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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Eddie Deng würden unterdessen im Haus des Detectives einen Hinterhalt vorbereiten, um bei der Verhaftung des mordlustigen Schlangenkopfs und etwaiger bangshous nicht den Tod unschuldiger Zivilisten zu riskieren. Rhyme vermutete, dass Kwan Angs Komplizen Sachs von Chinatown aus verfolgten. Eine andere Möglichkeit war, dass der Geist sie per Mobiltelefon verständigen wollte, sobald er die Adresse der Changs kannte.
    Sachs hatte all ihre emotionale Kraft aufwenden müssen, um so zu tun, als wäre Coe ein Handlanger des Geists - und als wäre ihr angeblicher Freund und Arzt, der einen halben Meter neben ihr saß und zweifellos bewaffnet war, nicht der Killer, den sie seit zwei Tagen suchten.
    Sie musste auch an die Akupressursitzung von letzter Nacht denken - wie sie ihm ihr Geheimnis offenbart und verzweifelt auf Heilung gehofft hatte. Die Erinnerung an seine Hände auf ihrem Rücken und ihren Schultern ließ sie schaudern. Und ihr wurde mit Entsetzen bewusst, dass sie selbst ihm das Versteck der Wus verraten hatte, als sie ihm anbot, ebenfalls dort Schutz zu suchen.
    »Wie hat Ihr Freund, dieser Lincoln Rhyme, herausgefunden, dass ich nicht Sung bin?«
    Sie nahm die Plastiktüte mit dem Inhalt seiner Taschen. Dazu zählten auch die Bruchstücke des Affenamuletts. Sachs hielt sie ihm dicht vor die Nase.
    »Der steinerne Affe«, erklärte sie. »Ich habe etwas unter Sonny Lis Fingernägeln gefunden. Es war Magnesiumsilikat, ähnlich wie Talk, aber Rhyme hat festgestellt, dass es sich um Speckstein handelt - und genau daraus besteht auch dieser Anhänger.« Sie streckte die Hand aus und schob den Rollkragen des Geists ein Stück herunter, so dass der rote Abdruck des Lederriemens sichtbar wurde. »Was ist passiert? Hat er Ihnen das Amulett vom Hals gerissen?« Sie ließ den Kragen los und trat einen Schritt zurück.
    Der Geist nickte langsam. »Kurz bevor ich ihn erschossen habe, hat er die Finger in den Boden gekrallt. Ich dachte, er wollte um Gnade winseln, aber dann hat er den Kopf gehoben und mich angegrinst.«
    Demnach hatte Li sich das Material absichtlich unter die Fingernägel befördert, um ihnen die wahre Identität John Sungs zu verraten.
    Als Coopers Nachforschungen über das Magnesiumsilikat ergaben, es könnte sich dabei um Speckstein handeln, musste Rhyme an die von Sachs am Vortag verursachten Trugspuren denken. Auch diesmal kam das Amulett als Quelle in Frage, also setzte er sich mit den Beamten vor Sungs Wohnung in Verbindung. Diese bestätigten, dass das Haus eine Hintertür hatte, was bedeutete, dass der Geist unbemerkt ein- und ausgehen konnte. Rhyme erkundigte sich außerdem nach einem Blumengeschäft in der Nähe - als weiterer möglicher Ursprung der Mulchpartikel, die sie gefunden hatten - und erfuhr von dem Floristen im Erdgeschoss des Gebäudes. Dann überprüfte er die Nummern, von denen aus Sachs' Mobiltelefon angerufen worden war, und stieß auf einen Apparat, der auch auf der Liste des Uigurenzentrums auftauchte.
    Der echte John Sung war Arzt gewesen, der Geist hingegen nicht. Aber Sonny Li hatte Rhyme erzählt, dass in China jedermann ein wenig über Medizin Bescheid wusste. Jeder Patient, der regelmäßig von einem chinesischen Arzt behandelt wurde, hätte Sachs' Gesundheitszustand oberflächlich diagnostizieren und ihr diese Kräuter verschreiben können.
    »Und Ihr Freund vom INS?«, fragte der Geist.
    »Coe?«, sagte Sachs. »Wir wussten, dass er in keiner Beziehung zu Ihnen stand, aber ich musste so tun, als wäre er der Spion - um Sie zusätzlich in Sicherheit zu wiegen. Außerdem wollten wir ihn aus dem Weg haben. Falls ihm klar geworden wäre, wer Sie sind, hätte er womöglich erneut voreilig gehandelt - wie auf der Canal Street. Wir wollten einen sauberen Zugriff. Und er sollte nicht wegen Mord ins Gefängnis gehen müssen.« Sachs konnte sich den Nachsatz nicht verkneifen. »Auch wenn bloß Sie das Opfer gewesen wären.«
    Der Geist lächelte nur ruhig.
    Nachdem sie mit Coe und den drei Beamten im Revier verschwunden war, hatte sie dem INS-Mann alles erklärt. Der Agent war natürlich entsetzt gewesen, nur wenige Zentimeter hinter dem Mann gesessen zu haben, der seine chinesische Informantin ermordet hatte. Außerdem hatte Coe wütend verlangt, an dem Einsatz teilnehmen zu dürfen. Aber die Anweisung, ihn in Schutzhaft zu nehmen, kam von ganz oben, und so würde er nirgendwohin gehen, bis der Geist in Haft saß.
    Amelia sah ihn an und schüttelte wütend den Kopf. »Sie haben

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