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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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ihm nur guttun, sich endlich mal allein durchbeißen zu müssen. Aber noch einmal: Ich werde ihn auf gar keinen Fall mitnehmen. Soviel ich weiß, ist Schreiberstadt eine winzige Ansiedlung, in der jeder jeden kennt.Ein Sohn wie der unsere würde reichen, um all meine Hoffnung auf eine Karriere zu begraben.«
    »Du schämst dich für deinen Sohn?«
    Für einen kurzen Moment war seine Frau ihm beinahe sympathisch, weil sie aufrichtig Gefühle zeigte.
    *
    Bis zur Abfahrt blieben ihnen lediglich zwei Tage, in denen ein kalter Krieg zwischen ihnen herrschte: Feng hatte beschlossen, nicht mehr mit ihrem Mann zu reden, und vermutlich hatte sie auch Eng Ao dazu aufgefordert. Auf jeden Fall konnte Li Hao völlig ungestört sein Gepäck zusammensuchen. Er nahm nur sehr leichte Kleidung mit: Die durchschnittliche Temperatur auf Ta-Shima betrug einundvierzig Grad, und mit einer gewissen Unruhe fragte er sich, wie hoch die maximale Temperatur wohl sein würde.
    Als Li Hao dem Reisegepäck ein superkompaktes Mini-Computersystem, einen Block Papier und ein paar Stifte hinzufügte, lag ein selbstironisches Lächeln auf seinen Lippen: Wenn sein Zielplanet so primitiv war, wie seine Nachforschungen ergeben hatten, könnten diese anachronistischen Instrumente, die bei seinen Kollegen nur ein überhebliches Grinsen hervorrufen würden, ihm einen nützlichen Dienst erweisen.
    Am Tag der Abfahrt entschied sich Feng, zu Hause zu bleiben. Sie warf ihrem Gatten vorwurfsvolle Blicke zu und weinte bittere Tränen. Ihre Schluchzer waren laut – sehr laut –, damit sie sicher sein konnte, dass ihr Mann sie auch hörte. Als die Raumkapsel, die ihn zum Astroport bringen sollte, vor dem Haus hielt und auf halber Höhe schwebte, wobei sie sich leicht wiegte, wurden Fengs Seufzer noch lauter und inniger, aber der Professor tat so, als würde er es nicht bemerken.
    »Wir sehen uns in ungefähr dreieinhalb Umdrehungen wieder, mein Schatz«, verabschiedete er sich liebenswürdig. »Die Ernennung zum Kulturattaché gilt für vier Neudachren-Standardjahre.«
    Dann stieg er munter in die Raumkapsel.
    Schon auf der Fahrt zum Astroport fühlte er leichte Gewissensbisse. Doch er verwarf sie, indem er sich sagte, Feng und Eng Ao würde es ohne ihn nicht schlecht ergehen, ganz im Gegenteil.
    Die Reise nach Oderissan verlief problemlos. Das Raumschiff für Ta-Shima hatte sich zwei Tage verspätet, und die föderale Regierung bot ihm gratis einen Aufenthalt in einem Hotel erster Klasse an. Das Hotel befand sich auf dem Asteroiden, der als Astroport diente.
    »Endlich frei!«, rief Li Hao überschwänglich und betrachtete sich im Spiegel seines Luxuszimmers mit reduzierter Schwerkraft.
    Einen Augenblick vergnügte er sich damit, hier und da herumzuhüpfen, aber nachdem er sich heftig den Kopf gestoßen hatte, wurde ihm klar, wie schwierig es ist, kontrollierte Bewegungen auszuführen, wenn man weniger als die Hälfte seines normalen Gewichtes auf die Waage brachte.
    Er bummelte durchs Hotel, kostete extrem merkwürdige Getränke, von denen er noch nie gehört hatte, und bestellte ein Essen in einem der einundzwanzig Restaurants, in dem man Spezialitäten von Atarashii Sendaï servierte. Unglücklicherweise konnte er sich nicht dazu durchringen, das zu essen, was man ihm dort auftischte – hauptsächlich rohen Fisch. Er sagte sich, der Haushalt der föderalen Regierung würde schon nicht über Gebühr belastet werden, wenn er den Fisch stehen ließ und sich auf die Suche nach einem anderen Essen machte, das seinem Geschmack eher zusagte.
    Er warf einen neugierigen Blick auf die Holo-Bilder der unterschiedlichen Gerichte, die vor den einundzwanzig Restaurants schwebten, als sich ihm ein anmutiges junges Mädchen näherte, das ihm lächelnd vorschlug, ihm bei der Auswahl der Speisen zu helfen. Li Hao zögerte, wenn auch nur kurz; dann nahm er das Angebot an. Die junge Frau, die sehr gut Galaktisch sprach, beschrieb ihm die unterschiedlichen Charakteristika der hier angebotenen planetarischen Küchen.
    Schließlich setzte Li Hao sich an einen Tisch und bestellte. Tatsächlich wurde ihm ein Essen serviert, das ihm akzeptabel erschien. Es hatte zumindest Ähnlichkeit mit dem, was er gewöhnlich auf seinem Planeten zu essen pflegte. Ihm gegenüber hatte das prachtvolle Mädchen Platz genommen, das ihm bewundernde, sanfte Blicke zuwarf. Es störte Li Hao nicht weiter, weil sie überaus freundlich zu ihm war. Als er bezahlen wollte, fiel ihm allerdings der Blick

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