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Das Gesicht des Drachen

Das Gesicht des Drachen

Titel: Das Gesicht des Drachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Kindes« verspürte Sachs einen Stich im Herzen. Die Kleine war bezaubernd. Ein rundgesichtiges Mädchen, dessen seidiges schwarzes Haar zu einer kurzen Ponyfrisur geschnitten war. Sie trug eine rote Kordsamthose und ein Sweatshirt mit dem Bild einer kleinen Katze darauf, das ihr etwa zwei Nummern zu groß war.
    Ein Detective erkannte Sellitto und kam zu ihnen herüber. »Der Familie geht es gut. Wir bringen sie nach Queens ins Untersuchungsgefängnis des INS. Wie es aussieht, ist Chang ein bekannter Dissident - er war auf dem Platz des Himmlischen Friedens dabei und wurde lange verfolgt -, also hat sein Asylantrag gute Chancen.«
    »Haben Sie den Geist gefangen genommen?«, fragte Sam Chang in unsicherem Englisch, als er sich zu ihnen gesellte. Bestimmt hatte er es schon gehört, aber verständlicherweise konnte er sich gar nicht oft genug vergewissern, dass der Mörder tatsächlich in Haft saß.
    »Ja«, sagte Amelia, sah dabei jedoch nicht den Mann an, sondern Po-Yee. »Er befindet sich in Polizeigewahrsam.«
    »Haben Sie geholfen, ihn zu fangen?«, fragte Chang.
    Sachs lächelte. »Ja, ich war dabei.«
    »Vielen Dank.« Der Mann schien noch etwas hinzufügen zu wollen, aber seine mangelnden Sprachkenntnisse ließen es nicht zu. Er dachte kurz nach und sagte dann. »Darf ich noch etwas fragen? Der Mann, der alte Mann, der in der Wohnung des Geists getötet wurde. Wo ist die Leiche?«
    »Ihr Vater?«
    »Ja.«
    »Im Leichenschauhaus. In Manhattan.«
    »Er muss eine anständige Beerdigung bekommen. Das ist sehr wichtig.«
    »Ich sorge dafür, dass er nicht freigegeben wird«, sagte Sachs. »Sobald Sie die Formalitäten bei der Einwanderungsbehörde hinter sich gebracht haben, können Sie ein Bestattungsinstitut mit der Abholung beauftragen.«
    »Danke.«
    Ein kleiner blauer Dodge hielt am Straßenrand. Auf der Tür war das Stadtsiegel von New York City angebracht. Eine schwarze Frau in einem braunen Hosenanzug stieg aus und kam auf den INS-Agenten und Amelia Sachs zu. Sie trug einen Aktenkoffer bei sich. »Ich bin Chiffon Wilson, Sozialarbeiterin beim Jugendamt.« Sie zeigte ihren Dienstausweis vor.
    »Sie sind wegen des Babys hier?«
    »Genau.«
    Chang warf seiner Frau einen kurzen Blick zu.
    »Wollen Sie das Mädchen mitnehmen?«, fragte Sachs.
    »Das müssen wir.« »Kann sie nicht bei den Changs bleiben?«
    Wilson schüttelte mitfühlend den Kopf. »Leider nicht. Die Leute haben keinen Anspruch auf die Kleine. Sie gilt als verwaiste ausländische Staatsbürgerin und wird nach China zurückkehren müssen.«
    Sachs nickte langsam und winkte die Sozialarbeiterin ein Stück beiseite. »Es ist ein kleines Mädchen«, flüsterte sie. »Wissen Sie, was einem kleinen verwaisten Mädchen in China droht?«
    »Sie wird adoptiert.«
    »Vielleicht«, erwiderte Sachs vielsagend.
    »Davon weiß ich nichts. Ich weiß nur, dass ich das Gesetz befolgen muss. So etwas kommt andauernd vor, und wir haben bei der Rückführung der Kinder in die Empfängerländer noch nie von Problemen gehört.«
    Empfängerländer ... Dieser Begriff gefiel Sachs genauso wenig wie Coes barsche »Illegale«. »Haben Sie nach der Rückkehr jemals auch nur irgendetwas gehört?«, fragte sie.
    Wilson zögerte. »Nein.« Sie nickte dem INS-Agenten zu, der sich daraufhin auf Chinesisch an die Changs wandte. Mei-Meis Gesicht erstarrte, aber sie nickte und reichte das Kind an die Sozialarbeiterin weiter. »Wird sie.«, setzte Mei-Mei an. Dann runzelte sie die Stirn und schien nach den richtigen englischen Worten zu suchen.
    »Ja?«, fragte Wilson.
    »Wird man sich kümmern gut um sie?«
    »Ja, das wird man.«
    »Sie sehr gutes Baby. Hat Mutter verloren. Bitte sorgen dafür, dass man sich kümmert gut.«
    »Ich sorge dafür.«
    Mei-Mei sah das Mädchen lange an und drehte sich dann zu ihrem jüngsten Sohn um.
    Wilson nahm Po-Yee auf den Arm. Die Kleine sah Sachs' rotes Haar und streckte neugierig die Hand danach aus. Als sie an einer Strähne zog, lachte Amelia. Die Sozialarbeiterin ging auf ihren Wagen zu.
    »Ting!« Die Stimme der Frau klang aufgeregt. Sachs erkannte das Wort für »Warten Sie« oder »Halt«. Chang Mei-Mei hatte etwas in der Hand.
    »Ja?«
    »Da ist noch was.« Mei-Mei gab Wilson ein schlichtes ausgestopftes Spielzeugtier. Eine Katze, glaubte Sachs.
    »Sie mag das. Macht ihr Freude.«
    Wilson nahm es und gab es Po-Yee.
    Die Augen des Kinds waren auf das Spielzeug gerichtet, die Augen Mei-Meis auf das Mädchen.
    Dann schnallte die

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