Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)
respektvoll darauf zu warten, dass die drei in Mäntel gehüllten Ankömmlinge sich setzten.
Nachdem ein paar Worte gewechselt worden waren, verließen zwei der Raumfahrtbegleiter die Kombüse. Die Gäste nahmen Platz und wandten sich mit einer angedeuteten Verbeugung den anderen zu, worauf diese ebenfalls grüßten.
»Verdammt«, raunte der Kommandant dem Professor zu. »Wo kommen die denn her? Das sind drei Shiro, die Herrscher von Ta-Shima. Ich hatte bereits Gelegenheit, sie auf dem Planeten zu sehen. Aber sie reisen nur selten. Ich hatte noch nie einen Shiro an Bord. Ich wusste zwar, dass drei Passagiere an Bord kommen, aber ich hätte nicht im Traum damit gerechnet, dass es Shiro sind.« Er mustert seine Mannschaft. »Und meine Raumfahrtbegleiter offenbar auch nicht.«
»Die Herrscher von Ta-Shima?«, fragte der Professor verblüfft und starrte die drei Gestalten an. Keinerlei äußere Zeichen deuteten auf Macht oder Reichtum hin; nichts ließ erkennen, dass sie Mitglieder irgendeiner Elite hätten sein können.
Sie trugen keinen Schmuck, hatten kein Make-up aufgelegt, das ihre amberfarbene Haut erhellt hätte, und ihre Frisuren waren schlicht. Zwei von ihnen, wahrscheinlich Männer, trugen ihre glatten, dunklen Haare bis zu den Schultern, während sich auf dem Kopf der dritten Person eine Masse schwarzer Locken türmte, von denen sich hier und da eine aus dem Haarknoten gelöst hatte.
Ohne zu antworten, erhob sich der Kommandant überstürzt und sprach auf Galaktisch zu den Neuankömmlingen, die gängige Sprache in allen Handelsraumschiffen.
»Herzlich willkommen an Bord, Shiro Adaï. Ich bin euer Kommandant. Und dies ist mein Erster Offizier. Stets zu euren Diensten.«
»Vielen Dank«, erwiderte einer der drei Shiro, jedoch ohne sich oder seine Begleiter vorzustellen. »Und wer ist die dritte Person?«
»Professor Li Hao, Kulturattaché der Botschaft.«
Der Professor stand auf und verbeugte sich. Das war auch auf seinem Planeten ein durchaus üblicher Gruß. Und es erschien ihm passend, die gängige Verhaltensweise der Ta-Shimoda zu übernehmen.
»Li Hao«, stellte er sich vor. »Anthropologe und Linguist. Ich bin Kulturattaché und beabsichtige, die Sprache und Zivilisation eures Planeten zu erforschen.«
Es erschien ihm diplomatischer, nicht zu sagen, dass er im Grunde genommen nur ernannt worden war, damit eine obskure Klausel einer alten Rechtsvorschrift beachtet wurde, wie er inzwischen wusste: Seit der letzte unabhängige Planet sich vor vierhundert Jahren der Föderation angeschlossen hatte, hatte es keine Botschaft mehr gegeben. Und niemand wusste genau, welche Funktionen dieses Amt eigentlich beinhaltete. Irgendjemand hatte aus alten, internationalen Rechtstexten entnommen, dass es zwingend einen Kulturattaché und einen Militärattaché geben müsse. Deshalb waren Li Hao und ein Raumfahrtkapitän benannt worden, ohne dass zuvor das Aufgabengebiet exakt festgelegt worden wäre; das galt zumindest für Li Haos Person.
Die Antwort der drei Ta-Shimoda bestand in einem kurzen Nicken. Dann berieten sie sich in einer Konsonantensprache, die sich deutlich von der Sprache unterschied, die zuvor die Raumfahrtbegleiter gesprochen hatten. Schließlich verbeugte sich einer von ihnen und stellte sich vor:
»Huang to Narufeni. Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Professor. Ta-Shima achtet Gelehrte. Aber die Aufgabe, die Ihnen übertragen wurde, scheint mir für eine einzige Person doch sehr schwierig zu sein. Erfreut, meine Herren Offiziere. Kommandant, ist es möglich, eine Verbindung zum Planeten herzustellen? Wir würden gern mit jemandem auf Ta-Shima sprechen, und die persönlichen Kommunikatoren funktionieren innerhalb des Raumschiffes nicht.«
»Gewiss, ich werde entsprechende Anweisungen erteilen, damit man in Ihrer Kabine sofort eine Verbindung installiert. Man hat Ihnen doch bereits eine Kabine zugeteilt?«
»Ja, auf Brücke C.«
»Aber das sind die Bereiche für die Besatzung! Sie sind viel zu bescheiden für Sie! Was ist da nur in den Köpfen meiner Raumschiffbegleiter vor sich gegangen? Ich werde sofort veranlassen, dass Sie eine komfortablere Kabine erhalten.«
»Danke, aber das ist nicht nötig. Ich bin sicher, wir sind dort gut aufgehoben.«
Mit einem Kopfnicken verabschiedeten sich die Shiro und verließen die Kombüse. An der Tür erwartete sie eine Raumfahrtbegleiterin, um sie zur Brücke C zu führen.
Der Raum, in den man sie führte, war im klaren, schlichten Stil
Weitere Kostenlose Bücher