Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
da sie unter einem schweren Schock stand. Erst einen Monat später konnte sie schließlich befragt werden.
Zusammengefasst erklärte Maria Pieper Folgendes:
» Ich wollte gerade mein Fahrzeug betanken, als ich es knallen hörte. An Schüsse habe ich nicht gedacht. Aus Richtung Kassenhaus sah ich einen Mann auf mich zukommen. Er war nicht sehr groß, und ich hatte den Eindruck, dass ihm seine Kleidung etwas fällig war. An sein Gesicht kann ich mich nicht erinnern.
Mit beiden Händen umklammerte er eine Waffe, die er unvermittelt auf mich richtete. Ich schaute direkt in den Lauf des Revolvers. Reflexartig hielt ich meine linke Hand, in der ich die Geldbörse hatte, vor den Bauch. Dann hörte ich auch schon den Schuss. Zunächst spürte ich überhaupt nichts. Nicht einmal den Einschuss habe ich bemerkt.
Als ich an mir herunterschaute, sah ich, dass mein linker Daumen ganz zerfetzt war. Mein Pullover wies in Bauchhöhe ein Loch auf. Ich bin dann nach hinten getaumelt und umgefallen. Nun begann ich laut um Hilfe zu rufen. Explosionsartig setzten plötzlich wahnsinnige Schmerzen ein. Es dauerte eine Ewigkeit, bis endlich der Notarztwagen erschien.«
Einen Monat nach der Tat stand fest, dass der linke Daumen von Maria Pieper für immer entstellt und steif bleiben wird. Da ein innerer Bluterguss auf einen Nerv drückte, konnte sie außerdem bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht richtig gehen.
Der zweite Tatort befand sich auf der Kreisstraße zwischen Wolfartsweier und Hohenwettersbach. Wie Öhler angegeben hatte, erschoss er hier eine Fahrradfahrerin. Es war die 43-jährige verheiratete Monika Ahlers.
Hier Auszüge des sogenannten Tatortbefundsberichtes, der von den Beamten der Kriminaltechnik geschrieben wurde:
» Auf der westlichen Seite der Kreisstraße 9652 liegt in Seitenlage die Leiche der Monika Ahlers. Das Gesicht ist zunächst nicht zu erkennen, weil es größtenteils zum Boden gewandt ist und die halblangen, blonden, leicht gewellten Haare den übrigen Teil verdecken.
Die Beine sind stark angewinkelt und der linke Arm ist sonderbar nach außen gedreht, so dass die Handfläche der linken, auf dem Boden liegenden Hand nach oben zeigt. Der rechte Arm befindet sich fast gänzlich unter dem Körper. Am Fußende der Leiche liegt ein metallicrotes Damenfahrrad. Die Füße reichen in das Einstiegsdreieck des Fahrrades hinein.
Die Frau ist mit einer schwarzen Stoffhose und einer rosafarbenen, leicht gestreiften Bluse bekleidet. Sie trägt braune, offene Sandalen. Am rechten Ringfinger steckt ein Ehering. Der Mund ist spaltbreit offen. Leichenstarre ist noch nicht eingetreten, jedoch beginnen Totenflecken sichtbar zu werden.
An der rechten Rückenseite ist die Bluse insgesamt dreimal mit zirka zwölf Millimeter großen, kreisrunden Einschusslöchern perforiert. Sie liegen in nahezu gerader, vertikaler Linie untereinander. Der erste Einschuss befindet sich am oberen linken Schulterblatt. Etwa zehn Zentimeter darunter ist der zweite und 21 Zentimeter darunter der dritte zu sehen.
Bei genauerer Untersuchung der Leiche wird ein vierter Einschuss im Genick, knapp unter dem Kopfansatz festgestellt. Die Ausschusswunde befindet sich an der linken Hinterkopfhälfte, schräg über dem Ohr.
Eine weitere Ausschusswunde wird an der rechten Körperseite unterhalb der Achselhöhle festgestellt. Das hier ausgetretene Geschoss drang anschließend in die Innenseite des rechten Oberarmes und blieb dort, deutlich sichtbar, unmittelbar unter der Haut stecken. In der näheren Umgebung sind trotz intensiver Suche keine Geschosshülsen oder Projektile zu finden.«
Soweit Auszüge aus dem Bericht der Kriminaltechnik.
Obwohl Öhler für diesen Mord nur wenig Zeit benötigte, gab es erstaunlich viele Zeugen, die zum Tathergang wichtige Aussagen machen konnten.
Die 57-jährige Erika Brauner sagte aus:
» Gegen 17.10 Uhr befuhr ich von der Bergwaldsiedlung kommend mit meinem VW-Golf die Straße nach Karlsruhe-Durlach. Plötzlich sah ich einen grünen Passat und eine Radfahrerin entgegenkommen. Die beiden fuhren fast nebeneinander. Ich hatte den Eindruck, der Pkw-Fahrer wollte die Radfahrerin abdrängen. Dann hielt der Passat an und der Fahrer sprang heraus. Er hatte eine Waffe in der Hand und rannte der Fahrradfahrerin nach. Ich dachte, dass es sich wohl um einen Ehestreit handelte, und fuhr weiter.«
Der von Öhler als junger Mann beschriebene Fahrzeugführer, der nach den Schüssen als Erster an den Tatort kam, gab zu Protokoll:
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