Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
Beute verübt hatte, brach er am 19. Juni 1959 in das Gebäude der Bundesbahndirektion Karlsruhe ein. Dort fiel ihm ein Bargeldbetrag von 541,30 D-Mark in die Hände. Gerade als er das Geld an sich nehmen wollte, kam ein Beamter des Nachtdienstes hinzu. Diesen bedrohte er mit der Schusswaffe und zwang ihn, ein Fenster für seine Flucht zu öffnen. Pommerenke konnte anschließend problemlos flüchten.
Noch am gleichen Tag fuhr der Serienmörder nach Hornberg im Schwarzwald, wo er bei einem Schneidermeister einen Anzug bestellt hatte, den er mit dem geraubten Geld nun auch bezahlen konnte. Dabei unterlief ihm ein verhängnisvoller Fehler. Er ließ in dem Geschäft versehentlich das abgesägte Kleinkalibergewehr zurück, das er paketartig in Zeitungspapier gewickelt hatte. Als der Schneider Minuten später auf den eigenartig verpackten Gegenstand aufmerksam wurde und nachsah, fuhr ihm ein Schreck durch die Glieder. Aber er machte das einzig Richtige und verständigte sofort die Polizei. Es dauerte nicht lange, bis die mit dem Fall befassten Kriminalbeamten schlussfolgerten, dass es sich bei dem Gewehr um die Tatwaffe handelte, die bei dem Raub auf die Bundesbahndirektion Karlsruhe verwendet worden war.
Nach dem seltsamen Kunden des Schneiders wurde fieberhaft gefahndet. Schon nach kurzer Zeit und noch am selben Tage konnte Pommerenke ausgerechnet in dem Friseursalon festgenommen werden, in dem ehemals sein zweites Mordopfer, die 18-jährige Gabriele Stock, gearbeitet hatte. Er wollte sich dort die Haare schneiden lassen.
Bei seinem späteren Geständnis gab er zu, dass er unmittelbar danach seinen fünften Mord begehen wollte. Er plante, jene Frau noch einmal aufzusuchen und endgültig zum Schweigen zu bringen, die ihn wohl als Einzige richtig gesehen hatte und ihn vermutlich auch wiedererkennen würde. Es war Annemarie Kleiner, die er 20 Tage zuvor, am 30. Mai 1959, in ihrer Wohnung in Singen am Hohentwiel überfiel, nachdem er sie längere Zeit auf ihrem Nachhauseweg verfolgt hatte.
Damals, so warf er sich selbst vor, habe er den Fehler gemacht, das Licht in dem Zimmer einzuschalten, bevor er sich dem Opfer genähert hatte. Annemarie Kleiner überlebte bekanntlich nur, weil sie durch das Anschalten des Lichtes erwachte und weil Pommerenke während des anschließenden Kampfes vom Sofa auf den Boden stürzte und die Frau diese Gelegenheit wahrnahm, aus Leibeskräften zu schreien, so dass der Mörder gezwungen war, sofort zu flüchten, wollte er nicht von Hausmitbewohnern entdeckt werden.
Nach seiner Verhaftung wurde sehr schnell festgestellt, dass Pommerenke tatsächlich nach der Beschreibung des Bahnbediensteten als Täter für den in der Karlsruher Bundesbahndirektion verübten Raubüberfall infrage kam. Die Merkmale passten exakt auf Pommerenke.
Kriminalrat Zizmann war auf einer Dienstfahrt unterwegs, als er von der Festnahme Pommerenkes und den damit verbundenen Umständen erfuhr. Er unterbrach seine Fahrt und begab sich sofort zu der Polizeidienststelle, wo der vermeintliche Räuber festgehalten wurde.
Der Kriminalbeamte schien einen sechsten Sinn zu haben. Oder war es seine Spürnase, die ihm signalisierte, dass hier der Polizei ein großer Fisch ins Netz gegangen war? Der Zufall wollte es wohl auch, dass Kriminalrat Zizmann den Fall Sophia Rille bearbeitete, jenen Mord, bei dem Pommerenke sein Opfer aus dem Zug gestoßen hatte.
Als Zizmann dem Festgenommenen gegenübersaß, fiel ihm sofort eine Personenbeschreibung ein, die ein Fahrgast abgegeben hatte, dem damals Pommerenke in dem Zug aufgefallen war. Da, oder gerade weil der Festgenommene alles abstritt, was man ihm vorhielt, hakte Kriminalrat Zizmann mit der Verbissenheit eines erfahrenen Ermittlers nach. Er stellte fest, dass sich Pommerenke zur Zeit des Mordes an Gabriele Stock, die in dem Straßenwarthäuschen bei Hornberg getötet wurde, in der kleinen Stadt aufgehalten hatte.
Das waren die ersten konkreten Anhaltspunkte, die Zizmann und seine eilig einberufene Mordkommission motivierten, den immer noch leugnenden Pommerenke auf Herz und Nieren zu überprüfen.
Innerhalb der nächsten Tage forschten die Beamten mit einem noch nie dagewesenen Aufwand im bisherigen Leben des Tatverdächtigen und erstellten ein sogenanntes Bewegungsbild von ihm. Von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde verdichtete sich der Verdacht gegen Heinrich Pommerenke. Gleichzeitig wurde er immer wieder verhört. Der Tatverdächtige wies den Vorwurf des Mordes hartnäckig zurück,
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