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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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auf die ESU warten. Der Geist ist womöglich schon dorthin unterwegs.«
    In der Tat, dachte der Schlangenkopf.
    Yindao legte auf.
    Demnach würden sie vor allen anderen am Ziel eintreffen. Er würde nicht mehr lange warten müssen. Er würde die Changs erledigen, Yindao in den Wagen der Türken verfrachten und fliehen. Er streckte die Hand aus und drückte ihre Schulter. Seine Erektion wurde noch stärker.
    »Danke, dass Sie mitgekommen sind, John.« Sie lächelte ihn an. »Wie nennt man doch gleich einen Freund? Yindao?«
    Er schüttelte den Kopf. »So nennt ein Mann eine Frau. Sie würden Yinjing sagen.«
    Das war der Begriff für die männlichen Genitalien.
    »Yinjing«, sagte sie.
    »Ich fühle mich geehrt«, erwiderte er und neigte leicht den Kopf. Er betrachtete ihr rotes Haar, die helle Haut, die langen Beine. »Ihr Freund Rhyme ist ein sehr fähiger Ermittler. Ich würde ihn gern kennen lernen.«
    »Ich gebe Ihnen seine Karte. Ich habe eine in meiner Handtasche.«
    »Gut.«
    Rhyme würde ebenfalls sterben müssen, denn der Geist wusste, dass auch dieser Mann nicht aufgab, bevor seine Feinde besiegt waren. Po fu chen zhou... Zertrümmert die Kessel, und versenkt die Boote. Er war zu gefährlich, um am Leben zu bleiben. Sie hatte ihm erzählt, dass Rhyme gelähmt war. Wie konnte man ihn foltern?, überlegte der Geist. Sein Gesicht, die Augen, die Zunge. Er würde Mittel und Wege finden, je nachdem, wie viel Zeit ihm blieb. Feuer war immer eine gute Idee.
    Yindao bog abrupt in eine Einbahnstraße ab und hielt an. Sie nahm die Hausnummern in Augenschein und fuhr dann ungefähr bis zur Mitte des Blocks. Dort blieb sie in zweiter Reihe stehen und legte einen Polizei-Ausweis auf das Armaturenbrett.
    »Das Haus da drüben ist es.« Sie wies auf ein dreigeschossiges rotes Backsteingebäude einige Eingänge weiter. Im Erdgeschoss brannte Licht. Bescheiden, aber weitaus luxuriöser als die gelbbeigen Holz- oder Schlackehütten, für die so viele Chinesen sich bei Mao bedanken durften, dachte der Geist.
    Sie stiegen aus, gingen zum Bürgersteig, hielten inne. »Bleiben Sie außer Sicht«, flüsterte sie und führte ihn bis dicht vor eine Buchsbaumhecke. Der Geist drehte sich um. Yusuf hatte geparkt. Im trüben Licht der Dämmerung konnte der Geist ihn und den anderen Türken gerade noch erkennen.
    Er beugte sich vor und roch auf Yindaos Haut parfümierte Seife und Schweiß. Seine Erregung hielt unvermindert an, und er presste sich an ihren Arm und ihre Hüfte, während sie das Haus untersuchte. Sie nickte in Richtung des vorderen Erkerfensters. »Wir gehen durch die Hintertür rein - falls sie offen ist. Von vorn könnten sie uns entdecken und vielleicht weglaufen.«
    Sie bedeutete ihm mit einer Geste, ihr zur Rückseite des nächstgelegenen Gebäudes zu folgen. Von dort aus gelangten sie über mehrere Hinterhöfe zum Haus der Changs. Sie gingen sehr langsam, um im Halbdunkel nicht versehentlich Lärm zu machen und sich dadurch zu verraten.
    An der Hintertür der Ferkel blieben sie stehen, und Yindao schaute durch das Fenster - in eine kleine Küche. Dort hielt niemand sich auf. »Immer zuerst einen Blick durch das hintere Fenster werfen«, flüsterte sie. »Das ist meine neue taktische Grundregel.« Sie lächelte wehmütig, erklärte ihm aber nicht den Grund dafür.
    »Weiter«, sagte sie. »Ganz langsam. Wir wollen die Leute nicht erschrecken. Sagen Sie als Erstes, dass wir gekommen sind, um ihnen zu helfen und sie vor dem Geist zu beschützen. Und sagen Sie ihnen, dass für sie eine gute Aussicht auf Asyl besteht.«
    Der Geist nickte und versuchte sich vorzustellen, wie Sam Chang und seine Frau aussehen würden, wenn sie entdeckten, wer der Polizei-Übersetzer war.
    Yindao drehte den Türknauf. Es war nicht abgeschlossen. Sie stieß die Tür mit einer schnellen Bewegung auf - damit die Angeln nicht quietschten, vermutete er.
    Wie sollte er vorgehen? Wahrscheinlich war es am besten, Yindao sofort außer Gefecht zu setzen. Sie war zu gefährlich, um sie nur in Schach zu halten. Ein Schuss ins Bein wäre nicht schlecht - von hinten ins Knie, das hatte in Anbetracht ihrer Arthritis eine gewisse Ironie. Die Changs zu erschießen dürfte nicht lange dauern. Yusuf würde sie anschließend zu einem seiner Verstecke oder einem leeren Lagerhaus fahren. Und dort könnte er endlich das Schäferstündchen mit Yindao genießen.
    Schweigend gingen sie durch die kleine stickige Küche.
    Auf dem Herd kochte ein Topf mit Wasser. Auf

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