Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
Vom Netzwerk:
die vor ihr stand, einen Schraubenzieher in der einen Hand, ein Schild, das sie befestigen wollte, in der anderen. »Warum sind Sie wie ein Mann gekleidet?«, fragte sie die junge Asix, die sie offensichtlich nicht verstand und an Ort und Stelle stehen blieb, um Frau Rasser schweigend zu betrachten.
    Der Erste Offizier, der persönlich erschienen war, um seine illustren Gäste und deren Begleitung zu ihren Kabinen zu begleiten, schritt ein:
    »Das ist die Standarduniform der Handelsflotte, gnädige Frau. Im Übrigen sind Mann und Frau auf Ta-Shima gleich gekleidet.«
    »Ach wirklich? Wie merkwürdig! Von Weitem wird es schwer sein, sie voneinander zu unterscheiden, und die Religion toleriert keine Form des Transvestitismus.«
    »Ich weiß nicht, ob auf Ta-Shima die Religion eine so große Rolle spielt. Und was diese Art der Bekleidung angeht – das ist nur eine Frage der Bequemlichkeit. Übrigens, das Klima auf Ta-Shima ist sehr unangenehm. Es ist eine Welt, die nicht für die Kolonisation ausgewählt wurde, man ist zufällig dort gelandet. Neben den extremen Temperaturen und der intensiven Sonnenstrahlung ...«
    »Erlauben Sie mal!«, unterbrach die Dame ihn abrupt. »Finden Sie nicht, dass die Bekleidung auch eine Frage der Moral ist?«
    »Nun ja«, erwiderte der Erste Offizier, »auf Ta-Shima hat man die Angewohnheit ...«
    »Aha! Die Gewohnheiten und die kulturellen Besonderheiten! Die ewige Entschuldigung dafür, alle Abweichungen und Perversionen zu akzeptieren!«
    Frau Rasser schien sehr resolut zu sein, denn es war nahezu unmöglich, ihr gegenüber einen Satz zu beenden.
    »Ich habe gehört, dass auf Ta-Shima Frauen häufig außerhalb der Ehe Kinder haben, und dass die Männer gewalttätig und blutrünstig sind. Müssen wir diese Gewohnheiten etwa auch tolerieren? Diese Kreaturen haben lange Zeit fernab von Religion und Zivilisation gelebt, das ist der Punkt! Nun, in Zukunft wird sich das ändern.«
    Der Erste Offizier seufzte im Stillen. Die Reise versprach einige Komplikationen. Glücklicherweise hatten sich die Asix, seitdem die Shiro an Bord waren, zur großen Freude des Botschafters als ordnungsliebend und diszipliniert erwiesen. (Der Botschafter war allerdings davon überzeugt, dass die Verhaltensänderungen das Ergebnis seiner Beschwerden seien.)
    An Bord war es Usus, dass die Besatzung je nach Dienst ihre Mahlzeiten in kleinen Gruppen zu sich nahm und die Passagiere sich je nach Bedarf in der Kombüse versorgten. Doch Oberst Aziz Rasser, der sich in seinem ganzen Leben nicht mal eine Tasse Kaffee selbst gekocht hatte, hatte es für gut befunden, dassein Raumfahrtbegleiter ihm das Essen in seiner Kabine servierte. Die Asix, die sich beleidigt fühlten, rächten sich dafür: Obwohl sich das Raumschiff in der Umlaufbahn befand und es in den ersten Reisetagen frische Speisen gab, servierten sie Seiner Exzellenz systematisch Standardrationen und taten so, als würden sie nicht begreifen, was er eigentlich von ihnen wollte. Nun, wo seine Suite vollständig mit ihm und seinen Damen besetzt war, hatte der Botschafter dem Ersten Offizier befohlen (als wäre dieser kein freier Händler, der nur seinem Kommandanten gegenüber zu Gehorsam verpflichtet war), ein annehmbares Speisezimmer herzurichten und dort für ihn und seine Begleitung die Mahlzeiten aufzutragen. Es handelte sich insgesamt um rund dreißig Personen.
    »Es tut mir schrecklich leid«, hatte der Erste Offizier nicht ohne gewisse Genugtuung geantwortet, »es gibt keinen freien Platz auf einem Raumschiff, auf dem praktisch mit jedem Zentimeter kalkuliert werden muss. In der Kombüse ist Platz für ein Dutzend Gäste, man müsste allenfalls einen Turnus festlegen.«
    »Na gut«, sagte Rasser. »Also dann nur für meine Familie, den Professor und Kapitän Aber. Und entfernen Sie diesen flachen Tisch und die störenden Kissen!«
    »Das ist der Tisch der Besatzung«, erklärte der Este Offizier. »Sie frühstücken dort.«
    »Auf den Kissen sitzend?« Rasser verzog das Gesicht. »Sie essen am Boden wie Tiere? Diese Leute müssen noch zurückgebliebener sein, als ich dachte.«
    Seine Familie kam hinzu, und Seine Exzellenz setzte erneut die Frage des Speisezimmers auf die Tagesordnung, unterstützt von der hartnäckigen Zielstrebigkeit seiner ersten Frau, die die Feststellung traf:
    »Sie wollen doch nicht etwa, dass die Besatzung mit uns speist! Es reicht doch wohl, dass wir vier Jahre auf diesem gottvergessenen Planeten zubringen müssen. Da müssen wir

Weitere Kostenlose Bücher