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Das Gesicht des Teufels

Das Gesicht des Teufels

Titel: Das Gesicht des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Cordes
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Schwäbischen Bund bei? Wann endlich beginnt ihr, gegen die Aufständischen zu kämpfen?
     
    «Katharina, habt Ihr das Gefühl, Ulrich hat sich von mir entfremdet?»
    Katharina von Detwang schaute von ihrer Stickerei auf und legte sie schließlich zur Seite. Sie schaute Hanna mitfühlend an, aber dann antwortete sie gleichmütig: «Das musst du ihn schon selbst fragen.»
    Beschämt senkte Hanna den Kopf. Seit einer Stunde saß sie mit Ulrichs Mutter in der Stube. Diese hatte ihr weiße Taschentücher hingelegt, die sie mit dem Wappen der von Detwangs besticken sollte. Hanna plagte sich mit der Arbeit. Auch wenn sie am Wachsenberg immer viel mit Nadel und Faden zu tun gehabt hatte, sticken war etwas anderes, als Löcher zu stopfen.
    Sie hob noch einmal den Kopf: «Euch hat er also nichts gesagt?»
    «Nein, aber auch wenn, Hanna: Ich würde es nicht so ohne weiteres ausplaudern.»
    «Ausplaudern? Verzeiht, aber so hätte auch Agathe gesprochen. Ich weiß ja, wer ich bin. Warum muss ich es jeden Tag aufs Neue fühlen?»
    «Dummes Ding.» Katharina von Detwang erhob sich und öffnete das Fenster. «Glaubst du wirklich, Ulrich ist jetzt schon wankelmütig? Er hat sich für dich entschieden, Hanna. Zweifel du nicht an ihm.»
    «Es ist nur   … seit dem Brief an den Markgrafen läuft er herum, wie ich es noch nie bei ihm erlebt habe. Sein Lächeln ist traurig, seine Umarmungen sind verzagt, dann wieder so fest, als wäre es das letzte Mal. Fast habe ich das Gefühl, er geht mir aus dem Weg. Als ob er ein schlechtes Gewissen hätte. Hat Aufreiter ihm gedroht? Oder etwas in der Hand gegen uns, was Ulrich mir nicht sagen will? Wenn er doch bloß etwas erzählen würde! Warum müssen Männer immer alles mit sich allein ausmachen!»
    «So sind sie eben. Aber es gibt auch andere.»
    «Wen denn?»
    «Den Hegemeister zum Beispiel. Er kommt gerade.»
    «Ausgerechnet er? Bernward?»
     
    Der Hegemeister schien es mal wieder eilig zu haben, so eilig, dass er sämtliche Formalitäten beiseiteließ. «Frau von Detwang?», kündigte er sein Kommen schon im Hausflur an und rief laut: «Gustav? Schnell, bring mir Wasser und Wein! Ich verdurste!»
    Er rannte die Treppe hinauf, räusperte sich und platzte, ohne anzuklopfen, in die Stube: «Zum Henker, ich bin zu alt für diese Zeiten.» Er packte die Lehne eines Stuhls, riss ihn herum und ließ sich hineinfallen. Seine Miene war so grimmig wie verschwitzt, und seine geschwollenen Finger schienen noch immer Zügel umfasst zu halten, so gebogen, wie sie aussahen. «Sie haben meinen Hegereitern die Gäule abgenommen, dann kamen sie zu mir   … aber ich lass nun nicht alles mit mir machen. Zwar bin ich mit ihnen in den Stall, aber da mein Brauner noch vom Morgenritt aufgezäumt war   … ab durch die Mitte. Einer von den Geyer-Leuten hat einen Huf in   … also in die Leiste bekommen. Ich kann nur für ihn hoffen, dass er bereits Vater ist.»
    Er lachte schadenfroh, da brachte der KammerdienerWein und Wasser. Bernward stürzte zwei Becher herunter und leckte sich die Lippen.
    «Diese Geschichte also wolltet Ihr loswerden.» Ulrichs Mutter lächelte spöttisch. «Vielen Dank. Sonst gibt es nichts zu berichten? Oder anders gefragt: Wer jetzt noch etwas hat, soll den Geyer’schen Haufen wohl freiwillig die Türen aufschließen? Nach der Erkenntnis: Wozu mit Gewalt raffen, wenn jetzt alles im Dienst der gemeinsamen Sache geplündert werden kann? Schließlich hat Rothenburg, wie ich von meinem Sohn weiß, sein Herz endgültig an die Aufständischen verschenkt.»
    «Das wäre diesen verblendeten Strauchdieben am liebsten.» Schniefend rieb Bernward sich mit dem Fingerknöchel ein Auge, zwinkerte und blinzelte. «Aber was die meisten von ihnen noch gar nicht wissen: Ich habe zuverlässige Kunde, dass es die ersten großen Gemetzel gegeben hat. Truchseß von Waldburg ist mit viertausend Reitern und etlichen Kanonen gegen die Haufen vor Böblingen und Sindelfingen vorgegangen. Sie sollen dreitausend Bauern hingemäht haben. Aber nicht nur das: In einem Taubenschlag hatte sich einer von den Burschen versteckt, die in Weinsberg Graf Helfenstein durch die Spieße jagten. Ein dummer Junge hat diesen Kerl verraten   …»
    Bernward schwieg abrupt. So begeistert er gerade noch geklungen hatte, mit einem Mal sah er grau aus. Von einem Moment auf den anderen schien er um Jahre gealtert. Er schenkte sich nach und trank in großen Schlucken seinen Becher leer.
    «Ihr wisst noch mehr, Hegemeister, nicht

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