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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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zwischen dem Mädchen und dem Restaurantaufseher auf – dem einzigen menschlichen Wesen hier, denn alles andere wurde von Automaten verrichtet. Es war ein Blick, der ein heimliches Einverständnis signalisierte. Li Hao erkannte, dass die junge Frau Angestellte des Restaurants war und dass ihre Aufgabe darin bestand, so viel Geld wie möglich aus den Taschen dämlicher Touristen aus der Provinz zu ziehen.
    Einem Touristen wie ihm.
    Schluss war’s mit der Illusion, einen romantischen Abend in Begleitung einer geheimnisvollen unbekannten Schönen verbringen zu können. Er bedankte sich mit betonter Ritterlichkeit und gab der jungen Frau ein nobles Trinkgeld, damit sie begriff, dass er genauestens im Bilde war. Dann kehrte er allein in sein Zimmer zurück, wobei er seine großzügige Geste bereits bereute. Das Trinkgeld war eine Summe, die er auf gar keinen Fall auf die Rechnung der föderalen Regierung setzen konnte.
    Die Hansa 27, das Raumschiff nach Ta-Shima, war eine herbe Enttäuschung: Es war nur durchschnittlich groß und völlig ohne Luxus. Aber – so wurde dem Professor mitgeteilt – es war die einzige Fluglinie, die Ta-Shima anfliege. Ansonsten, hieß es, verkehrten nur ein paar Handelsfrachtmaschinen, die noch weniger Komfort böten.
    Mit einem besonderen Gefühl ging Li Hao an Bord. Dort wurde er von einem extrem hässlichen Wesen empfangen – klein, mit riesigen Schultern und völlig proportionslos.
    »Herr Professor Hao?«, fragte eine tiefe, raue Stimme, die nach einer Bronchitis klang.
    »Professor Li Hao«, antwortete er. »Li ist der Familienname. Auf meinem Planeten steht der Familienname vor dem Vornamen.«
    »Nicht einfach nur Professor Hao?«, fragte das Individuumskeptisch und blickte auf ein Stück Papier, das es in der Hand hielt.
    Offensichtlich konnte die Kreatur lesen, aber die galaktische Sprache schien nicht seine Stärke zu sein. Woher mochte das Wesen wohl stammen?
    »Professor Li Hao«, bestätigte es und gab ihm zu verstehen, ihm zu folgen. Sie schritten über den langen Gang.
    »Hier ist die Kombüse.« Das Individuum zeigte in einen Raum, in dem mindestens zwölf Personen Platz gefunden hätten. »Und hier ist die Kabine. Der Kapitän des Astroports kommt später.«
    Damit verschwand das Wesen und ließ den Professor allein zurück.
    Li Hao war glücklich wie ein kleiner Junge, der sich mitten in einer Holovid-Geschichte wiederfindet: Menschen von unbekannten Planeten, die sich in Sprachen unterhielten, die man noch nie zuvor vernommen hatte! Eine vierwöchige Reise in der Raumkapsel! Dabei waren die drei Tage in Oderissan die längsten gewesen, die er bis heute an einem anderen Ort verbracht hatte.
    Man hatte ihn bereits wissen lassen, dass der Botschafter, für den er arbeiten solle, ebenfalls an Bord sei. Li Hao fragte sich, ob es seine Pflicht sei, sich bei ihm vorzustellen oder ob er besser warten solle, bis der Botschafter auf ihn zukäme. Unschlüssig öffnete er die Tür, um jemanden von der Besatzung zu suchen, der ihm sagen konnte, wo er Seine Exzellenz fände. Plötzlich hörte er eine Sirene, und eine Stimme kündigte auf Galaktisch an:
    »Start in einer Stunde. Bitte legen Sie Ihr Gepäck in die zu diesem Zweck bereitgestellten Container und verriegeln Sie diese. Beim nächsten Läuten legen Sie sich in die Hängematten und schließen Sie diese von innen. Verlassen Sie die Matten erst wieder, wenn Sie drei aufeinanderfolgende Signaltöne vernommen haben.«
    Die Nachricht wurde in der Universalsprache wiederholt, und schließlich in einer dem Professor unbekannten Sprache, deren gutturale Töne ihn an die des Raumschiffbegleiters erinnerten, der ihn an Bord empfangen hatte. Jetzt stellte sich nicht mehr dieFrage, ob er zum Botschafter gehen sollte oder nicht. Ganz offensichtlich musste er jetzt Startvorbereitungen treffen.
    Er war gerade damit beschäftigt, sein Gepäck zu verstauen, als ein kleiner, gedrungener Raumschiffbegleiter erschien, der ohne weiteres der jüngere Bruder seines Vorgängers hätte sein können, um zu prüfen, ob der Container ordnungsgemäß versiegelt war. Er hängte rasch die Hängematte auf und öffnete sie. Seine einzige Bemerkung dem Professor gegenüber lautete: »Du musst hier ziehen, um die Hängematte von innen zu schließen!« Mit Erstaunen stellte Li Hao fest, dass es sich nicht um einen Mann, sondern um eine Frau handelte.
    Die Sirene, die den Start ankündigte, ertönte im ganzen Raumschiff, und der Professor erklomm die Hängematte

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