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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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merkwürdig vor: Sie trugen überhaupt keinen Schmuck, und ihre Kleidung – aus einem hässlichen, derben, dicken Stoff – war so schlecht und asketisch geschnitten, dass in Neudachren allenfalls ein Bettler bereit wäre, sie zu tragen.
    Ganz gegen seine Gewohnheit führte Rasser an diesem Tag bei Tisch heftige Diskussionen, obwohl er gemeinsam mit seinen beiden Ehefrauen, seiner Tochter und dem Militärattaché speiste, in deren Anwesenheit er normalerweise hochgeistige Konversation zu machen pflegte.
    »Eine Sache jedenfalls liegt klar auf der Hand«, stellte Kapitän Aber, der Militärattaché, fest. »Es handelt sich um eine Gesellschaft, die auf einem System aus festen Kasten basiert und die sich zudem auf unterschiedliche Rassen gründet. Und die Ideologie steht im Widerspruch zu den demokratischen Prinzipien, auf die sich die Verfassung der Föderation beruft. Außerdem widerspricht sie den Prinzipien der unitaristischen Religion. Wir dürfen auf keinen Fall dulden, dass in unserem bürgerlichen Universum etwas derart Barbarisches und Sklavisches existiert. Es muss unsere Mission sein, diese Menschen zu befreien!«
    Er unterstrich seine Worte, indem er in die Richtung der Asix zeigte, die bei Tisch servierten. Über die Köpfe der Gäste hinweg plauderten sie untereinander weiter auf Gorin.
    »Ich habe da so meine Zweifel ...«, begann Li Hao, aber der Kapitän war Feuer und Flamme und fiel ihm ins Wort.
    »Was würde denn mit der Föderation passieren, würden ihre Bürger nicht die Ehre und Verantwortung akzeptieren, die ihnen von der Geschichte auferlegt wird? Aber das Problem ließe sich ganz einfach lösen. Es würde schon reichen, Waffen zu liefern, und die Unterdrückten würden auf eigene Faust einen Staatsstreich organisieren. Danach müsste die Föderation nur noch im passenden Augenblick eingreifen und den Planeten wie eine reife Frucht pflücken, ohne selbst militärisch in Aktion treten zu müssen. Die Förderation wurde den Planeten befrieden, wie sie es stets getan hat. Sie würde die wahren Werte unserer Zivilisation verteidigen. Und die neue, vom Bürgerkrieg geschwächte Regierung wäre glücklich, einen Beitritt aushandeln zu können. Im Gegenzug würde sie von der Föderation Mittel für den Wiederaufbau erhalten.«
    Abgesehen von dem letzten Satz hätte man das Ganze für Regierungspropaganda halten können, aber als der Professor den begeisterten Ausdruck von Kapitän Aber sah, war ihm klar, dass der Mann jedes Wort von dem glaubte, was er von sich gab. Doch welches Interesse könnte die Föderation daran haben, eine arme, unterentwickelte Welt in ihren Verbund aufzunehmen? Das wusste nur Aber. Auf jeden Fall war es für ihn eine Frage des Prinzips: Neudachren, das war weithin bekannt, hielt treu an großen Prinzipien fest.
    Die erste Ehefrau Rassers interessierte sich kein bisschen für Politik; das war Männersache, wie sie ihrer jüngeren Co-Ehefrau immer wieder sagte, denn diese neigte dazu, ihre Nase in Dinge zu stecken, die sie nichts angingen. Aber nun wollte Frau Rasser mehr über die für sie fremden Menschen in Erfahrung bringen und fragte:
    »Was meinen Sie denn dazu, Professor?«
    »Meiner Ansicht nach ist es zu einfach, Begriffe wie ›Sklaven‹und ›Herrscher‹ zu benutzen. Sicher, es liegt auf der Hand, dass die Shiro eine unbestrittene Autorität innehaben. Aber wie es scheint, wird diese Situation von allen anderen akzeptiert, und sie leben zufrieden damit. Die Besatzung hat das Recht, an Land zu gehen, wenn das Raumschiff auf einem Planeten Zwischenstopp macht. Wären sie Sklaven, würden sie die Gelegenheit zur Flucht nutzen. Außerdem habe ich den Eindruck ...« Er zögerte, weil er nicht genau wusste, wie er seinen Gedanken in Anwesenheit dreier Frauen ausdrücken sollte, die die typische Erziehung hoher Damen genossen hatten und deshalb so taten, als existierten bestimmte Dinge in der Gesellschaft einfach nicht. »Ich will damit sagen«, fuhr er schließlich fort, »die Mitglieder der Besatzung, mit denen ich häufig zusammenkomme, um von ihnen ihre Sprache zu lernen, haben mir erzählt, es gäbe Situationen, in denen sehr große Freiheiten herrschen, was Beziehungen inniger Natur zwischen den beiden Rassen angeht ...«
    Er hoffte, sich klar genug ausgedrückt zu haben, um von allen verstanden zu werden. Zugleich hoffte er, sich in Anwesenheit der Frauen zweideutig genug geäußert zu haben.
    Die Damen schienen seine Worte tatsächlich nicht verstanden zu

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