig sind!«, explodierte Rasser, und zum ersten Mal schienen sich die beiden Asix für die Frage zu interessieren.
»Könnte das geschehen, Shiro Adaï?«, fragte der Mann.
»Natürlich, das passiert im Rat jeden Tag, aber zum Schluss werden wir uns immer einig. Ihr könnt jetzt gehen, wir brauchen euch nicht mehr. Natürlich könnte ihr auch bleiben, wenn ihr Interesse habt.«
Die Asix verneinten kopfschüttelnd, verbeugten sich und gingen hinaus.
»Sie und Ihr Bruder haben in den Föderierten Welten gelebt, nicht wahr?«, sagte Rasser, nachdem die Asix gegangen waren.
»Jedenfalls bin ich die einzige Ta-Shimoda, die jemals versucht hat, sich in der Fremde niederzulassen. Mein Bruder wurde nach Neudachren geschickt, um dort zur Universität zu gehen. Er wollte sofort nach dem Examen zurückkehren. Er hat seinen Aufenthalt allerdings abgekürzt, weil er die Aufmerksamkeit der Spezialkräfte auf sich gezogen hatte.«
»Sind Sie sicher?«, fragte der Botschafter unbehaglich. Wenn es nach ihm ging, sprach man lieber nicht über die Spezialkräfte.
»Ich kann mir nicht vollkommen sicher sein, aber ich glaube, sie hatten kurz zuvor meine Mutter und meine Brüder getötet. Warum, wissen wir bis heute nicht.«
»Ihre beiden Brüder? Wie schrecklich.«
»Ja, ich hatte zwei Brüder. Offenbar sind Sie bereits auf dem Laufenden, was meine Familie betrifft«, sagte Suvaïdar.
»Ich habe erst später davon erfahren, ich schwöre es Ihnen. Ich bin Offizier und Diplomat, und ich schätze ganz bestimmt nicht solche Individuen wie ...« Er hielt abrupt inne.
»Ich glaube, wir denken beide an dieselbe Person«, sagte Suvaïdar. »Der Repräsentant der Spezialeinheiten muss einer der Männer aus der Eskorte
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