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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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entwickelt, und wenn sie krank werden, zeigen sie kaum noch Symptome, sind aber ansteckend. Jedes Mal, wenn ich wieder festen Boden betrete, muss ich die Tortur der Untersuchungen und Impfungen über mich ergehen lassen. Man hat mir gesagt, es handele sich um einen Virus, der häufig mutiere, deshalb muss man nach ein paar Monaten erneut geimpft werden.«
    »Aber es gibt doch einen Impfstoff«, sagte Li Hao. »Wo liegt da die Gefahr?«
    »Der Impfstoff ist nicht hundertprozentig wirksam, und ich finde, die Sache ist der Mühe nicht wert. Schade, denn wie Sie wissen, die Menschen sind sehr sympathisch. Sie sind liebenswert und freundlich – wohlgemerkt, ich meine die Asix, denn ich hatte nie zuvor persönlich das Vergnügen, mit einem Shiro zu sprechen, bevor die drei an Bord kamen, und wenn ich ehrlich sein soll, möchte sich sie gar nicht so oft sehen. Aber ich habe von ihnen kein einziges Mal ein schlechtes Wort über Mitglieder der Crew gehört. Die Besatzung hat allem Anschein nach gehörigen Respekt vor ihnen. Trotzdem finde ich, dass sie arrogant und streitsüchtig sind. Untereinander schlagen sie sich um jede Kleinigkeit.«
    »Sie schlagen sich? Wollen Sie damit sagen, es hat Schlachten gegeben?«
    »Nein, nein, keine Schlachten. Es handelt sich bloß um traditionelle Duelle mit Hieb-, Stich- und Stoßwaffen, und sie bringen sich dabei auch nicht gegenseitig um. Das Fechten ist ihr Nationalsport. Auch meine Besatzungsmitglieder praktizieren in ihrer Freizeit das Fechten – alle, Männer und Frauen gleichermaßen. Für die Asix ist es ein Sport, die Shiro jedoch kämpfen oft so lange, bis einer zu Tode kommt.« Er beugte sich zum Professor vor und raunte: »Auch die Frauen. Mein Asix hat mir davon erzählt, und ... oh!« Er biss sich auf die Lippen.
    Li Hao verstand. »Keine Bange. Ich werde kein Sterbenswörtchen zur ersten Ehefrau Rasser sagen.«
    »Danke. Ich habe nämlich keine Lust, schon wieder eine Moralpredigt zu hören. Wenn es nach dieser Frau ginge, müsste alles, was für Neudachren gilt, für den Rest des Universums ebenso Bestand haben. Sie wird sich nie damit abfinden, dass andernorts nun mal andere Verhältnisse herrschen.«
    Offensichtlich war der Kommandant in redseliger Stimmung, denn er fuhr lächelnd fort:
    »Ich habe auf dem Planeten einen Sohn, auch wenn ich ihn noch nicht kenne. Er ist vor zwei Monaten auf die Welt gekommen. Die Ta-Shimoda haben ganz andere Traditionen als wir: Die Asix betrachten es als Ehre, Kinder mit einem Shiro zu haben, und sie haben auch nichts dagegen, sich mit einem Fremden zusammenzutun. Als ich den Planeten zum ersten Mal betrat, habe ich bei Nim gewohnt, meiner Gefährtin. Sie hat sich für diese Reise nicht einschreiben lassen, weil sie bereits kurz vor der Niederkunft stand, aber sie hat mir ihre Schwester geschickt. Am ersten Abend, den sie an Bord verbrachte, kam sie zu mir und sagte: ›Nim hat mir aufgetragen, mich um dich zu kümmern, Kommandant.‹ Und dann ließ sie sich häuslich in meiner Kabine nieder. Nicht, dass ich mich beklagen will ...«
    Er lächelte breit. Li Hao musste ebenfalls lächeln. Er beneidete den Kommandanten ein bisschen. Gern hätte auch er ein solches Leben geführt: von einem Planeten zum anderen reisen, Abenteuer aller Art erleben, Frauen anderer Rassen kennenlernen, die nicht so hässlich wie die Ta-Shimoda waren ...
    Li Hao schüttelte den Kopf. Zu spät. Ein Posten als Kulturattaché war die Summe aller Abenteuer, die einem Intellektuellen mittleren Alters, einem Anthropologen (interessierte er sich wirklich für Anthropologie?) und Linguisten noch erlaubt war.
    Seine Grübeleien wurden von zwei jungen Frauen an der Tür unterbrochen.
    »Kommandant, sehen die feinen Damen aus der anderen Welt nicht wie Pferde aus?«, fragte eine von ihnen.
    Wie die Asix-Mitglieder der Besatzung, die Li Hao bereits kennengelernt hatte, waren die Mädchen klein und kräftig, hatten kurze, leicht gebogene Beine, eine helle Gesichtsfarbe und kurze, dicke Haare, die dunkel und lockig waren. Mit ihrem rundlichen Gesicht und den kleinen, kugelrunden Augen waren sie gewissnicht schön zu nennen, doch sie hatten ein freundliches Lächeln und waren sympathisch. Über den frechen Vergleich der äußerst würdevollen ersten Ehefrau des Kommandanten mit einem Pferd (die Frau war sehr groß, hatte breite Schultern und ein langes Gesicht) musste er lachen.
    Die kleinere Asix reichte ihm kaum bis zu den Schultern. Und das hieß schon etwas, denn der

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