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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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Professor war nicht besonders groß. Die Asix wandte sich ihm zu und schaute ihn interessiert an.
    »Wer bist du?«
    »Li Hao, Kulturattaché«, stellte er sich artig vor und verbeugte sich im Stil der Ta-Shimoda.
    Das andere junge Mädchen näherte sich ebenfalls und schaute ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Du bist bei der Botschaft?« Sie blickte verdutzt drein. »Wie seltsam. Du siehst nett aus, nicht so derb wie die anderen Soldaten.«
    Der Professor war wie vor den Kopf geschlagen. Was konnte ein junges Mädchen ihres Alters Schönes an einem schmächtigen Gelehrten finden, wo es an Bord doch ein Kontingent von fünfundzwanzig knackigen, jungen, athletischen Männern gab, die überdies körperlich in Bestform waren?
    Der Kommandant lachte, wies auf das erste Mädchen und stellte sie vor:
    »Die hier ist Tagaki – und die andere auch. Ihren persönlichen Namen werden sie Ihnen nur verraten, wenn Sie sich mit ihnen angefreundet haben. Und wenn Sie meine Meinung hören wollen – diese Tagaki hier würde gern einen Mann haben, oder täusche ich mich da?«
    Li Hao lief rot an. Die beiden Mädchen jedoch zeigten keinerlei Scham.
    »Wollt ihr jetzt essen gehen?«, fragte der Kommandant.
    Die beiden Mädchen nickten und bewegten sich langsam zur Tür, hinter der sich der Raum befand, der ihnen zugewiesen worden war, nachdem der Botschafter die Kombüse zum Speisezimmer erklärt hatte und Bedienstete hier nichts mehr zu suchen hatten.
    »Möchtest du mit uns essen?«, fragte die Größere von beiden lächelnd den Professor.
    »Nein ... äh, danke«, erwiderte Li Hao mechanisch. Die Einladung war ihm peinlich, zugleich aber schalt er sich einen Narren. Zum Teufel, vor gerade einmal zehn Minuten hatte er sich darüber beklagt, kein abenteuerliches Leben geführt zu haben. Und nun, wo ihm etwas Ungewöhnliches passierte, igelte er sich ein.
    »Wirklich nicht?«, hakte das Mädchen nach.
    »Nun ja, wenn ich nicht störe ... ja, gern«, sagte er ungeschickt.
    »Fein, dann kommen Sie mit«, forderte der Kommandant ihn auf. »Ich habe leider Dienst und kann nur zehn Minuten bleiben. Aber«, fügte er mit tiefer Stimme hinzu, »ich rate Ihnen, sich für ein vegetarisches Gericht zu entscheiden, wenn Sie ein zweites Mal eingeladen werden wollen. Die jungen Damen mögen den Geruch von Fleisch nicht. Die da«, er zeigte auf die Kleinere, »behauptet sogar, sie könne an meinem Schweiß riechen, wenn ich Fleisch gegessen habe. Sie hat mir das Messer auf die Brust gesetzt. Damit sie mich weiterhin in meiner Kabine besucht, darf ich mich nur noch von Milch und Gemüse ernähren!«
    Wieder errötete der Professor. Er war es nicht gewöhnt, so frei und offen zu reden. Er verstand nicht, wieso der Kommandant ein Abenteuer mit dieser kleinen, stämmigen Frau haben konnte, ohne dass es ihm peinlich gewesen wäre. Eine Frau, so hässlich wie ein Affe und mit Muskeln wie ein Lastenträger! Die andere war nicht ganz so unästhetisch, aber verglichen mit den zarten Schönheiten auf Li Haos Geburtsplanet war sie ein Ausbund an Hässlichkeit.
    Nichtsdestotrotz bestellte er sich gefriergetrocknetes Gemüse, auf das er ein Glas warmes Wasser goss. Dazu gab es eine Tüte gekochten Reis. Den Teller in der einen Hand und die Tasse Tee in der anderen, folgte er dem Kommandanten in das für die Besatzungsmitglieder reservierte Zimmer.
    Das alles geschieht im Interesse der Wissenschaft, dachte Li Hao bei sich, als er die beiden Mädchen sah, die ihm den Platz zwischen sich frei machten. Schließlich tue ich nichts anderes, als mit der hiesigen Bevölkerung Kontakt aufzunehmen. Genauergesagt, erschrocken hielt er einen Moment inne, als das größere Mädchen ihm die Hand aufs Knie legte, ist es wohl eher die hiesige Bevölkerung, die Kontakt mit mir aufnimmt ...
    Das Mädchen neigte sich zu ihm hinüber, um besser sehen zu können, was er aß.
    »Warte, nimm hiervon etwas.«
    Sie reichte ihm einen Stoffbeutel, der ein duftendes Pulver enthielt. Li Hao streute ein bisschen davon auf das Gemüse und probierte.
    »Das schmeckt sehr lecker«, bemerkte er aufrichtig. »Was ist das?«
    »Ein Kraut aus Ta-Shima. Wo ist eigentlich deine Kabine?«
    Li Hao lief rot an.
    Der Kommandant amüsierte sich köstlich über die Befangenheit des Professors.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte er. »Hier machen die Frauen den ersten Schritt, und normalerweise gehen sie gleich voll zur Sache. Kein Getue, keine Koketterie.« Er blickte das Mädchen an und

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