Das Gesicht des Todes: Authentische Mordfälle (German Edition)
ließ er von ihr ab und verschwand spurlos. Die junge Frau war minutenlang nicht fähig, sich von der Stelle zu rühren. Dann musste sie sich übergeben. Als sie sich einigermaßen wieder gefasst hatte, wollte sie nur noch aus diesem Parkhaus hinaus. Sie traute sich jedoch nicht, den Fahrstuhl zu nehmen, und so ging sie zu Fuß, bis sie im zweiten Stockwerk auf ein älteres Ehepaar traf, dem sie sich anvertraute und das sie zur Polizei brachte.
Obwohl Nicole Eisner den Täter gut beschreiben und auch ein brauchbares Phantombild erstellen konnte, verliefen die Ermittlungen und die Fahndung nach dem unbekannten Täter erfolglos.
Bereits drei Wochen später beging Budde sein bis dahin schwerstes Verbrechen. Es war kurz nach 22 Uhr, als er wieder einmal zum Frankfurter Straßenstrich fuhr. Um zu vermeiden, dass sich die Dirnen das Kennzeichen seines Fahrzeuges merken konnten, suchte er sich eine Prostituierte aus, die etwas abseits von den anderen stand. Es war die 35-jährige Ilona Zabowski. Obwohl sie in der Branche schon zum alten Eisen zählte, war sie im Halbdunkel der Straßenlaterne immer noch eine auffallende Erscheinung. Sie war blond, groß, hatte eine tadellose Figur und war, wie alle ihre Arbeitskolleginnen, natürlich äußerst aufreizend gekleidet. Wie schon zuvor bei Nicole Eisner, fiel Budde sofort das rote, äußerst kurze Kleid ins Auge. Die Farbe Rot schien der Auslöser für seinen unbändigen Sexualtrieb zu sein.
Dass Ilo, wie sie in der Szene genannt wurde, schon etwas ausgezehrt aussah, weil sie über elf Jahre an der Nadel hing, konnte Budde auf den ersten Blick nicht sehen. Es wäre ihm auch gleich gewesen. Die Frau entsprach seinen Vorstellungen und nur das war wichtig.
Ilo hatte ihre Nachtschicht um 20 Uhr begonnen und hatte schon zwei Freier bedient. Die 200 D-Mark Dirnenlohn versteckte sie wie immer in ihrem rechten Schuh. Als Budde mit seinem Wagen neben ihr anhielt, die Scheibe herunterkurbelte und sie ansprach, dachte sie noch, dass es heute ausnahmsweise mal wieder gut lief. Der Freier machte zudem keinen schlechten Eindruck. Es war kein alter, schmieriger Knacker, sondern ein junger, gar nicht einmal schlecht aussehender Kerl. Bei dem dezenten Parfümgeruch, den sie wahrnahm, als sie sich durch das geöffnete Seitenfenster beugte, tippte sie auf Cerruti.
Wie schon so oft, wunderte sie sich, dass so ein Mann zu einer Nutte geht. Der hätte doch bestimmt keine Schwierigkeiten, auf die Schnelle eine andere Frau fürs Bett zu finden.
» Hallo, wie sieht’s aus, Mädchen, bist du gut drauf?«
» Na klar doch, mein Großer«, antwortete Ilo.
» Was nimmst du denn fürs Blasen?«
» ’nen Braunen, das ist Tarif«, erwiderte Ilo und dachte sofort: Aha, da liegt der Hase im Pfeffer. Das kriegt er wohl zu Hause nicht.
» Aber nicht, dass du mich enttäuschst, Mädchen. Ich will was für mein Geld, haben wir uns verstanden?«
» Du wirst zufrieden sein, das verspreche ich dir. Bei mir hat sich hinterher noch keiner beklagt.«
Ilo stieg zu Budde ins Fahrzeug. Wie üblich, dirigierte sie ihn zu ihrem in der Nähe gelegenen Stammplatz, und kaum war das Auto zum Stillstand gekommen, verlangte sie, wie üblich, gleich die 50 D-Mark von ihrem Freier. Budde gab ihr den Schein, und sie steckte ihn in den rechten Schuh. Anschließend verrichtete sie profihaft ihre Arbeit. Hierzu gehörte auch, dass sie dem Kunden ein Kondom überstreifte. Ilo gab sich alle Mühe, aber Budde kam auch nach 15 Minuten noch nicht zur Befriedigung.
» Das wird nichts«, stieß er schließlich verärgert hervor. » Ich will dich jetzt ficken.«
» Da musst du aber noch was drauflegen, Junge.«
» Sag mal, spinnst du!«, schrie Budde plötzlich äußerst aggressiv. » Du machst deine Arbeit unter aller Sau und willst dann nochmal abkassieren. Entweder du legst dich jetzt flach, oder es passiert etwas, hast du mich verstanden?«
Die letzten Worte kamen derart drohend über Buddes Lippen, dass Ilo wohlweislich jeden Widerstand aufgab und mit dem Kunden ohne Aufgeld den Geschlechtsverkehr vollzog. Nach ein paar Minuten verlangte er einen Stellungswechsel. Als Ilo zaghaft dagegen protestieren wollte, schlug ihr Budde mit voller Wucht die Faust ins Gesicht. Der Schmerz war so heftig, so furchtbar, dass sie für Sekunden meinte, das Bewusstsein zu verlieren.
Von da an machte Ilo alles, was der Freier von ihr verlangte. Sie wusste später nicht mehr, auf welche Weise sie von dem Täter im Einzelnen vergewaltigt wurde
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