Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
System, das eine Angleichung nach unten vornimmt und unzumutbar für diejenigen ist, die dank ihrer Intelligenz und ihrer Kultur natürlicherweise dafür geschaffen sind, zu herrschen. Als man die Labore von Estia bombardiert hat, hat dieser Dummkopf von Exarch geglaubt, er habe alle meine Schöpfungen zerstört, die Frucht jahrelanger Recherche, doch ich hatte Vorkehrungen getroffen.«
Ihr Gesicht nahm einen durchtriebenen, boshaften Ausdruck an, und Suvaïdar fröstelte. Das war nicht Maria Jestak – und wenn sie es doch war, würde es bedeuten, dass sie auf Ta-Shima verrückt geworden war. Diese schreckliche, fette Außenweltlerin war offensichtlich geisteskrank.
»Die wiederverbindenden Plasmide, die ich als Träger zum Klonen der Chimären-Gene eingesetzt habe, wurden in eine Phagozyt-Zelle eingefügt, welche die verantwortlichen Bakterien banaler Krankheiten besiedelt. Sie sind in der Lage, sich selbstständig in den Gastzellen zu vermehren, und sie sind bereits seit mindestens drei Monden ausgeschwärmt.«
Das Bild schwenkte schnell um und zeigte eine Reihe verwachsener, scheußlicher Tiere.
»Die Mutationen«, übersetzte Suvaïdar, »waren sehr kräftig und vermehrten sich mit Hilfe irgendwelcher infektiöser Krankheiten, vergleichbar denen, an denen Mensch und Tier auf anderen Planeten oft erkranken. Folglich kann sich ohne das Wissen eines Züchters ein infiziertes Tier in einer Herde einfinden, das die Krankheit dann auf die anderen überträgt. Wenn diese Tieredann niederkommen, bringen sie keine Kühe oder Ziegen zur Welt, sondern schauderhafte Dinge. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Maria Jestak das Gleiche mit dem menschlichen Genom gemacht hatte. Nach einer ganz banalen Krankheit – eine dieser fremdartigen Erkältungen, die den Außenweltlern mehrmals im Jahr die Nase laufen ließen – haben bestimmte Frauen Wesen zur Welt gebracht, die einem Albtraum entstiegen zu sein schienen.«
Jetzt verstehe ich, warum Landsend alles Mögliche versucht hat, um die Monster zu vernichten, die Marias Hirn entstammten, dachte Suvaïdar. Zudem hatte diese Verrückte jahrelang alles für ihre Flucht vorbereitet. So etwas ging nicht im Vorbeigehen.
»Die folgende Sequenz ist meine zweite Vorsichtsmaßnahme, das spirituelle Testament, das ich denen hinterlasse, die meine Nachfolge antreten. Nicht für meine direkten Abkömmlinge, weil ich mich bereits vor unserer Abreise habe sterilisieren lassen, nein, für die Kreaturen, die ich geschaffen habe, die Früchte meiner Intelligenz. Ich musste es verstecken, denn ich will nicht, dass sie es zerstören können.«
Die Frau streckte die Hand aus, und ein zweites Bild erschien neben ihr, ein Hologramm in einem Hologramm, eine Scheußlichkeit, bei der Suvaïdar entsetzt die Augen aufriss. Es war ein Wesen von unbestimmbarer humanoider Gestalt: ein Kopf, ein Rumpf und vier Gliedmaßen, wobei ein Glied sich von dem anderen unterschied. Statt eines Armes besaß das Wesen eine Art Zange, ähnlich wie die eines Skorophons. Dort, wo sich das rechte Bein hätte befinden müssen, war nur ein schrecklicher Wirrwarr aus Fangarmen zu sehen, die es dem Wesen unmöglich machten, aufrecht zu stehen oder zu gehen.
Warum eine solche Kreatur erzeugen, wenn nicht aus Lust am intellektuellen Spiel? Um sich zu beweisen, was alles machbar wäre? Es war infam. Die Genetik sollte dazu dienen, Krankheiten zu behandeln oder die physischen Bedingungen von Mensch und Tier zu verbessern und nicht irgendwelche Geschöpfe zu konstruieren, die nur überflüssiges Zeug waren, selbst wenn diese Arbeit große Kenntnisse und eine übermenschliche Kapazität erforderte. Das war genauso stupide wie die technologischen Spiele der Bewohner Wahies und nicht weniger kostenträchtig.
Die Kreatur war an irgendetwas festgebunden, das an einen Autopsie-Tisch erinnerte, offensichtlich aus Metall und nicht aus Holz. Eine lächerliche Verschwendung, sagte Suvaïdar sich verwirrt, bis ihr wieder in den Sinn kam, dass in der Außenwelt Metall nichts Seltenes war. Vier Sattelgurte hielten die Gliedmaßen; über dem Knebel, der den Mund verschloss, schauten zwei menschliche Augen verschreckt auf die Silhouette, die sich mit einem Skalpell in der Hand näherte.
Zwischenzeitlich erklärte die Jestak schulmeisterlich, wie sie dieses Monster geschaffen hatte. Doch es war ein zu schwieriger Jargon, als dass Suvaïdar hätte begreifen können, auf welche Weise es der Jestak gelungen war, die Verschmelzung der Gene zu
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