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Das Gesicht des Teufels

Das Gesicht des Teufels

Titel: Das Gesicht des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Cordes
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geheimnisvollen Köhlerin. Jetzt sagt bitte nicht, Ihr seid deren düsteren Gesichten erlegen. Ritter von Detwang   … ich bitte Euch, denkt mal darüber nach, auf wen Ihr Euch da beruft.»
    Dröhnendes Gelächter machte die Runde. Ulrich aber ließ sich nicht provozieren. Ruhig ließ er seinen Blicküber die grinsenden Gesichter der Ratsversammlung gleiten und rief: «Wohlan, dann stimme ich dafür, dass unser Rothenburg sich von den Hörnern des Geyer’schen Widders in den Abgrund stoßen lässt. Jeder ist sich schließlich selbst der Nächste. Wir, die Besitzenden, fallen vor Euch, Ritter von Geyer, auf die Knie. Denn Ihr bewahrt uns mit Eurem Ehrenwort vor weiteren Plünderungen. Wir dürfen unseren Wein wieder allein saufen, der rote Hahn geht in der Hege schlafen, und in den Klöstern wird wieder gebetet und nicht gebangt.»
    Ulrich trat auf Florian Geyer zu und beugte vor ihm das Knie.
    Die Ironie seiner Antwort löste ein wüstes Palaver aus. Die einen schrien, er spreche wie ein Narr, was angesichts des Ernstes der Lage eine bodenlose Unverschämtheit sei, anderen lachten so, dass sie sich die Bäuche halten mussten. Der blinde Mönch legte die Hände zusammen und erging sich in einem Preisgebet: dass noch Zeichen und Wunder geschähen, endlich auch die Deutschherren verstünden, welche Politik gut und gerecht sei.
    Niemand jedoch wollte die Ohnmacht begreifen, die aus diesen Worten sprach. Ulrich aber war der unsinnigen Beschlüsse müde. Er erhob sich und wollte sich gerade einen Weg durch die Menge bahnen, da zerbarst mit lautem Krachen ein Wasserkrug.
    Jacob Aufreiter hatte ihn mitten in die Versammlung geworfen. Wasser und Tonscherben spritzten umher, auch Ulrich bekam etwas davon an sein Wams.
    «Ritter von Detwang, Ihr seid ein Teufel! Glaubt Ihr, wir durchschauen diese Eure rhetorischen Kunststückchen nicht? Aus Euch spricht der Verrat! Eure Hexe hat Euch Angstvisionen in die Seele gepflanzt. Wir Aufrechten aber stehen zusammen: Wir fürchten weder die Schwarzen Haufen Ritter Geyers noch Taubertaler Bauern, Häckeroder stinkendes ketzerisches Laienvolk. Wir kämpfen Seite an Seite gegen die, die unser Hab und Gut bedrohen.»
    «So? Wo wart Ihr dann, als Wilderer und Strauchdiebe in Steinbach einfielen? Wo war der Schutz Eures stadtrichterlichen Arms, als Eure Schwiegereltern erschlagen wurden, von wem auch immer? Wo waren die Büttel, als unsere Klöster geplündert wurden? Und was sagt Ihr denen, die hinter Eurem Rücken munkeln: Warum blieben eigentlich seine Keller verschont, seine Gehöfte ungeplündert? Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd’ andere an! Damit dies Sprüchlein für Euch wahr werden konnte, habt Ihr vorausschauend in bitteren Notzeiten Korn gespendet. Aber wen habt Ihr bezahlt? Den Gessler-Müller, bekanntlich auch Herren-Müller genannt, weil er für uns Deutschherren Korn mahlt. Dumm nur, dass dieser Gessler-Müller jetzt zum Schwarzen Haufen zählt und das Korn nicht so richtig koscher war. Die Silberpfennige freilich, die Ihr dafür berappt habt, stimmten ihn und seine Mannen milde. Wer weiß: Vielleicht haben die Taubertaler Haufen Euch als Einnahmequelle entdeckt? Nach der Art: Du, Bruder Jacob, du hast doch hier den Hühnerhof und dort die Schweinescheuer   … sag mal, was ist dir das eigentlich wert?»
    Die Worte sprudelten nur so aus Ulrich heraus. Er klang zu ungestüm und aufgebracht, als dass Aufreiter sich die Blöße gab, ihn zu entkräften. Lächelnd stand er da, schüttelte fassungslos den Kopf und schaute gen Himmel   – Gesten, die besagten: Jetzt seid ihr Zeugen ihres verleumderischen Zaubers geworden. Seht ihr, wie sehr sie ihm bereits zugesetzt hat, die Hexe Völz?
     
    Zur selben Zeit schlenderte Hanna durch den Obstgarten des Detwang’schen Guts. Es war windstill und mild, wenn der Himmel auch wie mit grauer Farbe gestrichen aussah.Zum Ausgleich roch die Luft angenehm würzig, und hier im Obstgarten war sie sogar wunderbar süß. Bienen und Hummeln summten, und als sie einige Gänseblümchen und Butterblumen betrachtete, schien es ihr, als würden sie ihr zulächeln.
    Wie friedlich hier alles aussieht, dachte sie. Dabei tobt jetzt woanders der Krieg. Bauern und Häcker sterben, Frauen werden Witwen, Kinder Waisen. Aber des einen Leid ist des anderen Glück. Ohne die Aufstände säße ich noch angekettet im Weibersturm.
    Aber keine bösen Gedanken jetzt.
    Hanna schnupperte an den Apfelbaumblüten und staunte über das buschig strahlende

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