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Das Gesicht des Teufels

Das Gesicht des Teufels

Titel: Das Gesicht des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Cordes
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Er schmunzelte ein wenig, doch Hanna sah an seinem Blick, wie sehr ihn ihre Worte beunruhigten. Für eine Weile wurde es still. Magdalena kratzte sich eine schorfige Stelle am Arm auf, Ursula trommelte mit den Fingern auf ihr Knie.
    Nach einer Weile warfen Bernward und sie sich verstohlene Blicke zu.
    Sie sehen aus, als würden sie sich am liebsten die Kleider vom Leib reißen, dachte Hanna. Es muss Bernward mächtig ärgern, dass Magdalena hier Quartier genommen hat. Vielleicht sollten wir die beiden einmal für ein Stündchen allein lassen?
    Sie erhob sich. «Wenn Bernward mit uns zu Abend essen möchte, müssen Magdalena und ich noch einmal schnell ins Dorf, nicht wahr, Magdalena?»
    «Aber natürlich. Es fehlt an allem. Komm, lass uns gleich aufbrechen.»
     
    Sie hatten bei Imke, der Frau des Hufschmieds, Quark, Käse und Eier gekauft und waren auf dem Rückweg. Vor gut zwei Stunden waren sie vom Wachsenberg aufgebrochen, jetzt läuteten die Glocken der Heilig-Kreuz-Kirche bereits zur Vesper.
    «Also, sollte der Hegemeister noch da sein: Wir stellen uns dumm.»
    «So ist es», antwortete Magdalena. «Wir gucken nicht und machen keine anzüglichen Bemerkungen.»
    «Verstehen wir uns also mal wieder. Wie gut, dass Imke so viele Hühner hat. Ich glaube, am liebsten hätte sie eines geschlachtet und uns verkauft. Aber heute für die Nacht habe ich Appetit auf Spiegeleier.»
    Hanna lupfte das Tuch vom Korb und erfreute sich an den zwei Dutzend Eiern, die weich auf einem Leinentuch voller Quark lagen.
    «Dir die Eier, mir Quark und Käse. Was glaubst du, wie hungrig Ursula sein wird? Und die Männer wollen ja sowieso, dass wir Frauen ihnen Essen machen. Da wird unser Herr Hegemeister keine Ausnahme sein.»
    Die Frauen schauten sich an und lachten.
    Aber Magdalena hatte sich getäuscht: Bernward war bereits fort. Ursula lüftete gerade einen Meiler, die Erde um den anderen, der allmählich abgeerntet werden konnte, war frisch gefegt.
    «Was ist das denn nun schon wieder? Hat er’s nicht gebracht?», nuschelte Magdalena.
    Natürlich war auch sie nicht auf den Kopf gefallen, sie hatte sich einiges von Ursulas Direktheit abgeschaut. Jetzt schien es Hanna, als wolle sie sie noch überbieten.
    «Man könnte es fast meinen», murmelte sie – und erschrak, als Ursula sich zu ihr und Magdalena umwandte. Das Gesicht ihrer Ohrenbacher Freundin sah alles andere als glücklich aus. Und das nicht, weil Stirn und Wangen rußverschmiert waren. «Geht es dir nicht gut?», rief Hanna besorgt. «Habt ihr euch gestritten?»
    Statt zu antworten rannte Ursula auf Hanna zu und nahm sie aufschluchzend in die Arme. «Ach, Hanna! Ja, wir haben uns gestritten. Ich hab Bernward heftige Vorwürfe gemacht, dass er euch einfach hat gehen lassen. Die ganze Zeit war ich in Sorge.»
    «Aber warum denn? Wir dachten, dass ihr ein wenig für euch sein wolltet.»
    «Ach Hanna, ich versteh die Männer einfach nicht. Angst zuzuschlagen, wenn ihnen etwas nicht passt, haben sie nicht. Aber gibt es wirklich was Wichtiges, muss man ihnen jedes Wort aus der Nase ziehen. Hinterher dann kratzen sie sich mit der Ausrede am Kopf: Ich wollte doch nur, dass ihr euch keine Sorgen macht. Himmel, diese Dummköpfigkeit!»
    «Würdest du uns jetzt bitte sagen   …»
    «Ja, also   … Weißt du, wer sich in Detwang blicken ließ, als dein Ritter mit dir in der Wildnis war?»
    «Sag’s mir.»
    «Deine Lieblingsfeindin Frederike von Neustett! Siehst du? So sehr macht sie sich noch Hoffnungen auf deinen Ulrich. Aber als Frau von Detwang ihr reinen Wein einschenkte, dass Ulrich sich ein für alle Mal für dich entschieden hat, soll diese Frederike den Verstand verloren haben – zumindest ist sie ohnmächtig geworden. Am nächsten Tag dann floh sie zurück nach Neustett   … aber nur, um gestern mit ihren Eltern zurückzukehren. Bernward war gerade zu Besuch, um die Detwanger vor einer Meute Ausgestoßener und Wilderer zu warnen, die noch gewalttätiger seien als die aufständischen Bauern.»
    «Jaja, so sind die Gerüchte.» Hanna war wie vor den Kopf geschlagen. Denn wenn Frederike jetzt sogar mit ihren Eltern bei Ulrichs Mutter vorstellig wurde, war dies allemal ein schlechtes Zeichen. Zwar war sie sich Ulrichs Treue sicher, aber sie ahnte, dass Frederike alle Mittel ergreifen würde, ihr Glück zu zerstören, selbst um den Preis, dass Ulrich sie dann für immer hasste. Trotzdem fasste sie sich schnell. Mutig fragte sie: «Hat Bernward auch erzählt, was Frederikes

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