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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Detective wurde durch den Aufprall zurückgeschleudert, stieß ächzend gegen Sachs und warf sie zu Boden. Dann rollte er sich auf den Bauch und würgte - oder spuckte Blut; Sachs wusste es nicht. Aus dieser Entfernung war die Kugel eventuell durch die Weste gedrungen. Entsetzt richtete sie sich auf. Noch bevor sie ihre Waffe heben konnte, zielte der andere bereits auf sie.
    Doch er zögerte. Hinter ihm ertönte ein Geräusch. Er sah nach hinten. Im Dunkel der Gasse konnte Sachs einen Mann erkennen, der auf ihn zurannte. Die kleine Gestalt hielt irgendetwas in der Hand.
    Der Fremde ließ das Mädchen los, wirbelte herum und hob die Pistole, aber noch bevor er schießen konnte, traf der Angreifer ihn mit dem Gegenstand seitlich am Kopf - es war ein Backstein.
    »Hongse!«, rief Sonny Li, ließ den Ziegel fallen und zerrte das Mädchen von dem benommenen Fremden weg. Er stieß sie zu Boden und drehte sich wieder zu dem Mann um, der sich den blutenden Kopf hielt. Aber plötzlich richtete der Kerl sich auf und zielte auf ihn. Li stolperte zurück gegen die Wand.
    Drei schnelle Schüsse aus Sachs' Waffe schleuderten den Mann wie eine Puppe aufs Pflaster, wo er regungslos liegen blieb.
    »Bei den Richtern der Hölle«, stieß Sonny Li keuchend hervor. Er trat vor, kontrollierte den Puls des Getroffenen und nahm ihm die Waffe aus der leblosen Hand. »Er ist tot, Hongse«, rief er. Dann ging er zu dem Mädchen und half ihr auf die Beine. Schluchzend rannte sie an Sachs vorbei die Gasse hinunter und einer chinesischen Beamtin vom Fünften Revier in die Arme, die sofort anfing, beruhigend in ihrer Muttersprache auf sie einzureden.
    Einige Sanitäter liefen Deng zu Hilfe. Zum Glück hatte die Weste das Projektil aufgehalten, aber durch die Wucht des Treffers waren möglicherweise ein oder zwei Rippen gebrochen. »Es tut mir Leid«, stöhnte er. »Ich habe einfach nur reagiert.«
    »War das Ihr erster Schusswechsel?«
    Er nickte.
    Sie lächelte. »Willkommen im Klub.« Die Sanitäter halfen ihm auf die Beine und führten ihn zu einem Krankenwagen, um ihn dort gründlicher zu untersuchen.
    Sachs und zwei ESU-Beamten durchsuchten die Wohnung und stießen im Badezimmer auf einen verschreckten kleinen Jungen von ungefähr acht Jahren. Ein chinesisch-amerikanischer Cop vom Fünften Revier stellte sich als Übersetzer zur Verfügung, damit die Sanitäter den Gesundheitszustand der Geschwister überprüfen konnten. Der Komplize des Geists hatte jedoch keines der beiden Kinder verletzt oder missbraucht.
    Sachs sah zurück in die Gasse, wo ein weiterer Sanitäter und zwei uniformierte Beamten neben dem Toten knieten. »Ich muss an der Leiche noch nach Spuren suchen«, erinnerte sie ihre Kollegen. »Bitte lassen Sie alles so weit wie möglich unberührt.«
    »Na klar, Officer«, lautete die Antwort.
    In der Nähe stand Sonny Li, klopfte seine Jacke ab und fand schließlich die Schachtel Zigaretten. Sachs vermutete, dass er andernfalls die Taschen des Toten nach Glimmstängeln durchsucht hätte.
    Als Amelia Sachs den Tyvek-Anzug überstreifte, um mit der Tatortarbeit zu beginnen, sah sie Li auf sich zukommen.
    Sie lachte, weil er so fröhlich grinste. »Wie kommt's?«, fragte sie.
    »Wie kommt was?«
    »Wie kommt's, dass Sie die Adresse der Wus gekannt haben?«
    »Das würde ich von Ihnen auch gern wissen.«
    »Erzählen Sie's mir zuerst.« Sie spürte, dass er sehr stolz auf seine Leistung war - und sie gönnte es ihm von Herzen.
    »Okay.« Er trat seine Zigarette aus und zündete sich die nächste an. »So arbeite ich in China. Ich schaue mich um und rede mit den Leuten. Heute war ich in insgesamt drei Spielsalons, habe etwas Geld verloren, etwas Geld gewonnen, mir einige Drinks gegönnt und natürlich die ganze Zeit angeregt geplaudert. Beim Pokern habe ich einen Kerl kennen gelernt, einen Zimmermann aus Fuzhou, und der hat mir von einem Unbekannten erzählt, der ein paar Stunden vorher zur Tür hereingekommen war, laut über alle weibliche Wesen geklagt und behauptet hatte, sich derzeit ganz allein um seine Familie kümmern zu müssen, weil seine Frau krank sei und sich den Arm gebrochen habe. Außerdem hat er mit dem vielen Geld geprahlt, das er verdienen würde, und gesagt, er sei heute Morgen an Bord der Dragon eingetroffen und habe bei dem Untergang alle eigenhändig gerettet. Das musste Wu sein. Eine typische Leber/Milz-Disharmonie. Angeblich wohnte er ganz in der Nähe. Daraufhin habe ich mich weiter umgehört und von diesem

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