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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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Würde sie heute leben, würde sie einer Akademie anvertraut, und niemand hätte je von ihr gehört, zumal sie steril war   – jedenfalls nach dem zu urteilen, was sie im Holo-Cube gesagt hat. Zumindest können wir sicher sein, nicht von ihr abzustammen.
    Aber wenn sie den Phänotyp unserer Vorfahren modifiziert hat, damit er sich an die Umwelt anpasst – Haut und Iris dunkel, schmale Augen, dichte Wimpern und eine größere Widerstandsfähigkeit der Hitze gegenüber – dann hat sie das gemacht, was sie ›ihre dritte Vorsichtsmaßnahme‹ genannt hat: die Einführung ihrer nicht biologischen Marker. Wir kennen von einem den Zweck: Er verschlüsselt die Hemmung, die Asix und andere Formen transgenetischen Lebens schlecht zu behandeln. Doch nach dem, was sie am Ende des Cubes erklärte – in dem Augenblick, als sie plötzlich wieder rational agierte –, muss es weitere Marker geben. Wie können wir sie identifizieren und ihre Wirkungen entdecken? Wir haben niemals ein vergleichbares Element gehabt, bevor die Außenweltler aufgekreuzt sind.
    Seither versuchen wir, eine vergleichende Analyse zu machen,aber du kannst dir vorstellen, wie schwer das ist. Abgesehen davon, dass die Fremden von verschiedenen Planeten kamen, auf denen sich womöglich gewisse Eigenarten entwickelt haben, liegt es auf der Hand, dass wir Tausende, sogar Zehntausende Blutproben brauchen, um feststellen zu können, ob ihre DNA im Vergleich zu unserer eine Abweichung enthält. Man muss den allgemeinen Nenner finden, für uns und für sie, und zudem hiesige Besonderheiten. Und in dieser Zeit kann ich nicht umhin, mich zu fragen, ob einige Aspekte unserer Persönlichkeit natürlicher Art sind oder das Resultat der Manipulationen Maria Jestaks. Wir sind, wie sie es im Cube gesagt hat, ›ihre Kinder‹. Das ist auch der Grund dafür, dass die ehrwürdige Ärztin dich darum gebeten hat, Suvaïdar, dich an den Forschungen zu beteiligen. Du hast lange Zeit unter den Anderen gelebt. Findest du, dass sie sich grundlegend von uns unterscheiden?«
    Suvaïdar überlegte lange; dann hob sie langsam die linke Hand als Zeichen der Zustimmung.
    »Sie haben keine Hörner und auch nicht mehr Hände als nötig, doch ja, ich glaube wirklich, dass sie sich von uns unterscheiden. Im Übrigen muss man konstatieren, dass unsere Artgenossen, die mit den Fremden zu tun haben, den Begriff ›menschliche Wesen‹ für Shiro und Asix reservieren. Sie sind überzeugt, dass es sich bei den Fremden nicht um Personen handelt. Sie empfinden sie als anders . Während sie sich selbst als menschlich betrachten, sind die Außenweltler es in ihren Augen nicht. Doch wenn die Außenweltler die wirklichen menschlichen Wesen sind, was sind wir dann?«
    »Worin bestehen denn die Unterschiede? Was meinst du?«
    »Sie gehen nicht logisch vor, zumindest aus unserer Sicht. Es fehlt ihnen an Pragmatismus ... es ist schwer zu erklären. Ich möchte kein negatives Bild vermitteln. Die Außenweltler haben andere Gedanken, andere Verhaltensweisen und andere Grundeinstellungen als wir – in fast jeder Hinsicht. Doch wie soll man erkennen, was genetisch bedingt ist und was anerzogen wurde? Manchmal sind sie widerlich, schlimmer noch als ein giftiger Skorophon, und manchmal auch schrecklich kleinlich. Sie bestehlen sich gegenseitig, ohne dass sie wirklich Hunger haben, und sie begehen grausame Taten, die gar nicht nötig wären. Unter ihnen gibt es Personen, denen es Spaß macht, andere zu quälen, oder Leute, die andere gegen ihren Willen dazu drängen, mit ihnen die Matte zu teilen. Und es gibt welche, die Kinder vergewaltigen. Außerdem denken sie nur daran, sich überflüssiges Zeugs anzuschaffen, das völlig absurd ist, wie du dir vorstellen kannst: Metallstücke, die sie am Körper befestigen, die Haut von toten Tieren, aus der sie Kleidung fertigen, und Maschinen, die zu nichts nutze sind. Und um diese unsinnigen Dinge erwerben zu können, berauben sie notfalls andere Personen.«
    »Was für ekelhafte Barbaren!«, rief Yoriko verächtlich. »Solche Menschen müssten sterilisiert und in die Minen geschickt werden, damit sie sich nützlich machen.«
    »Ja, aber einige von ihnen sind in der Lage, sich zu opfern – für Menschen, die nicht zu ihrem Clan gehören, die sie vielleicht nicht einmal kennen, und das, ohne zuvor einen entsprechenden Befehl erhalten zu haben. Das würde wir, die Shiro, niemals tun. Wir sind wie die Hochebene, sie hingegen sind wie der faulige, stinkende Sovesta am

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