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Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition)

Titel: Das Gesetz von Ta-Shima: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Lorusso
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gegen vier wütende Asix nichts ausrichten.
    Die Prügelei war bereits beendet, bevor der Chefmechaniker, den man sofort benachrichtigt hatte, hinzukommen konnte. Er war das angesehenste Besatzungsmitglied und hatte auch in der Fechtakademie des Raumschiffes den höchsten Rang – zumindest, wenn Tichaeris nicht an Bord war. Für seine Kameraden war er auf jeden Fall eine unbestrittene Autorität.
    Mit einem Blick erfasste er die Situation.
    Die halbnackte Keri lag am Boden, von den Soldaten zur Bewegungslosigkeit verdammt und mit Blut befleckt, verrenkt wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatte. Ihr Gesicht war angeschwollen, ein Auge blau, die Lippen aufgeplatzt und blutig, und mit der rechten Hand stützte sie ihren linken Arm. Eine Schulter war merkwürdig schief, offenbar ausgerenkt. Auf der Brust trug sie den Abdruck eines tiefen Bisses, der ebenfalls blutete, und die weiße Haut ihres Bauches zeigte üble rote Striemen. Ihr ganzer Körper war mit Blut, Sperma und Urin besudelt. Die arme Frau war gedemütigt und völlig am Ende, sodass sie gar nicht daran gedacht hatte, sich zu säubern oder zu bedecken.
    Dank der Konditionierung und der genetischen Planung des Jestak-Clans waren die Asix überaus freundliche und defensive Wesen. Wäre dies nicht der Fall gewesen, wäre ihre physische Kraft, die über das gewöhnliche Maß hinausging, in diesem Moment zu einer tödlichen Gefahr geworden. Trotzdem wurde der Chefmechaniker angesichts der schrecklichen Situation von blinder Wut erfasst: Er mochte Keri sehr, auch wenn sie keine Schönheit war. Doch sie war hingebungsvoll, freundlich und stets gut gelaunt. Sie machten jetzt die dritte Reise zusammen, und manches Mal hatte er aus freundschaftlichen Gefühlen die Hängematte mit ihr geteilt, wie auch andere Männer der Besatzung.
    Nun zeigte er auf Keris Schulter und fragte: »Wer war das?«
    Keri deutete auf einen Mann, der bäuchlings auf dem Boden lag. Auf seinem Rücken saß eine Asix und hielt ihn eisern fest. Mit zwei Schritten war der Chefmechaniker neben dem Mann, packte einen seiner Arme und riss ihn heftig nach hinten. Das Schultergelenk sprang mit einem knirschenden Geräusch heraus, und der Mann schrie wie am Spieß. Was den Chefmechaniker nicht davon abhielt, auch den zweiten Arm des Mannes auf die gleiche Weise zu behandeln. Wieder ein Knirschen, wieder ein Schreien.
    Der Chefmechaniker wies auf die blauen Flecken in Keris Gesicht und fragte noch einmal: »Wer war das?«
    Anfangs hatten die Soldaten noch darauf gedrängt, mit einer Autoritätsperson zu sprechen; sie hatten Repressalien und dasEinschreiten ihres Kapitäns angedroht. Nachdem sie jedoch mit ansehen mussten, was mit ihrem Kameraden passiert war, waren sie leise geworden. Man spürte ihre Panik. Was die anwesenden Asix betraf, so schreckten sie davor zurück, in irgendeiner Form in das Geschehen einzugreifen, als sie den Anflug von Wahnsinn in den Augen des Chefmechanikers entdeckten.
    Als er sich nun dem zweiten Mann näherte, auf den Keri gezeigt hatte – der Mann, der sie jedes Mal, wenn sie vor Schmerz gestöhnt hatte, lachend geschlagen hatte –, fing dieser zu heulen an.
    »Nein, nein, ich wollte doch nicht ...«
    Ein fürchterlicher Schlag traf ihn direkt ins Gesicht. Der Hieb verwandelte seine Nase in ein unförmiges Stück Fleisch und riss die Knorpel auf. Fast wäre er an seinem eigenen Blut erstickt. Er stieß einen heiseren Laut aus, bevor er das Bewusstsein verlor.
    Scheinbar ruhig näherte sich der Chefmechaniker den anderen beiden Soldaten, denen die Hose immer noch auf den Knien hing, und brach beiden die Finger, jeden einzelnen, einen nach dem anderen. Das Schreien und Flehen ließ ihn völlig kalt. Der fünfte und letzte Mann hatte sich vor Angst in die Hose gemacht und stank fürchterlich. Der Chefmechaniker befahl den beiden Raumfahrtbegleitern, sich um ihn zu kümmern. Bis er wiederkäme, sagte er, sollten alle an Ort und Stelle bleiben.
    Sanft half er Keri aufzustehen und ihre Hose anzuziehen. Er knöpfte ihre Tunika zu – vorsichtig, um ihre Schulter nicht zu bewegen. Dann nahm er sie in die Arme und ging zur Brücke C, zu den Shiro.
    Er erzählte, was passiert war und half Suvaïdar, Keris Schulter wieder einzurenken.
    Oda und Tichaeris wechselten einen vielsagenden Blick und beeilten sich, alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen. Sie waren sich einig, dass es besser sei, die Soldaten aus der Kabine zu holen und auf die Brücke C zu bringen,

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