Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
dann auch gleich darauf aus dem Wagen gezerrt.«
Soweit die Aussage des Amokschützen, die sich in großen Teilen mit den Aussagen der Tatzeugen deckte.
Entgegen den in Kriminalfilmen gezeigten Verhören, werden Vernehmungen bei der Kriminalpolizei sofort protokolliert. Das heißt, der Täter erzählt und eine Schreibkraft tippt nach Anleitung des vernehmenden Kriminalbeamten den Text Satz für Satz in die Maschine. Als Öhler schilderte, wie er die Frau auf dem Fahrrad erschoss, nahm dies die Schreibkraft so mit, dass sie einen Schock erlitt und nahe daran war, das Bewusstsein zu verlieren. Sie musste durch eine Kollegin ersetzt werden.
Das blutige und überaus schreckliche Resultat des Amoklaufes waren fünf Todesopfer und vier schwer verletzte Menschen.
Am ersten Tatort, der Aral-Tankstelle in Karlsruhe-Grünwettersbach, starb der 66-jährige Reinhold Weber. Bei seiner Obduktion wurden insgesamt drei Schussverletzungen festgestellt. Es handelte sich hierbei ausnahmslos um Durchschüsse. Ein Projektil hatte seinen rechten Oberschenkel durchschlagen und dabei teilweise den Oberschenkelknochen zertrümmert. Eine weitere Kugel drang an der Außenseite des Ellbogens ein und zertrümmerte den Knochen, bevor sie an der Innenseite wieder austrat.
Todesursächlich war jedoch ein Durchschuss im Thoraxbereich. Das Geschoss drang an der linken Seite in Höhe der zehnten Rippe ein und suchte sich seinen Weg durch Zwerchfell, Milz, Bauchspeicheldrüse und Leber. An der rechten Bauchseite trat die Kugel wieder aus dem Körper.
Durch die eingesägte Geschossspitze zerlegte sich das Projektil teilweise und beschädigte die inneren Organe in erheblichem Maße.
Reinhold Weber war jedoch nicht sofort tot. Trotz der schweren Verletzungen war er noch einige Zeit ansprechbar. Er wurde unverzüglich in die Klinik gebracht und notoperiert, konnte jedoch nicht mehr gerettet werden.
Zu den Schüssen auf Reinhold Weber befragt, sagte die Kassiererin der Tankstelle Folgendes aus:
» Ich habe gerade den mir bekannten Herrn Weber bedient. Er wollte nur eine Wertmarke zum Waschen seines Autos kaufen. Plötzlich stand dieser Mann vor mir. Er richtete seine Waffe direkt auf mein Gesicht und fragte mich mit lauter Stimme, wo der Schlüssel für den draußen stehenden BMW sei. Während ich mich bemühte, ruhig zu bleiben, schaute ich aus dem Fenster und antwortete ihm, dass draußen kein BMW stehe.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Herr Weber offensichtlich noch nicht bemerkt, dass ich bedroht wurde. Er war mit seiner Geldbörse beschäftigt. Als er schließlich aufschaute und den Mann wegen der Waffe zur Rede stellen wollte, schoss dieser aus kürzester Distanz sofort auf ihn. Ich habe zwei Schüsse wahrgenommen. Herr Weber kam nicht mehr dazu, den Täter anzusprechen. In panischer Angst rannte ich aus dem Kassenraum. Während meiner Flucht zu dem gegenüberliegenden Haus hörte ich es noch zwei- oder dreimal knallen.«
Riesiges Glück hatte Lothar Spitzer. Er war derjenige, auf den Öhler unmittelbar nach dem Verlassen des Kassenraumes aus zirka fünf Metern Entfernung schoss. Im Krankenhaus gab Spitzer später zu Protokoll:
» Ich hatte gerade mein Fahrzeug betankt und wollte bezahlen, als ich aus dem Kassenraum einen Knall hörte. Anschließend kam ein junger Mann heraus. Er hatte einen Revolver in der Hand. Plötzlich und ohne Vorwarnung zielte der Mann auf mich und schoss. Ich bemerkte den Einschlag des Geschosses in der rechten Hüfte und fiel zu Boden. Doch ich konnte sofort wieder aufstehen und hinter mein Fahrzeug flüchten. Kurz darauf hörte ich einen weiteren Schuss. Als ich dann zu dem Nachbaranwesen einer Firma rannte, um Schutz und Hilfe zu suchen, sah ich eine Frau am Boden liegen. Sie lag leblos in einer seltsam gekrümmten Haltung da.«
Wie bei der Notoperation festgestellt werden konnte, erlitt Lothar Spitzer lediglich einen Hüftdurchschuss, der zu keiner Zeit lebensbedrohlich war, da hierbei weder Arterien noch wichtige innere Organe verletzt worden waren.
Die Frau, auf die Öhler an der Tankstelle geschossen hatte, war die 30-jährige Maria Pieper. Auch sie hatte großes Glück. Die Kugel drang zwei Zentimeter neben ihrem Bauchnabel ein, verletzte im Bauchraum Darm, Magen und Harnleiter und blieb im Beckenknochen stecken. Die Verletzungen wurden zunächst als lebensgefährlich eingestuft. Nur durch eine erfolgreiche Notoperation konnte Maria Pieper gerettet werden. Sie war jedoch lange Zeit nicht vernehmungsfähig,
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