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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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obwohl Odavaïdar rigoros blinden Respekt vor dem Sh’ro-enlei einklagte.
    Suvaïdar beschloss, den ganzen Tag und die ganze Nacht im Hospital zu bleiben, um das Material, das ihr zur Verfügung stand, gründlich zu sichten. Hin und wieder schlief sie auf einem medizinischen Untersuchungstisch. Sie hatte Angst davor, wieder in das Haus des Clans zurückzukehren, wo Middael sich in ihr Zimmer schleichen könnte, ohne dass es jemandem auffallen würde.
    Jetzt blieb ihr nur noch, sich einen Holo-Cube anzuschauen, der über die vollzogenen Modifikationen berichtete. Sie hatte sich vorgenommen, damit bis zum Schluss zu warten, und den Moment immer wieder hinausgezögert. Und das umso mehr, als Yoriko Sobieski nur widerstrebend und verwirrt davon gesprochen hatte. Aber jetzt war Suvaïdar bereit, sich die Aufzeichnungen anzusehen.
    »Das ist nicht sehr angenehm«, sagte Sevrin einsilbig, als sie Suvaïdar den Holo-Cube reichte.
    Nachdem diese den Cube aktiviert hatte, wurde im Zimmer eine blonde, wohlgenährte Außenweltlerin dargestellt. Sie redete in der unverständlichen Sprache der Vorfahren, doch die Übersetzung erschien auf halber Höhe des Bildes. Nachdem Suvaïdar verwirrt den ersten Satz gelesen hatte, hielt sie das Band an und spulte es zum Anfang der Aufzeichnung zurück. Sie wollte sicherstellen, dass sie sich nicht geirrt hatte.
    »Maria Jestak-Gonzalo«, stellte sich die Außenweltlerin vor. »In diesem sechzehnten Jahr seit der Landung auf diesem unwirtlichen und schauerlichen Planeten scheint es mir opportun, die Arbeiten zusammenzufassen, die ich am menschlichenGenom und an dem der Gorillas durchgeführt habe. Ich weiß nicht, für wie lange wir noch ausreichend Energie haben, um eine Holo-Aufzeichnung machen zu können. Jan Sobieski bestätigt, dass er ein zentrales Elektrizitätswerk bauen wird. Dafür wird ein Wasserlauf in eine andere Richtung gelenkt und die Hochebene durchqueren. Ich befürchte jedoch, das Unterfangen wird so lange dauern, dass ich die Verwirklichung nicht mehr erlebe.«
    Anschließend erklärte sie, wie sie die Hilfskräfte bekommen hatte. Sie hatte diese ganz einfach als »A« abgekürzt und als »A 1« und »A 2« für die einfachen Zellgruppen im Reagenzglas nummeriert. »A 3« hatte sie die kurzlebigen Wesen genannt, die nach ein paar Monaten unsicherer Existenz gestorben waren. Dann folgten die »A 4«, was sie mit einer Geste der Hand hervorhob, wobei sie das tierische, ja dümmliche Aussehen der Wesen betonte – ihre kleinen runden Augen, in denen ein schwaches Leuchten von Intelligenz zu erkennen war. Zum Schluss kamen die »A 5«.
    Suvaïdar betrachtete die Jestak, wie gebannt vor Bewunderung. Man saß nicht jeden Tag so einem Idol gegenüber, das bereits vor Jahrhunderten gestorben war. Und nun konnte man sie reden hören, als wäre sie im Zimmer.
    »Was die A 5 betrifft, habe ich gute Hoffnungen, aber erst einmal müssen ihre aggressiven Neigungen korrigiert werden. Ich darf sie aber auch nicht zu friedfertig machen, sonst taugen sie nicht für den täglichen Kampf gegen die einheimische Fauna. Ich habe beschlossen, genauso vorzugehen wie beim Felis tigris. Ich kenne bereits die passende Stelle im Genom des Hundes, ich muss nur noch einige Feinabstimmungen vornehmen.«
    Die Frau rieb sich die Augen und sah für einen kurzen Moment unglaublich alt und müde aus, doch als sie wieder zu sprechen anfing, klang ihre Stimme plötzlich gehässig. Man hätte fast meinen können, die Stimme gehöre einer ganz anderen Person.
    »Dieser Idiot von Alvaro! Ich kann nicht verstehen, wie er es geschafft hat, diese Hölle auszuwählen, selbst als zweite Wahl nicht. Zum Glück ist er auf der Reise gestorben, sonst hätte ich ihn wie ein Tier lebend seziert!« Sie wischte sich mit wütender Geste den Schweiß vom Gesicht. »Es ist sein Fehler, dass wir hiergelandet sind ... sein Fehler und der des Exarchen von Landsend. Könnten die schwachsinnigen Götter ihrer dämlichen Religion ihn doch in eine noch schlimmere Hölle schicken und ihn darin schmoren lassen!« An dieser Stelle war die Übersetzung unvollständig und wurde von Auslassungspunkten und Fragezeichen unterbrochen, ehe es dann weiterging: »Die Idee, die Wissenschaft zu unterdrücken, kann nur dem Hirn eines niederen Wesens entsprungen sein. Ganz gleich, was man darüber sagt: An der Spitze einer vermeintlichen Demokratie wird er keine Person von Bedeutung sein. Idioten können nur andere Idioten wählen – das ist ein

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