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Das Gesicht des Teufels

Das Gesicht des Teufels

Titel: Das Gesicht des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kay Cordes
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worauf es wiehernd davongaloppierte, und rannte auf den Komposthaufen zu. Dort riss er die Mistforke heraus und stellte sich Babur entgegen, der mit Leichtigkeit über das Gatter gesprungen war. Zähnefletschend sprang dieser um ihn herum, wobei Jobst Gessler sich mit ihm im Kreis drehte, die Zinken der Forke immer wieder drohend gegen ihn vorstoßend.
    Marie rief Babur zurück, doch er gehorchte nicht.
    Erst als sich ihre und Hannas Stimmen schier überschlugen, gab er nach. Knurrend und mit gesträubtem Nackenfell kehrte er widerstrebend Pferdekoppel und Müller den Rücken und rannte zu ihnen zurück. Auf halber Strecke drehte er sich noch einmal knurrend um, doch nur wenige Augenblicke später war er an Maries Seite. Beruhigend redete sie auf ihn ein und streichelte ihm über den Kopf. Hanna fasste ihn am Halsband und sah aus den Augenwinkeln, wie der Müller die Forke laut fluchend in den Komposthaufen stach. «Drecksköter, elender! Und du, Hanna Völz, wirst deinen Stolz noch bereuen, das schwöre ich!»
    «Sei froh, wenn ich dich nicht anschwärze, Müller», rief Hanna.
    «Tu’s doch!», gab Jobst Gessler höhnisch zurück. «Aber vergiss nicht zu erzählen, dass ich euch mit meinem Geld die Goltz und andere vom Hals halte.»
    Er zog die Forke wütend aus dem Komposthaufen und stach sie mit aller Kraft in den Boden – und das war ein Fehler. Wie vom Blitz getroffen riss sich Babur von Hanna los und hetzte mit gewaltigen Sätzen auf den Müller zu.Jobst Gessler packte den Stiel der Forke, doch die steckte zu fest im Boden, als dass er sie mit einem Arm hätte herausreißen können. Als er dies viel zu spät begriff, hatte Babur bereits zum Sprung angesetzt. Der Müller konnte noch die Arme hochreißen, doch schon in der nächsten Sekunde prallte Babur gegen ihn. Hanna und Marie waren vor Schreck wie gelähmt. Die Schreie blieben ihnen im Hals stecken, als sie mit ansahen, wie Jobst Gessler strauchelte und auf den Rücken fiel.
    «Nicht! Aus!», fasste Marie sich zuerst, doch da hatte Babur den Müller bereits an der Schulter und biss einmal zu. «Aus, Babur! Schluss, aus!»
    Babur drehte den Kopf, knurrte furchteinflößend. Aber er ließ vom Müller ab und rannte zu Hanna und Marie zurück. Hastig strichen sie ihm über den Kopf. «Babur, das hättest du nicht tun dürfen», murmelte Hanna.
    «Immerhin hat dich der Müller eingesperrt und fast vergiftet!», stieß Marie trotzig hervor.
    «Sicher, aber er ist stärker.»
    «Wieso? Babur hat ihn doch besiegt!»
    «Marie, Dummerchen. Ich meine doch, dass der Müller viel Geld hat. Damit kann er alles behaupten und jetzt darauf bestehen, dass Babur   …»
    Sie brach ab.
    «Was?»
    «Ach nichts.»
    «Doch, ich versteh dich ganz genau. Aber dazu müssen sie ihn erst einmal fangen.»
    «Sehen wir lieber zu, dass wir nach Hause kommen.»
    Hanna beobachtete Jobst Gessler, der sich wieder hochrappelte und behutsam die Schulter kreisen ließ. Dann kann der Biss nicht tief gewesen sein, dachte sie erleichtert. Bestimmt hat auch das dicke Wams Schlimmeres verhindert.
    «Das tut mir leid, Jobst Gessler. Aber wie man in den Wald hineinruft   … Ihr hättet mir das nicht antun dürfen.»
    «Rache ist süß, Hanna Völz. Mach, dass du fortkommst, sonst geschieht jetzt ein Unglück. Aber dieser Köter geht tot. Das schwöre ich beim heiligen Kreuz von St.   Jacob.»
    Hanna packte den Hund am Halsband und zerrte ihn auf den Weg in Richtung Brücke. Erst auf der anderen Seite des Flusses, auf Höhe der Kobolzeller Kirche, ließ sie ihn wieder los. Babur sah fast aus, als strahlte er, und tat, als könne er kein Wässerchen trüben.
    «So, jetzt können wir endlich Würste kaufen.»
    «Du, ich hab gerade einmal vier Heller dabei   …»
    «Und wenn ich zehn dazulege?»
    «Willst du mir erzählen, du hättest Geld?»
    «Stehen bleiben und Augen zu.» Marie machte einen Luftsprung und griff in die Kitteltasche. «Und jetzt Augen auf!»
    Triumphierend präsentierte sie ihrer Schwester ihre Münzen.
    «Wo hast du die denn her?»
    Marie drehte sich ein paarmal jauchzend um die eigene Achse. «Ich hab die Wachsenberg-Fee getroffen. Sie hat gesagt, am Karrachgraben liegt ein Schatz.»
    Hanna stemmte die Arme in die Seite. «Marie, schwindel nicht. Sonst klopft nächste Nacht der Teufel an unsre Tür.»
    «Wieso denn?»
    Hanna seufzte. «Weil er mich dafür bestrafen will, dass ich dir das Schwindeln nicht verboten hab.»
    «Also gut.» In wenigen Worten erzählte ihr Marie,

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