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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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verbeugten sich auch nicht, wie sie es bei Landsleuten taten. Suvaïdar begnügte sich damit, die Anwesenheit der Fremden schlichtweg zu ignorieren. Oda hingegen fixierte sie mit aller Arroganz, die er aufzubringen vermochte – und er konnte sehr arrogant sein.
    Einen Augenblick später folgte ein Mann aus der Besatzung, klein und mit breiten Schultern. Suvaïdar erkannte in ihm den Fechtlehrer. Der Mann verbeugte sich vor ihr und fragte:
    »Shiro Adaï, kann ich Ihnen auf irgendeine Weise nützlich sein?«
    Beide beantworteten seinen Gruß; dann sagte Suvaïdar ruhig: »Ich glaube nicht, dass deine Anwesenheit erforderlich ist. Ich danke dir trotzdem. Bleib einfach bei uns.«
    Sie wies auf ein Kissen an ihrer Seite, aber der Mann kniete sich auf die Matte; dann setzte er sich auf die Fersen und fügte respektvoll hinzu: »Danke sehr, meine Dame.«
    Spannung lag in der Luft. Das spürte auch Li Hao, der jetzt das Wort ergriff.
    »Meine Damen, meine Herren. Frau Rasser hat uns erzählt, dass einer von Ihnen die Universalsprache spricht. Übrigens hatte auch ich das Vergnügen ...«
    Oda schüttelte den Kopf.
    »Wenn ich mich nicht täusche, hatte ich Sie gebeten, in meine Kabine zu kommen«, mischte der Botschafter sich ein.
    »Niemand lädt einen Shiro vor«, konterte Oda herablassend.
    »Aber ich bin der Botschafter der Föderation!« Aziz Rasser zog irritiert die Augenbrauen hoch. »Wer mich beleidigt, beleidigt auch die Regierung, deren Repräsentant ich bin.«
    Er geißelte Oda mit seinem Blick, aber verglichen mit demder alten Huang oder dem der Lehrer an der Akademie war der Botschafter ein jämmerlicher Amateur. Sein Gesprächspartner jedenfalls blieb völlig unbeeindruckt. Wäre Rasser ein Ta-Shimoda gewesen, hätte Oda ihn in die nächstgelegene Fechtakademie eingeladen, um sich mit ihm »im Training zu messen«.
    Schließlich blickte Suvaïdar auf. »Wir wollten niemanden beleidigen«, sagt sie. »Die Sache ist ganz einfach. Wir sind Shiro und akzeptieren keine Weisungen, es sei denn, unsere Vorgesetzten erteilen sie uns. Wenn Sie, Herr Botschafter, uns den Respekt erweisen, auf den wir auf Ta-Shima Anspruch haben, werden wir auch Ihnen den Respekt entgegenbringen, den Sie verdienen.«
    Nach diesem Satz, dessen Mehrdeutigkeit nur Kommandant N’Tari verstanden hatte, stand Suvaïdar auf und verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen. Oda folgte ihr.
    »Was genau bedeutet ›Shiro‹?«, fragte der Botschafter. Noch immer war er von der Überheblichkeit der beiden wie vor den Kopf geschlagen.
    Der Asix antwortete ihm: »Das sind die Herrscher über Ta-Shima.«
    »Und ihr? Wer seid ihr?«
    »Wir sind Asix.«
    »Ihr dient den Shiro?«
    »Wir? Ihnen dienen? Nein, ganz sicher nicht.«
    »Und was sollte die Bemerkung, ›Wenn Sie uns den Respekt erweisen, auf den wir auf Ta-Shima Anspruch haben‹? Was bedeutet das? Warum haben sie den Anspruch auf eine besondere Respektbezeugung?«
    »Sie sind Shiro«, erklärte der Asix geduldig. Überzeugt, dass nun alles gesagt sei, stand er auf und öffnete ihnen die Tür mit den Worten: »Dieser Raum ist für die Besatzung reserviert. Das war der Wunsch Ihrer Exzellenz.«
    Einer der beiden Soldaten zog die Stirn kraus und machte einen Schritt nach vorn, aber Rasser erteilte ihm rasch eine Anweisung und verließ den Raum, fest entschlossen, so zu tun, als hätte er die Unverschämtheit des Asix nicht gehört. Der Professor dachte bei sich, dass er den Oberst vielleicht ein wenig vorschnell abgeurteilthätte. Der Mann schien fähig, feine Nuancen wahrzunehmen, sofern er denn wollte.
    In Wirklichkeit war Aziz Rasser perplex, was ihm nicht allzu oft passierte. Es war ihm unbegreiflich, dass jemand es wagte, ihm die Stirn zu bieten. Ihm, der hinter sich die Macht eines gigantischen Imperiums von galaktischen Ausmaßen wusste! Und das alles wegen einer Frage des Prinzips.
    Er grübelte darüber nach, wer der Mann gewesen sein könnte, der ihn mit einer solchen Überheblichkeit herausgefordert hatte, und was es mit der zweiten Person auf sich hatte. Der Stimme nach handelte es sich um eine Frau. Doch so geschmacklos gekleidet, wie beide waren, und mit ein und demselben schlichten, ja schäbigen Haarschnitt, erinnerten sie ihn eher an zwei Wassertropfen. Jedenfalls gab die Frau sowohl ihrem Begleiter als auch dem Asix Anweisungen. Aber dass es sich bei ihnen um die Herrscher von Ta-Shima handeln sollte, wie der Mann aus der Besatzung bestätigt hatte, kam Rasser sehr

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