Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
Frage, dass wir es hier mit einer unterentwickelten Welt zu tun haben, der die Föderation in naher Zukunft die Zivilisation nahebringen muss. Es ist unsere Pflicht, ihnen zu helfen und ihre Infrastruktur zu verbessern, und wir müssen gute Schulen bauen, um diese Menschen zu unterrichten. Sie sprechen nicht einmal die Universalsprache. Eine derartige Ignoranz ist wirklich unglaublich!«
Neben seiner eigenen Sprache beherrschte der Professor Galaktisch; er hatte es bei der Freien Handelsflotte gelernt. Außerdem kannte er noch ein paar Redensarten der peripheren Nachbarplaneten seiner Heimat sowie die Sprache, die der Botschafter »Universal« nannte – die Sprache Neudachriens. Der Botschafter selbst beherrschte nur ein paar Brocken Galaktisch. Er war überzeugt, dass die ganze Welt der Universalsprache mächtig sein müsse.
Li Hao seufzte lautlos und hörte Seiner Exzellenz höflich weiter zu.
In einem seit Jahrhunderten befriedeten Weltall hatten Generäle und Obersten keine wirkliche Daseinsberechtigung mehr, und man musste andere Aufgabenfelder für sie suchen, zum Beispiel die des Botschafters, obwohl es weitaus besser gewesen wäre, sie zu Konsuln zu machen, denn das wäre eine eher harmlose Tätigkeit. Die Hauptarbeit jedoch erledigten Sekretäre und Attachés. Stattdessen versuchten die Militärs, Einfluss auf Parteien zu nehmen, deren Absicht nur darin bestand, die siebenundzwanzig Planeten auf eine Weise zu beherrschen, als würde es sich um militärische Astroports handeln.
Dennoch war Oberst Rasser dem Professor nicht unsympathisch. Jedenfalls war er ihm sehr viel angenehmer als General Wolf B’chir, der den extremen Flügel der konservativsten Partei der herrschenden Koalition in Neudachren anführte (und der, wie man munkelte, das Sagen über die Spezialkräfte hatte).
Aber was hatte man sich dabei gedacht, einen Mann wie Rasser – einen Mann aus dem Militär, der darüber hinaus zum Adel Neudachrens gehörte – als bevollmächtigten Botschafter an einen Ort wie Ta-Shima zu entsenden?
Hoffen wir, sagte sich Professor Li Hao, dass nach der Umstellung der föderalen Bürokratie noch etwas zum Erforschen übrig bleibt. Denn leider hatte die Geschichte der Menschheit nur zu oft gezeigt, dass eine weniger fortgeschrittene technische Zivilisation eines mehr oder weniger natürlichen Todes stirbt, wenn sie in Kontakt mit einer hoch entwickelten Zivilisation kommt.
Li Hao wünschte Seiner Exzellenz, der in seiner Kabine speiste, guten Appetit und machte sich auf den Weg zur Kombüse, ein relativ großer Raum, der mit einem Tisch und Stühlen möbliert war; in einer Ecke lag eine mit Kissen bestückte Matte für die Besatzung.
Am Tisch saß Kommandant N’Tari, ein Mann von hoher Statur mit dunkler, fast schwarzer Haut und kurzem schwarzem Haar. Er war ausgesprochen maßvoll und trug die vorschriftsmäßige Uniform der Handelsflotte, dazu einen kleinen Ohrringaus Metall, den er je nach Lust und Laune mal rechts, mal links anbrachte.
Vor ihm, die Ellenbogen auf den Tisch gestützt, saß Lars Ivradian, der Erste (und einzige) Offizier. Physisch war er das genaue Gegenteil von N’Tari: Er war blond und gedrungen, mit hohen Wangenknochen und dem flachen Gesicht der Einheimischen des Nordkontinents von Oderissan. Auch er wirkte schlicht und trug nur einen Hauch von Make-up, das seine Haut zum Leuchten brachte. Sie war perlmuttfarben, wie es in Neudachren Mode war. Dazu trug er sehr wenig Schmuck, das meiste davon ohne Wert, abgesehen von der blauen Perle von Oderissan, die in einen großen flachen Ring eingefasst war. Die Perle verriet seine Zugehörigkeit zu einer der Gründerfamilien der Kolonie, eine Familie, die offensichtlich dort abgesetzt worden war. Das mochte der Grund dafür sein, dass Ivradian einen Offiziersposten auf einem Raumschiff angenommen hatte, das zu keiner der großen Linien gehörte.
Sechs leicht verwahrlost aussehende Asix, zwei Männer und vier Frauen, saßen im Schneidersitz auf den Kissen und aßen. Der Botschafter hatte sich darauf versteift, die weiblichen Asix »Bedienstete« zu nennen, obwohl sie Besatzungsmitglieder waren und den gleichen Titel trugen wie ihre männlichen Kollegen.
»Kommen Sie, Herr Professor, setzen Sie sich zu uns«, sagte der Kommandant mit breitem Lächeln, das zwei Reihen sehr weißer Zähne enthüllte, die in seinem dunklen Gesicht umso heller strahlten. Der Professor nahm mit Vergnügen an. Da die Hansa 27 ein Linienraumschiff war, das seit
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