Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Gesicht der Anderen

Das Gesicht der Anderen

Titel: Das Gesicht der Anderen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
Vom Netzwerk:
Du klangst irgendwie seltsam, als du mich um diesen Gefallen gebeten hast.”
    Nachdem Lucie in die Nische geschlüpft war, setzte sich Dante ihr gegenüber und sah sie an. “Ich möchte dich bitten, etwas für mich zu tun. Aber die Sache muss unter uns bleiben.”
    “In Ordnung.” Neugierig geworden, betrachtete sie ihn einen Augenblick. “Ich vermute, es ist etwas Persönliches und hat nichts mit dem Fall Westbrook zu tun.”
    “Ja und nein.”
    Sie sah ihn fragend an. “Ja … es ist etwas Persönliches?”
    “Richtig.”
    “Und nein …”
    “Alles in allem hat es etwas mit den Westbrooks zu tun. Vor allem mit Leslie Anne.”
    “Hmm. Ich sterbe vor Neugier.”
    Dante holte seine Brieftasche aus der Innentasche seines Jacketts, klappte sie auf und entnahm ihr ein Foto. “Ich möchte, dass du dir dieses Bild genau ansiehst und mir sagst, ob sie einer Person ähnlich sieht, die du kennst.”
    Vorsichtig legte er ein Foto von Amy auf den Tisch, das sie als Oberstufenschülerin zeigte. Dieses Bild trug er seit über siebzehn Jahren bei sich. Jetzt versuchte er, es nicht anzusehen, aber es gelang ihm nicht. Es tat immer noch weh. Manchmal war der Schmerz so frisch und so neu, wie er in den ersten Wochen und Monaten nach Amys Verschwinden gewesen war. Ihre schönen blauen Augen schienen ihn vom Bild aus zu fixieren. Aber ihr Lächeln war es, das immer noch sein Herz rührte. Er ließ das Foto los und ballte die Hand zu einer losen Faust.
    Lucie drehte das Bild um, nahm es in die Hand und betrachtete es. Sie riss ungläubig den Mund auf, dann schüttelte sie den Kopf. “Wer ist das?”
    “Wie sieht sie denn aus?”
    “Ich bin verwirrt. Wo hast du dieses alte Foto her? Wer ist dieses Mädchen?”
    Dante atmete heftig. “Verdammt, Lucie. Sag mir doch einfach, ob sie aussieht wie jemand, den du kennst.”
    “Also, wenn sie braune und nicht blaue Augen hätte, wenn ihre Frisur modern wäre und das Foto neueren Datums, würde ich auf Leslie Anne Westbrook tippen.”
    Dante schluckte. Innerlich war ihm ganz schwindelig von der Achterbahnfahrt seiner Gefühle. Freude und totale Verzweiflung wechselten einander ab. Wenn auch Lucie die Ähnlichkeit sah, dann hatte ihm seine Fantasie also doch keinen Streich gespielt. Leslie Anne sah Amy so ähnlich, dass sie … was? Ihre Schwester? Ihre Tochter? Ihre Nichte sein könnte?
    “Aber offensichtlich ist es nicht Leslie Anne.” Lucie legte das Foto zurück auf den Tisch und schob es zu Dante hinüber. “Ist das eine Verwandte? Leslie Annes Tante oder Großmutter oder …?”
    “Dieses Foto zeigt eine Frau namens Amy Smith. Sie war siebzehn, als das Bild gemacht wurde.” Dante sah es schnell noch einmal an und steckte es dann wieder in seine Brieftasche. “Sie verschwand vor siebzehn Jahren, und man nimmt an, dass sie tot ist. Auch sie entsprach dem Opferschema von Eddie Jay Nealy – jung, blond, hübsch. Und sie lebte in Texas, einem der Bundesstaaten, in dem sich Nealy seine Opfer suchte.”
    Lucie schüttelte verwirrt den Kopf. “Moment mal. Ich verstehe jetzt gar nichts mehr. Woher kennst du diese – Amy Smith? Und woher hast du dieses Foto? Und in welcher Verbindung steht sie zu Leslie Anne Westbrook?”
    “Amy selbst hat mir dieses Bild gegeben”, sagte Dante und hoffte, dass er Lucie in dieser Sache vertrauen konnte. Das war ein großer Schritt für ihn. Er vertraute nur sehr wenigen Menschen. “Ich war damals neunzehn und mit Amy verlobt.”
    “Mein Gott!” Lucie riss die Augen auf. Dann betrachtete sie Dante wissend. “Als Sawyer uns für das Briefing im Fall Westbrook zusammenrief und den Aktenordner mit Leslie Annes Bild verteilte, hast du die Ähnlichkeit sofort bemerkt. Deshalb hast du dich also freiwillig gemeldet!”
    “Ja. Ich sah in diesem Auftrag die Chance herauszufinden, wie ein sechzehnjähriges Mädchen einer Frau wie aus dem Gesicht geschnitten sein kann, die vor siebzehn Jahren starb.”
    “Hast du Tessa Westbrook schon gefragt, ob …”
    “Sie hat geschworen, dass sie Leslie Anne zur Welt gebracht hat. Aber sie musste auch zugegeben, dass sie keinerlei Erinnerung an die Zeit vor ihrem Aufwachen im Krankenhaus in Louisiana hat.”
    “Und was hat das eine mit dem anderen zu tun? Leslie Anne kam neun Monate später zur Welt, lange nach dem Überfall. Tessa wird sich also sicher daran erinnern, ob sie das Kind geboren hat oder nicht.”
    “Tessa würde sich daran erinnern, dass sie
ein Kind
geboren hat. Was aber, wenn …”

Weitere Kostenlose Bücher