Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
unter dem Bild eingeblendet wurde:
»Wir beginnen ein neues Leben und lassen für immer dieses verrückt gewordene Universum hinter uns, das der Wissenschaft den Krieg erklärt hat«, rief er aus, bevor er sich jemandem zu seiner Linken zuwandte und weitersprach. Dann wurde die Aufzeichnung durch ein gleißendes Licht unterbrochen, gefolgt von einem Schrei, ausgestoßen im Todeskampf.
Der Holo-Cube zeigte die verwüstete Hütte und einen sterbenden Gonzalo, dessen Bauch auf schreckliche Weise aufgeschlitzt war. Seine Eingeweide ergossen sich über das Instrumentenbrett. Er murmelte noch irgendetwas über die Koordinaten kompatibler Planeten mit menschlichem Leben, die er ausgewählt hatte, und eine Reihe von Zahlen und Buchstaben.
Dann hörte man wieder Schreie und schließlich eine feste Stimme, die befahl:
»Sofort starten, sie werfen weiter Bomben auf uns.«
»Das dritte Labor, ein Teil des Laderaums und ein Treibstoffreservoir sind unwiederbringlich zerstört. Vom Start wird abgeraten«, erklärte eine emotionslose elektronische Stimme.
»Sofort starten«, wiederholte die feste Stimme. Ein Offizier erschien, bei dem es sich um Kommandant Yamamoto handeln musste, ein Mann, dessen Aussehen den Bewohnern Ta-Shimas ähnelte, abgesehen von der Nase, die eher an die kleine Nase der Asix erinnerte.
Ein paar Minuten lang sah man nur Vorbereitungen zum Abflug; dann schätzten die Exilanten fieberhaft die Schäden ein und diskutierten aufgeregt über mögliche Ziele. Dabei stritten sie sich wie die Außenweltler.
Yamamoto beschloss die Debatte mit wenigen Worten: Nein, keine der Welten, die im gegenüberliegenden Bereich der Galaxie lägen, könne mit dem Raumschiff in diesem Zustand erreicht werden. Das einzig mögliche Ziel war ein Planet, den Gonalo nach gründlicher Prüfung verworfen hatte: »ten no Shima«, wie es in seiner Muttersprache genannt wurde. Die »Himmelsinsel« –ein Planet, dessen Achse sich nicht in der Mitte befand und der fern aller Raumschiffrouten lag. Niemand würde hier nach ihnen suchen.
Hier gab es eine Lücke in der Aufzeichnung; es ging erst mit der Ankunft weiter. Beim Bremsen des Raumschiffes wurde durch die Bremsraketen eine Fläche verbrannt, die so weitläufig wie der Dschungel war. Das Raumschiff landete mehr schlecht als recht auf einem langen Sandstrand, ein paar Kilometer von der Hochebene entfernt. Das wusste Suvaïdar noch aus der Schule. Ihre Vorfahren waren an Land gegangen und hatten sich fasziniert und bedrückt zugleich umgesehen. Danach war die Holo-Aufzeichnung nur noch bruchstückhaft und schien nur noch aus schrecklichen Ankündigungen zu bestehen:
»Jorg Entes und Mia Soares wurden an diesem Morgen tot aufgefunden, nachdem sie von einem unbekannten Exemplar der heimischen Fauna angegriffen wurden. Unsere Leute konnten jedoch Gewebereste sichern, die zum Klonen reichen müssten.«
Damit begannen die persönlichen Anmerkungen von Maria Jestak, die sofort ihre Arbeit aufgenommen hatte, die sie befähigte, wertvolle Hilfskolonisten zu erzeugen, die es ihr ermöglichten, am Leben zu bleiben: die Hunde und die Asix.
Suvaïdar rieb sich die Augen und verließ das kleine Büro, um ihre x-te Tasse Tee des Tages zu holen. Yorieko Sobieski hatte stets eine volle Thermobox bei sich. Suvaïdar bat sie um eine Tasse und bekam bei der Gelegenheit noch ein paar Erklärungen mit auf den Weg.
»Für die Asix haben sie auf verschiedene Arten zurückgegriffen«, erklärte ihr die Kollegin. »Insgesamt vier. Dann hat man die Zahl der Arten und Charakteristika, die man hervorbringen wollte, erhöht. Was den technischen Erfolg betraf, war das Ergebnis ungewiss. Ursprünglich hatten sie versucht, nur menschliche Zellen und Zellen von großen anthropomorphen Affen zu verwenden. Man beschäftigte diese Wesen dann als Pflegemütter. Sie gehörten zu einer Gattung, die seit Jahrhunderten ausgelöscht war. Ich glaube, dass außerhalb der DNA -Bank der Universität nur noch einige konservierte Exemplare in Formalin auf demUrsprungsplaneten zu finden sind. Anfangs haben sie mehrere Exemplare geklont. Zu ihrem Erstaunen mussten sie feststellen, dass schon ein geringer Prozentsatz des menschlichen Erbguts ausreichte, um zu ermöglichen, dass beide Arten sich gegenseitig befruchten konnten. Sie haben den Weibchen befruchtete menschliche Eizellen eingesetzt, damit die Art sich weiterhin vervielfältigen könnte. Dann haben sie sich mit Versuchen an den Männchen beschäftigt. Maria und ihre
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